Asalha Puja feiert den Tag, an dem der Buddha zum ersten Mal Unterweisungen gab und damit das Dhammarad in Bewegung setzte. An diesem Tag lehrte er das Dhammachakkappavatthana Sutta, die Sutta vom ersten Drehen des Dhammarades.

In Thailand gehört der Tag von Asalha Puja zu den drei wichtigsten Feiertagen. Die Leute kommen normalerweise in den Tempel und geben Almosenspeisen an die Nonnen und Mönche. Wie am Vesakha-Tag, dem Tag der Erleuchtung, werden dabei die acht Regeln eingehalten, denn an dem Tag multipliziert sich das heilsame Karma. Am Abend geht man drei Runden rezitierend um die Hauptstupa des Tempels und opfert Lotosblumen, Kerzen und Räucherstäbchen für den Buddha. Viele machen dabei auch gute Wünsche.

Nach seiner Erleuchtung überlegte Buddha, wem er seine Lehre weitergeben könnte, denn diese war so weit entfernt von allem normalen, menschlichen Denken, dass er dazu tendierte dieses Wissen nicht zu unterrichten. Zum Glück kam Sahampati, einer der Brahma-Götter, und bat Buddha zu lehren, denn es gäbe Wesen, „die nicht so viel Staub in ihren Augen hätten“ und seine Lehre daher verstehen würden.

Die Weitergabe der Lehre

Zuerst dachte Buddha an seine beiden Lehrer, die ihn vor seiner Erleuchtung unterrichtet hatten. Der erste Lehrer geleitete ihn bis zum vierten Jhana, also bis zur vierten Stufe der Vertiefungen. Mit seinem zweiten Lehrer gelangte er bis zur achten Stufe der Vertiefungen. Buddha erkannte, dass auch das achte Jhana noch nicht das Ende des Leidens war. Sein Geist war zwar unglaublich stark konzentriert, doch immer, wenn er aus der Vertiefung herauskam, war da noch Leiden. Diese beiden Lehrer wollte Buddha nach seiner Erleuchtung aufsuchen, da sie in der Lage sein würden, seine Lehre zu verstehen, doch beide waren bereits verstorben.

Da erinnerte sich Buddha an die fünf Asketen, die ihn begleitet hatten, als er seine strengen asketischen Praktiken ausübte. Der älteste dieser Asketen war Kondañña. Kondañña war der Astrologe, der seine Buddhaschaft vorausgesagt und mit ihm den väterlichen Palast verlassen hatte.

Diese Asketen hielten sich im Gazellenhain Isipatana in der Nähe von Varanasi auf. Also machte sich Buddha zu Fuß auf den Weg und erreichte nach zwei Monaten am Vollmondtag des Monats Asalha, den achten Monat im indischen Kalender, den Gazellenhain.

Als er sich den fünf Asketen näherte, waren diese am Anfang etwas verunsichert, doch als das friedliche Antlitz des Buddha sahen, standen sie alle auf, nahmen ihm seine Almosenschale ab und bereiteten ihm einen Sitzplatz. Buddha berichtete, dass er die Freiheit vom Leiden gefunden hatte. Zuerst wollten sie ihm nicht glauben. Als der Buddha sie aber fragte, ob er jemals zuvor zu ihnen gesagt habe, dass er die Wahrheit gefunden habe, beschlossen sie ihm zuzuhören.

Da begann der Buddha das Dhammachakkappavatthana Sutta zu lehren.

Das Dhammachakkappavatthana Sutta

Zuerst lehrte er den Asketen, dass der Weg darin besteht, zwei Extreme zu vermeiden: Den Weg des extremen Festhaltens an sinnliche Freuden und den Weg der extremen Selbstkasteiung, dass man sich also selbst Leid zufügt. Als nächstes lehrte er sie, dass sie den mittleren Weg beschreiten sollten.

Was ist der Mittelweg? Es ist der Weg, der zum Verlöschen des Leidens führt.

Der Edle Achtfache Pfad wird immer durch ein Rad mit acht Speichen dargestellt. Die erste Speiche des Edlen Achtfachen Pfades ist die rechte Ansicht, gefolgt von rechtem Denken – beide stehen für Weisheit. Die nächsten drei Speichen sind den ethischen Prinzipien zugeordnet – rechtes Handeln, rechte Rede und rechter Lebensunterhalt. Die letzten drei Speichen umfassen das Entwickeln von Geistesruhe – rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit und rechte Konzentration. Der Edle Achtfache Pfad ist der mittlere Weg.

