Die fünfte der zehn Vollkommenheiten im Buddhismus ist Viriya-Parami, was Ausdauer, Anstrengung und Energie bedeutet. Es ist die das Bemühen, Unheilsames zu vermeiden und den Geist von unheilsamen Zuständen, wenn sie auftauchen, zu reinigen. Es ist auch die Anstrengung Heilsames zu kultivieren und zu fördern. Ohne Anstrengung wird man es keinen Erfolg, keine guten Resultate geben.

Normalerweise geht unsere Anstrengung in die Richtung, irgendwelche Dinge zu bekommen oder etwas zu erreichen, wie etwa Ruhm, Erfolg, Ansehen und Reichtum. Das ist so das normale Streben von uns Menschen, in das wir unsere Energie stecken.

Wenn es um den Dhamma geht, so sollte diese Energie oder Anstrengung in die Richtung des Loslassens gehen. Vor allem gilt es die Unreinheiten, die in unserem Geist auftauchen, zu reinigen und zu reduzieren. Wir versuchen Hindernisse und unheilsame Dinge, loszulassen, friedlich zu sein. Wir benutzen Viriya, um gegen innere gewohnheitsmäßige Tendenzen zu arbeiten.

Viraya in den buddhistischen Lehren

Diese rechte Anstrengung oder Energie kommt im Buddhismus oft vor. In den 37 Erleuchtungsgliedern (bodhipakkiya dhamma) wird Viriya zumindest neun Mal erwähnt. Zudem in den vier Voraussetzungen der Erleuchtung (sammappadana), den vier Grundlagen geistiger Kraft (iddhipada), den fünf spirituellen Fähigkeiten (indriya) und in den fünf spirituellen Kräften (bala). Desweiteren in den sieben Faktoren der Erleuchtung (bojjhanga) und im Edlen Achtfachen Pfad als rechte Anstrengung (samma vayama).

In den vier Voraussetzung der Erleuchtung wird Viriya beschrieben, als Anstrengung die unheilsame geistige Zustände zu verhindern, die noch nicht entstanden sind, die Anstrengung unheilsame geistige Zustände aufzugeben, die schon entstanden sind, die Anstrengung nicht entstandene geistige Zustände zu kultivieren und die Anstrengung, heilsame geistige Zustände aufrecht zu erhalten, die bereits entstanden sind.

Das ist, wie einen Garten pflegen. Wenn man einen Garten hat, dann braucht man auch diese vier Arten der rechten Anstrengung. Die ersten beiden Ausrichtungen sind dafür da, Ungutes loszulassen, also zum Beispiel Unkraut loszulassen. Man sollte vermeiden, das Unkraut wächst. Man entfernt das Unkraut, das schon gewachsen ist. Das wären die ersten beiden Anstrengungen.

Der zweite Teil der sammappadana geht es darum, Heilsames zu fördern. In diesem Falle pflanzt man Gemüse, Früchte, Blumen, Kräuter und fördert diese Pflanzen. Wenn man also die Samen ausgesät hat, versuche man alles zu tun, dass sie auch gut wachsen. Man gießt und düngt sie. Dann erhält man als Resultat aromatische Früchte, köstliches Gemüse und wunderschöne Blumen.

Die fünf Hindernisse

In der Meditation ist es so, dass der erste, der negative Teil wäre, dass wir versuchen zu vermeiden, dass Hindernisse in unserem Geist auftauchen. Sie sind das Unkraut im Geist. Es gibt fünf Hindernisse: Ärger, Zweifel, geistige Unruhe, Müdigkeit, Trägheit.

Wenn wir meditieren, versuchen wir, das Auftauchen dieser Hindernisse zu vermeiden. Das ist die erste Anstrengung. Die zweite Anstrengung ist, Hindernisse, die schon aufgetaucht sind, zu überkommen. Die dritte Anstrengung wäre, Heilsames in die Meditation zu bringen. So strebt man danach, die sieben Erleuchtungsfaktoren (bojjhanga) im Geist auftauchen zu lassen.

Die sieben Erleuchtungsglieder sind Achtsamkeit (sati), Untersuchung von Dhammas (dhamma vicaya), Energie oder Anstrengung (viriya), Verzückung oder Freude (piti), Ruhe (passaddhi), Konzentration (samadhi) und Gleichmut (upekkha).

Dhamma vicaya bedeutet, sich die drei Charakteristiken Vergänglichkeit (anicca), Nicht-Selbst (anatta) und Leidhaftigkeit (dukkha) ins Bewusstsein zu holen und immer wieder darüber zu reflektieren.

Das sind Geisteszustände, die uns auf den Weg der Erleuchtung führen, zum Erwachen. Sie entsprechen dem positiven Teil. Daher versucht man so zu praktizieren, dass sie im Geist entstehen. Und wenn sie entstanden sind, versucht man sie zu fördern, da sie uns in unserer Praxis unterstützen.

Itipada – Die vier Grundlagen geistiger Kraft

Auf Pali wäre die vier mentalen Kräfte chanda, citta, viriya und vimamsa. Chanda könnte man als Vorliebe bezeichnen, man will etwas tun. Citta ist der Enthusiasmus. Man erkennt citta daran, dass man den ganzen Tag daran denkt. Schon am Morgen, wenn man aufsteht, denkt man daran, praktizieren zu wollen. Viriya ist dann die Energie, wirklich an die Arbeit zu gehen und zu praktizieren. Die Reflexion über die Praxis, immer wieder zu prüfen, ob man am richtigen Weg ist, ob man etwas verbessern könnte, wäre vimamsa.

