Ich habe gehört, dass der Erhabene einst in Nadika in der Backsteinhalle weilte. Dort

sprach er die Mönche an:

– „Mönche, die Achtsamkeit über den Tod – wenn sie entwickelt und verfolgt wird –

ist von großer Auswirkung und großem Nutzen. Sie hat die Unsterblichkeit als

ihr endgültiges Resultat. Und wie wird die Achtsamkeit des Todes entwickelt und

verfolgt, dass es so ist?“

“Es gibt den Fall, in dem ein Mönch, wenn der Tag vergangen ist und die Nacht

zurückkehrt, nachdenkt: ‚Vieles sind die möglichen Ursachen meines Todes.

Eine Schlange könnte mich beißen, ein Skorpion könnte mich stechen, ein

Tausendfüßler könnte mich beißen. So würde mein Tod eintreten. Das

wäre ein Hindernis für mich. Ich könnte stolpern und fallen, meine verdautes Essen

könnte den Körper aus dem Gleichgewicht bringen, meine Galle könnte provoziert

werden, mein Schleim könnte provoziert werden und die Winde im Körper könnten

provoziert werden. Auf diese Weise würde mein Tod eintreten. Das wäre ein

Hindernis für mich.’

Dann sollte der Mönch nachforschen: Gibt es irgendwelche unheilsamen

Eigenschaften, die von mir nicht aufgegeben wurden und die mich behindern würden,

wenn ich in der Nacht sterben würde?’

Wenn er beim Nachdenken erkennt, dass es unheilsame, unangenehme

Eigenschaften gibt, die von ihm nicht aufgegeben wurden und die ihn behindern

würden, wenn er in der Nacht sterben würde, dann sollte er zusätzliches Verlangen,

Anstrengung, Fleiß, Bemühen, ungeteilte Achtsamkeit und Wachsamkeit für das

Aufgeben dieser unheilsamen, unangenehmen Eigenschaften entwickeln.

Genau wie wenn eine Person, deren Kopf, deren Haar in Flammen steht, zusätzliches

Verlangen, Anstrengungen, Fleiß, Bemühen, ungeteilte Achtsamkeit und

Wachsamkeit hervorruft, um das Feuer auf ihrem Kopf, in ihren Haaren zu löschen,

sollte der Mönch zusätzliche Maßnahmen für Verlangen, Anstrengung, Fleiß,

Bemühen, ungeteilte Achtsamkeit und Wachsamkeit ergreifen, um dieselben

unheilsamen, unangenehmen Qualitäten aufzugeben.

Aber wenn er beim Nachdenken erkennt, dass es keine unheilsamen, unangenehmen

Eigenschaften gibt, die von ihm nicht aufgegeben wurden und die ihn behindern

würden, wenn er in der Nacht sterben würde, dann sollte er aus diesem Grund in

Freude und Entrückung verweilen und sich selbst Tag und Nacht in heilsamen Qualitäten

üben.

Außerdem gibt es den Fall, in dem ein Mönch, wenn die Nacht vergangen ist und der

Tag zurückkehrt, nachdenkt: ‚Vieles sind die möglichen Ursachen meines Todes. Eine

Schlange könnte mich beißen, ein Skorpion könnte mich stechen, ein Tausendfüßler

könnte mich beißen. So würde mein Tod eintreten. Das wäre ein Hindernis für mich.

Stolpernd könnte ich fallen, mein verdautes Essen könnte mich beunruhigen, meine

Galle könnte provoziert werden, mein Schleim könnte provoziert werden und

Windkräfte die den Körper durchdringen, könnten provoziert werden. So könnte

meinem Tod zustande kommen. Das wäre ein Hindernis für mich.‘

Dann sollte der Mönch nachforschen: ‘Gibt es irgendwelche unheilsamen,

unangenehmen geistigen Eigenschaften, die von mir nicht aufgegeben wurden und

die mich behindern würden, wenn ich tagsüber sterben würde?’

Wenn er beim Nachdenken erkennt, dass es unheilsame, unangenehme

Eigenschaften gibt, die von ihm nicht aufgegeben wurden und die ihn behindern

würden, wenn er am Tag sterben würde, dann sollte er zusätzliches Verlangen,

Anstrengung, Fleiß, Bemühen, ungeteilte Achtsamkeit und Wachsamkeit für das

Aufgeben dieser unheilsamen, unangenehmen Eigenschaften entwickeln.