Der Edle Achtfache Pfad wird angetrieben von dem Heilsamen (kusala) was man tut, sagt und denkt. Dies bringt das Rad des Edlen Achtfachen Pfades zum Drehen. Alles Unheilsame (akusala) im Handeln, Sprechen und Denken hält das Rad an.

Wie kann man diesen Weg nutzen? Wenn zum Beispiel Ärger aufkommt, bedeutet der Edle Achtfache Pfad, dass die Achtsamkeit vorhanden ist, sich des Ärgers bewusst zu werden. Die rechte Ansicht erkennt, dass ärgern nicht bringt, Ärger bringt nur Leid, für einen selbst und andere. Rechtes Bemühen bedeutet nicht, den Ärger zu unterdrücken oder ihm nachzugeben, sondern ihn mit rechter Sichtweise zu verstehen und loszulassen. Dann kann man die rechte Anstrengung unternehmen und Heilsames tun, indem man zum Beispiel einen guten Gedanken über die Person denkt, über die man sich geärgert. So entsteht keine Anhaftung am Ärger.

Rechte Sichtweise ist das Verständnis der Vier Edlen Wahrheiten, das zu rechten Gedanken oder Absichten führt.

Die Vier Edlen Wahrheiten

Der Buddha setzte das Rad des Dhamma mit der Erklärung der Vier Edlen Wahrheiten in Bewegung. Die Erste Edle Wahrheit lehrt uns, dass es Leiden gibt. Das ist eine Tatsache, die der Buddha feststellte. Er forderte uns nicht auf, das Leiden negativ zu betrachten. Das Leben selbst enthält Leiden oder Stress. Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden. Das Gleiche gilt für Schmerz, Kummer, Klage und Verzweiflung. Die Verbindung mit dem Ungeliebten ist Leiden. Die Trennung vom Geliebten ist Leiden. Nicht zu bekommen, was man will, ist Leiden. Zu bekommen, was man nicht will, ist ebenfalls Leiden. Das Festhalten an den fünf Aggregaten ist Leiden.

Die fünf Aggregate sind das, womit wir uns identifizieren. Das Selbst setzt sich aus dem Körper, den Gefühlen, der Wahrnehmung, den Gedanken und dem Bewusstsein zusammen. Das sind die Dinge, von denen wir glauben, dass sie uns ausmachen. Diese fünf Aggregate sind jedoch unbeständig und verändern sich ständig.

Die zweite edle Wahrheit erklärt den Ursprung des Leidens. Es ist das Anhaften an den fünf Aggregaten.

Die dritte Edle Wahrheit behandelt das Verlöschen des Leidens. Es ist wichtig zu erkennen, es gibt die Möglichkeit des Verlöschens des Leidens. Die vierte Edle Wahrheit zeigt den Weg, der zum Verlöschen des Leidens führt. Und dieser Weg ist der Edle achtfache Pfad.

Die erste der Vier Edlen Wahrheiten sollte man vollkommen verstehen. Die zweite Wahrheit sollte man aufgeben, loslassen. Die dritte Wahrheit sollte man erkennen und die vierte Edle Wahrheit, den Edlen Achtfachen Pfad, sollte man entwickeln, um das Dhammarad immer wieder zum Drehen bringen zu können.

Die Geburt der Sangha

Asalha Puja war auch der Tag, an dem die Sangha entstand. Den Dhamma gab es bereits, denn er ist immer da, er ist Natur. Den Buddha gab es seit Siddhartha am Vesakha-Tag erleuchtet wurde. Doch die Sangha fehlte noch. Sie entstand mit Kondañña am Tag des Asalha Vollmondes.

Kondañña war der einzige, der sofort verstand, alles was entsteht, vergeht auch. Damit war er der Erste der Sangha. Mit der Ehi-Bhikkhu Zeremonie wurde als Añña-Kondañña, Kondañña, der weiß, in die Sangha aufgenommen.

Nachdem Buddha das Rad der Lehre in Gang gesetzt hatte, riefen die Erdgötter: „So hat der Erhabene im Gazellenhain in Benares das unübertroffene Rad der Lehre in Gang gesetzt, welches nicht von einem Asketen, Brahmanen, Gott, Mara, Brahma oder irgendeinem in der Welt zurückgedreht werden kann.“ Der Ausruf erreichte die Götter der Dreiunddreißig, dann die Yama- und Tusita-Götter. Anschließend trugen die Nimmanarati- und die Paranimmitavasavatti-Götter den Ausruf weiter, bis er die Brahmakayika-Götter erreichte. Da erbebte die Erde und ein Licht in Regenbogenfarben durchdrang den gesamten Kosmos.

All das passierte am Vollmondtag des achten Mondmonats Asalha.