Der Vesak-Tag ist ein bedeutender Tag für Buddhisten auf der ganzen Welt. Es ist der Vollmondtag des vierten Mondmonats, des Monats Vaisakh. Es ist der Monat, in dem der Buddha geboren wurde, die Erleuchtung erlangte und starb. In Thailand sagt man, der Buddha wurde vor 2564 Jahren geboren. Der Buddha war ein Prinz eines kleinen Shakyan-Königreiches in Kapilavastu – dem heutigen Lumbini in Nepal, das an Indien grenzt. Er war der erstgeborene Sohn von König Suddhodana und Königin Mahamaya und sie nannten ihn Siddhartha. Bei Siddharthas Geburt ließ der König 12 Astrologen ein Geburtshoroskop erstellen und alle sagten, dass er entweder zu einem Kaiser oder zu einem Buddha heranwachsen würde. Der jüngste Astrologe, Koṇḍañña, sagte, Siddhartha würde schließlich ein Buddha werden.

Das frühe Leben des Buddha

König Suddhodana wollte, dass Siddhartha ein König wurde und verhinderte, dass er Leiden sah. Er baute drei Paläste, jeder für eine der Jahreszeiten für den zukünftigen Buddha. Siddhartha genoss alle Arten von Luxus und Vergnügungen, die ein Mensch haben kann. Er wurde im Alter von 16 Jahren mit der Prinzessin Yasodhara verheiratet.

Im Alter von 29 Jahren gelang es Siddhartha, sich mit seinem Diener Chanda aus dem Palast zu schleichen, und er sah zum ersten Mal in seinem Leben einen kranken Menschen, einen alten Menschen und einen toten Menschen. Er fragte Chanda, ob es das Schicksal eines jeden sei, alt zu werden, krank zu werden und zu sterben. Chanda antwortete, dass es das Schicksal eines jeden sei, Krankheit, Alter und Tod zu erleiden. Siddhartha war sehr erschüttert, dass jeder, den er liebte, einschließlich er selbst, diese Lebensabschnitte erleiden musste. Später, Siddhartha sah einen Asketen und fragte er Chanda, was dieser unter dem Baum sitzend mache. Chanda antwortete, dass der Asket nach einem Weg suche, das Leiden zu überwinden.

Als Prinzessin Yasodhara einen Sohn zur Welt brachte, nannte Siddhartha ihn Rahula – was Fessel, Kette bedeutet. Er überlegte, dass sein Sohn für ihn eine Kette der Verbundenheit sein würde, wenn er das Neugeborene tragen würde. An dem Tag, an dem Rahula geboren wurde, verließ Siddhartha den Palast, um einen Ausweg aus Geburt, Krankheit, Alter und Tod zu finden. Er verschenkte seine Juwelen und Kleider und schnitt sich die Haare ab, um einen Lehrer zu finden, der ihn einen Weg heraus aus dem Leiden lehrte.

Die Suche

Siddharthas erster Lehrer war Alara Kalama, der ihn bis zur 4. Stufe des Jhana (4. meditative Vertiefung) lehrte. Siddhartha erreichte das 4. Jhana schnell, fand aber, dass es seine Leiden nicht lösen konnte. So verließ er Kalama und fand Uddaka Ramaputta, der Siddhartha bis zur 8. Stufe des Jhana lehrte. Siddhartha erreichte auch diese Stufe schnell, und sein Lehrer bat ihn, zu bleiben und im Ashram zu lehren. Der zukünftige Buddha lehnte ab, da er immer noch keinen Weg aus dem Leiden gefunden hatte.

Als Ramaputta ihm sagte, dass er ihm nichts mehr beibringen könne, brach Siddhartha auf, um sich in extremer Askese zu versuchen. Er wollte weder essen noch schlafen. Er würde sich auf ein Bein stellen und seinen Körper bestrafen, um das Leiden zu überwinden. Koṇḍañña, der Astrologe, der Siddharthas Erleuchtung vorausgesagt hatte, folgte dem zukünftigen Buddha zusammen mit vier weiteren Asketen, um auf die Erleuchtung des Prinzen zu warten. Siddharthas Praxis war so extrem, dass er sein Rückgrat spüren konnte, wenn er seine Finger auf seinen Bauch legte.

Der mittlere Weg

Eines Tages, als er unter einem Baum saß, hörte er auf dem Fluss einen Sitar-Lehrer seine Schüler unterrichteten, während das Boot vorbeifuhr. Der Lehrer sagte seinen Schülern, dass, wenn sie die Sitar gut spielen wollten, müssten sie die Saiten genau richtig spannen. Sind die Saiten zu locker, gibt es keinen guten Klang. Sind die Saiten zu fest angezogen, werden sie reißen. Siddhartha reflektierte über seine eigene Praxis und erkannte, dass er vor der Erleuchtung sterben würde, wenn er mit der extremen Askese fortfahre. Er erkannte, dass weder Vergnügungen noch die Askese das Leiden beenden. So beschloss Siddhartha, seine Askese durch Essen zu brechen.

Es begab sich, dass eine junge Frau namens Sujata zu dem Baum kam, um ihm eine besondere Opfergabe darzubringen, damit sei einen guten Ehemann und einen Sohn bekommen möge. Sie hatte Rahm von tausend Kühen dabei, den sie lange kochte und Honig hinzufügte. Da sie Siddhartha für den Baumgeist hielt, bot sie ihm die Speise in einer goldenen Schale an. Nachdem er gegessen hatte, kam er wieder zu Kräften. Er nahm die goldene Schale, ging zum Fluss und fasste einen Entschluss: “Wenn ich Erleuchtung erlangen sollte, dann möge diese Schale gegen den Strom schwimmen.” Er stellte die Schale in den Fluss und sie schwamm gegen den Strom des Flusses. Der Buddha ging anschließend nach Bodh Gaya. Die fünf Asketen verließen Siddhartha, nachdem er Nahrung zu sich genommen und seine Askese beendet hatte.