Genau wie wenn eine Person, deren Kopf, deren Haar in Flammen steht, zusätzliches

Verlangen, Anstrengungen, Fleiß, Bemühen, ungeteilte Achtsamkeit und

Wachsamkeit bervorruft, um das Feuer auf Kopf, in ihren Haaren zu löschen, sollte

der Mönch zusätzliche Maßnahmen für Verlangen, Anstrengung, Fleiß, Bemühen,

ungeteilte Achtsamkeit und Wachsamkeit ergreifen, um dieselben unheilsamen,

unangenehmen Qualitäten aufzugeben.

Aber wenn er beim Nachdenken erkennt, dass es keine unheilsamen, unangenehmen

Eigenschaften gibt, die von ihm nicht aufgegeben wurden und die ihn behindern

würden, wenn er am Tag sterben würde, dann sollte er aus diesem Grund in Freude

und Entrückung verweilen und sich selbst Tag und Nacht in heilsamen Qualitäten

üben.

So, ihr Mönche, wird die Achtsamkeit auf den Tod entwickelt und ausgeübt, so dass

sie große Frucht und großen Nutzen ist, im Unsterblichen Fuß fasst und die

Unsterbliche als ihr endgültiges Ende hat.”

Reflektionen von MC Brigitte:

Die Maranasati-Sutta ist ein kurze Sutta, aber sie zeigt, was Buddha über die Achtsamkeit des Todes sagte. Buddha sagte zudem, dass wenn man die Fußabdrücke der Tiere anschaut, dann ist der Elefant das Tier mit dem größten Fußabdruck, der die Fußabdrücke aller anderen Tiere überdeckt. Und bei den Meditationen ist die Kontemplation über ‚Maranasati‘ die Meditation, die alle Meditationen abdeckt. Es ist also eine wirklich wichtige Sache.

In der Maranasati-Sutta betont Buddha die Wichtigkeit der Kontemplation über das Sterben und das man jederzeit sterben könnte.

Warum ist das so wichtig?

Wir wissen zwar, dass wir sterben werden, das hat man irgendwo im Kopf abgespeichert, aber wir leben nicht danach. Das heißt, wir richten unsere Leben nicht darauf aus. Wenn wir uns dessen mehr bewußt werden, setzt dies neue Prioritäten in unserem Leben. Wir werden uns mehr bewußt, was in unserem Leben wichtig ist. Welche Dinge wirklich wichtig sind. Welche Dinge nicht nur gerade im Moment wichtig sind, weil sie uns gerade Spaß und Freunde bereiten, die aber alle vergänglich sind, da sie der Vergänglichkeit unterliegen.

Dann hat man eher die Einstellung, dass man bei dem was man tut, was man sagt, was man denkt, eher Heilsames einbezieht bzw. dass man das Ganze auf Heilsames ausrichtet, weil es nicht nur jetzt etwas nützt oder jetzt gerade Spaß und Freude bringt, sondern auch in zukünftigen Leben, sofern man an ein zukünftiges Leben glaubt, von Wert ist.

Es geht dann über das Gegenwärtige, vielleicht etwas egoistische, hinaus und man versucht mehr Heilsamkeit ins Leben zu bringen.

Das hilft auch dabei, dass man mehr positive Gedanken hat, dass man eher positiv im Leben ist. Und es hilft uns mehr in der Gegenwart zu sein und in der Gegenwart das Beste zu machen.

Diese Nicht-Bewusstsein, nicht gegenwärtig sein, ist etwas, das immer wieder zur Wiedergeburt, zu Samsara, führt. Für viele der Buddhisten ist es eins der Ziele, dass man diesen ewigen Kreislauf von Samsara entkommt. Es macht uns außerdem bewußt, dass es nicht leicht und einfach ist, als Mensch geboren zu sein.