Die rechte Anstrengung im Edlen Achtfachen Pfad

Die Anstrengung im Edlen Achtfachen Pfad ist, Unheilsames zu vermeiden und wenn es schon aufgetaucht ist, wieder loszulassen. Und um die Anstrengung Heilsames, dass noch nicht entstanden ist, zu kultivieren und bereits entstandenes Heilsames zu fördern.

Viriya ist wichtig im täglichen Leben. Das man zum Beispiel nicht dem Ärger folgt, wenn er auftaucht. Ärger wird auftauchen, dass lässt sich nicht vermeiden, dass ist eine alte Angewohnheit, die ihn in unserem Geist aufflammen lässt. Das Problem ist hier nicht, dass er auftaucht, sondern das wir zugreifen und dann aus dem Ärger heraus reagieren, sprechen oder handeln. Indem ich die Anstrengung mache, nicht mehr zu reagieren, füttere ich den Ärger nicht mehr. Wenn er beim nächsten Mal, in einer ähnlichen Situation erneut auftaucht, ist er geschwächt, weil ich ihn nicht mehr genährt habe.

Auch wenn Begierde auftaucht, muss man diesem Verlangen nicht sofort nachlaufen. Viriya hilft uns dabei.

Wenn wir in der Meditation merken, wir sind involviert in Gedanken und nicht fokussiert, dann bringen wir Energie auf, die Gedanken oder Zweifel loszulassen und kommen zurück in den gegenwärtigen Moment, um mit der Praxis fortzufahren. Das ist Viriya.

Wie entsteht Viriya? Wie kann ich Viriya fördern?

Buddha hat empfohlen, darüber zu reflektieren, was die Vorteile sind, jetzt zu praktizieren, jetzt zu üben. Wenn wir üben entsteht mehr Klarheit, Achtsamkeit und Ruhe und die sind essentiell für das Entstehen von Weisheit. Solche Reflektionen können Viriya fördern. Wir haben mehr Inspiration für die Praxis.

Buddha hat noch andere Techniken gelehrt, die uns helfen, unsere Energie zu fördern.

Buddhanusati – über die Qualitäten eines Buddha zu reflektieren. Dhammanusati – über die Qualitäten der Lehre zu reflektieren. Die beiden Methoden inspirieren uns, und das gibt Energie.

Dann gibt es die Möglichkeit, dass man sich selbst ängstigt. Dabei reflektiert man darüber, wie negativ sich Dinge auswirken können. Es gibt sehr leidhafte Daseinszustände. Man reflektiert, wie manche Tiere leben müssen, wie sehr sie leiden, und dass die Möglichkeit besteht, dass man auch selbst in so einer Existenz wiedergeboren wird. Oder wenn man über Höllenbereiche oder Hungergeister reflektiert. Das inspiriert, jetzt zu praktizieren, um nicht solches Leid erfahren zu müssen.

Kontemplation über die vier Grundgedanken des Vajrayana

Man kann auch über die vier Grundgedanken reflektieren, die im Vajrayana sehr wichtig sind und vor jeder Meditation reflektiert werden sollen.

Der erste Grundgedanke ist, sich klar zu machen, wie selten und kostbar es ist, dass man als Mensch geboren ist, weil man dadurch die Möglichkeit hat, mit dem Dhamma in Verbindung zu kommen, zu praktizieren und zu meditieren.

Inspirierend kann auch der zweite Grundgedanke sein, nämlich die Mediation über die Vergänglichkeit. Der Tod ist sicher. Das wissen wir alle, aber wir sind uns dessen nicht wirklich bewusst, denn wir reflektieren nicht genug darüber.

Der dritte Grundgedanke ist die Reflektion über die Realität von Ursache und Wirkung. Es kann inspirierend wirken, wenn wir uns bewusst machen, dass wir schon seit sehr langer Zeit Ursachen gesetzt haben, die sich irgendwann auswirken werden und man weiß nicht, was für Auswirkungen da noch auf uns zukommen werden. Daher wäre es jetzt ratsam, diese Anstrengung zu machen und zu praktizieren. Jetzt, wo wir noch halbwegs gesund sind und wir die Möglichkeiten haben dies zu tun.

Der vierte Grundgedanke ist, über die Nachteile des Samsara zu reflektieren. Darüber, dass sich alles ständig verändert, dass alles vergänglich ist, dass es mehrere Daseinsebenen gibt, in denen man wiedergeboren werden könnte und von denen manche sehr leidhaft sind. Samsara hat weder Anfang noch Ende. Mal wird man in einer höheren Ebene wieder geboren, mal in einem der unteren Bereiche, in denen man sehr viel Leid zu erdulden hat. Nur wenn man erwacht ist, kann man Samsara entkommen. Das sollte eine Inspiration zur Praxis sein.

Fazit

Zusammengefasst kann man sagen, Viriya ist die Energie, die uns hilft, gewohnheitsmäßige Muster in unserem Geist zu überkommen, mit unheilsamen Zuständen umgehen zu können und sie loszulassen und Heilsames in den Geist zu bringen und zu fördern.