Die Erleuchtung

Siddhartha fand einen Baum in Bodh Gaya, unter dem er sich setzte. Er war entschlossen, nicht eher aufzustehen, selbst wenn sein Blut versiegen würde, bis er die Erleuchtung erreichte. Er erinnerte sich an seine Erfahrung des 1. Jhana. Als er als Kind während eines königlichen Pflugfestes unter einem Baum saß, driftete er in die meditative Vertiefung durch Entspannen. Siddhartha entspannte sich also und trat in das 1. Jhana ein und Wissen entstand in ihm. Im ersten Drittel der Nacht, erhielt er das Wissen über die vergangenen Leben. Er erinnerte sich an alle seiner vergangenen Leben und an die vergangenen Leben aller Wesen. Im zweiten Drittel der Nacht verstand er das Gesetz des Kamma. Im letzten Drittel der Nacht verstand er, wie man alle Anhaftungen überwindet, um die vollständige Freiheit vom Leiden zu erreichen.

Überwindung von Mara

Wenn etwas Besonderes wie dieses geschieht, werden Hindernisse oder Widerstände auftauchen. Das passiert nicht nur dem Buddha, sondern jedem von uns. Dies ist der Zeitpunkt, im dem wir Stärke zeigen müssen, diese zu überwinden und nicht aufgeben. Zu dieser Zeit erschien Mara (oder der Teufel). Er schickte seine drei schönen Töchter, um Siddhartha zu verführen. Aber Siddhartha blieb gleichmütig.

Mara schickte daraufhin eine Armee von furchterregenden Dämonen. Diese schoss brennende Pfeile auf den Buddha, der ruhig blieb und Metta (liebende Güte) sandte, wodurch sich die Pfeile in Blumen verwandelten. Obwohl es wie ein Märchen klingt, spiegelt die Begegnung Buddhas mit Mara unsere eigene Erfahrung in der Meditation wieder. Wir erleben Hindernisse wie sinnliche Begierde, repräsentiert durch Maras Töchter, und Angst oder Missgunst, Maras Armee. Wenn wir uns in der Meditation an sinnliche Erfahrungen klammern, kann es sein, dass wir daran hängen bleiben und unser eigentliches Ziel nicht erreichen. Wir können auch geistige Hindernisse erfahren, die uns Angst machen. Siddhartha blieb bei seiner Begegnung mit Mara inmitten von Lust und Angst gelassen. Er ging siegreich aus dem Zusammentreffen hervor und wurde zum Buddha mit vollständiger Erleuchtung.

Der Buddha blieb sieben Tage unter dem Bodhi-Baum sitzen. Dann ging er sieben Tage in der Nähe des Bodhi-Baumes auf und ab. Man kann immer noch den Weg sehen. Anschließend meditierte er sieben Tage lang im Stehen, dankbar den Bodhi-Baum dankbar, der ihn Schutz gewährt hatte. Die ersten Worte, die der Buddha aus der Erleuchtung herauskommend sprach, waren: “Hausbauer, du wirst gesehen. Du sollst kein Haus mehr bauen. Alle deinen Dachsparren sind zerbrochen, der Firstpfosten zertrümmert. Mein Geist hat das Bedingungslose erlangt. Erreicht ist das Ende des Verlangens.” Das ist der Geist, auf den sich der Buddha bezieht. Unser Geist baut immer Konzepte von “ich”, “mein” und “selbst” auf, die uns immer zum Leiden führen.

Das Drehen des Dhamma-Rades

Der Buddha dachte, dass das Wissen, das er erlangt hatte, für die Wesen schwer zu verstehen sei. Da kamen Sahampati, der König der Brahmanen, und Indra, der König der Devas, und baten den Buddha zu lehren, da es Wesen gibt, die wenig Staub in ihren Augen haben. Der Buddha stimmte daraufhin zu und er erinnerte sich an die fünf Asketen. Mit seinem inneren Auge erblickte er sie in Varanasi. Er ging zu ihnen, um sie in der Lehre der Vier Edlen Wahrheiten zu unterweisen. Dies setzte das Dhamma-Rad in Bewegung. Koṇḍañña, der Astrologe, erlangte als erster die erste Stufe der Erleuchtung und wurde somit der erste Schüler des Buddha.

Eine weitere wichtige Sache, an die man sich am Vesak-Tag erinnern sollte, ist der Eintritt des Buddha ins Parinibbana. Das geschah, als er 80 Jahre alt war, in Kushinagar. Er starb dort unter einem Sala-Baum und ging ins Nibbana ein. Seine Geburt, Erleuchtung und sein Tod fanden während des Vollmonds im vierten Mondmonat des Jahres statt.

Die Thailänder feiern den Vesak-Tag, indem sie die Tempel besuchen, um Verdienste zu erreichen. Doch während der Pandemie ist es sehr ruhig. Verdienste kann man erwerben, indem man ethische Prinzipien praktiziert, wie z.B. die Entscheidung, keinen Alkohol zu trinken. Alle Verdienste und Entschlüsse, die man macht, können sich vervielfachen. Oder man tut etwas Heilsames, um mit dem Feiern des Vesak-Tages die eigene Meditation zu unterstützen.

Ich wünsche Euch einen sehr schönen Vesak-Tag.