Auch Buddha hat immer wieder gesagt, dass es sehr selten ist, dass man als Mensch geboren wird. Er hat sogar ein Gleichnis gegeben: Es ist, als ob man alle Ozeane auf dieser Welt in einem großen Ozean zusammenfügen würde. Und in diesem Ozean schwimmt ein Joch, die früher die Kühe und Ochsen hatten, um den Pflug zu ziehen. In dem Meer lebt eine blinde Schildkröte, die nur einmal alle hundert Jahr zur Oberfläche auftaucht. Und wenn diese blinde Schildkröte, dann genau durch das Joch hindurchtaucht, ist das genauso selten, wie als Mensch wiedergeboren zu werden. Das zeigt uns, wie wertvoll diese menschliche Geburt wirklich ist.

Buddha hat auch immer gesagt, dass man nur als Mensch die Erleuchtung erfahren kann, denn die Meditationspraxis ist sehr viel einfacher für Menschen zu praktizieren.

Wesen die in niedrigeren Geburten geboren werden, wie Tiere und andere Wesen, die man vielleicht nicht sehen kann, wie Hungergeister oder Dämonen, erfahren soviel Leiden, dass es für diese Wesen sehr schwer ist, da herauszufinden, weil sie mit nichts anderem mehr beschäftigt sind als mit dem Leiden.

Wird man in eine höhere Existenz geboren, wie etwa als Deva (Engel) oder noch höher, in Götterwelten (Brahmas), dann ist wieder zuviel Freude. Gerade in den himmlichen Daseinebenen erfahren die Wesen fortwährend Spaß. Und wenn man immer Spaß und Freude erfährt, hat man kein Verständnis für Leiden, Meditation oder Kontemplation. In den Brahmas ist der Geist zudem in einem sehr ruhigen und hohem Glückszustand, dass diese Wesen gar nicht zugänglich für Belehrungen sind.

Das bedeutet, dass man nur auf der mittleren Ebene, auf der sich die Menschen befinden, den besten Zugang zu Meditation hat, da man beides sehen kann: das Leid und die Freude. Daher ist es so wichtig, diese menschliche Geburt zu nutzen.

Die Maranasati-Sutta zeigt uns, dass das Leben nicht von Dauer ist. Einige sind noch sehr jung und leben noch eine Weile, doch genau weiß das niemand, gerade auch unter der neuen Corona-Situation.

Man weiß nie, wann der Tod eintritt. Nur, dass es auf alle Fälle passieren wird. Darum sollte man jetzt versuchen, das Heilsamste zu machen, was man machen kann, körperlich, sprachlich, geistig.

Es ist auch wichtig, dass wir immer wieder Licht in uns haben. Das heißt, das wir heilsam denken, positive sind, um Licht in Körper und Geist zu bringen. Dies ist auch Bestandteil meiner Meditationen, damit wir mehr Postives in uns entwickeln und haben, denn das hilft den ganzen Tag über.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man diese Meditaion über den Tod auch im Alltag üben kann. Manche haben vielleicht die Möglichkeit, weil sie Arzt sind oder in in der Pathologie arbeiten und täglich oder oft bei der Leichensezierung dabei sind. Oder man ist in einem Altenheim beschäftigt oder in einem Krankenhaus, an Plätzen also, wo Menschen am sterben oder kurz vor dem Tod sind. Und da kann es sehr hilfreich sein, dass man die ganze Arbeit oder das, was man jeden Tag immer wieder wahrnimmt und sieht, in sich aufnehmen kann, um dabei zu sehen, dass dies auch einem selbst passieren kann.

Oder wenn man über eine Friedhof geht und sieht, da sind all diese Gräber auf denen man vielleicht sogar die Namen lesen kann. Um sich dann bewußt zu machen, dass waren alles einmal Personen. Menschen, die gelebt haben, die Träume hatten, die Wünsche hatten, aber jetzt sind sie tot und es ist nicht mehr möglich zu träumen. Das wäre auch eine wichtige Kontemplation.

Oder man hat Gegenstände, die man von Verwandten oder von lieben Menschen geerbt hat. Das man sich diese Dinge anschaut oder Fotos und sich dabei ins Herz holt, dass diese Person nicht mehr lebt. Dass all die Menschen, die vor uns gestorben sind, nicht mehr da sind. Und so wird es auch uns ergehen.

Sich das immer wieder bewußt machen, ist nichts, was uns negative werden lässt. Das ist nichts Negatives. Ganz im Ggenteil. Man sieht dann noch mehr den Wert des Lebens, das man noch hat. Es ist wirklich eine wichtige Kontemplation.

Es gibt auch Meditationen, die uns dabei helfen. Wie etwa die Panchakarmatana-Meditation, die Kontemplation üb der fünf äußeren Objekte. Die fünf äußeren Objekte des Körpers sind Kopf- und Körperhaare, die Nägel von Fingern und Zehen, die Zähne und die Haut. Die äußeren Objekte also, die wir auch sehr gut mit unseren Augen sehen können. Bei der Meditaion geht es darum, dass wir uns diese Objekte anschauen und uns dabei die eigene Vergänglichkeit klarmachen. Das wir sehen, diese Objekte sind vergänglich, der Körper ist vergänglich. Und das wir erkennen, dass dies nicht wirklich unter unserer Kontrolle und deshalb auch leidhaft ist. Diese Kontemplation führt auch dazu, dass wir mehr in die Maranasati kommen, in diese Bewußtheit über Vergänglichkeit und Tod.

Buddha hat insgesamt 32 Körperteile gelehrt, die man durchgehen kann. Das geht dann nach den fünf äußeren Objekten rein in den Körper, zu dem Knochen, zu den Organen und zu den Flüssigkeiten.

Die Kontempaltion über den Tod macht uns auch die drei Gundlehren bewußt, die der Buddha gegeben hat. Erstens: Man soll Heilsames tun. Heilsames, das schon im Geist entstanden ist, soll man fördern, indem man es immer wieder praktiziert, und man soll vermeiden, dass das Heilsame verlischt bzw. das man es nicht mehr ausübt.

Die zweite Ebene ist: Man soll Unheilsames vermeiden. All die unheilsamen Dinge, die im Geist auftauchen, sollte man vermeiden auszuführen, körperlich, sprachlich und geistig. Und man soll daran arbeiten, dass die unheilsamen Dinge, die noch nicht aufgetaucht sind, auftauchen und die, die schon aufgetaucht sind, sollte man versuchen zu verringern oder üben, diese wieder loszulassen.

Die dritte dieser Lehren ist, den Geist zu reinigen, von Gut und Böse zu reinigen. Man kann auch sagen, Vipassana zu praktizieren. Einfach vesuchen, über den Dingen, die in unserem täglichen Leben passiern, zu stehen. Mehr der Beobachter zu sein, um weder am Heilsamen noch am Unheilsamen zu haften.

Wie wichtig diese Maranasati-Sutta oder diese Übung ist, sieht man auch daran, was Buddha zu Ananda sagte. Ananda war der wichtigste Schüler von Buddha, der alle Belehrungen im Geist behielt und notierte.

Buddha fragte Ananda: “Ananda, wie oft am Tag denkst du ans Sterben?”

Ananda sagte: „Etwa siebenmal am Tag.“ Der Buddha sagte zu Ananda, er sei sehr sorglos. Er selbst denke bei jedem Einatmen an den Tod. Er kontempliert, wenn er einatmet und nicht mehr ausatmet, dann würde er sterben. In ähnlicher Weise kontempliert er, wenn er ausatmet und nicht mehr einatmen kann, dann würde er sterben. So oft hat Buddha an den Tod, an die Vergänglichkeit gedacht. Dies ist eine ganz wichtige Lehre, die Buddha gegeben hat.

Deshalb habe ich diesen Dharmavortrag dem Maranasati-Sutta gewidmet. Gerade jetzt, wo auch manche sagen, dass sie Angst haben oder es einem mehr bewußt wird, wenn gerade so eine Krankheit wütet, wie die Pandemie. Da denkt man vielleicht öfters an die Möglichkeit des Todes.

Ich wünsche Euch, dass ihr noch lange lebt und gesund bleibt. Aber praktiziert diese Methode trotzdem ab und zu. Einfach beim Einschlafen mal durchgehen, beim Aufwachen mal durchgehen. Jeden Tag, wann immer es im Geist auftaucht, wieder einmal zu sich kommen, um zu sehen, dass das Leben vergänglich ist.