Sila Parami ist das zweite der zehn Parami/Vollkommenheiten. Die zehn Vollkommenheiten beziehen sich auf die Entwicklung unserer inneren Qualitäten. Ethik ist wesentlich und die Grundlage unserer Praxis. Es bedeutet, dass wir versuchen, unseren Körper, unsere Rede und unseren Geist zu benutzen, um heilsame/geschickte Taten zu praktizieren und unheilsame Taten zu vermeiden.

Sila Parami ist das Gesetz der Natur

Die Lehren des Buddha sind in drei Prinzipien zusammengefasst – Gutes zu tun, Unheilsames zu vermeiden und den Geist zu reinigen. Jeder Buddha der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft lehrt diese Prinzipien. Geschickte Taten führen zu heilsamen Ergebnissen. Ungeschickte Handlungen führen zu Leiden. Nach dem Gesetz der Natur praktizieren wir ethische Prinzipien, das Gesetz von Ursache und Wirkung; es ist kein von Menschen gemachtes Gesetz. Von Menschen gemachte Gesetze basieren auf dem, was die Mehrheit für richtig hält. Das Wichtigste, woran man sich erinnern muss, ist, keinen Schaden anzurichten.

Der Edle Achtfache Pfad, der Pfad, der zur Erleuchtung führt, wird durch die Praxis von Sila (Ethik), Samadhi (Ruhe) und Panna (Weisheit) aufgebaut. Sila im Edlen Achtfachen Pfad beinhaltet rechte Rede, rechtes Handeln und rechten Lebensunterhalt.

Die fünf buddhistischen Grundregeln

Es gibt fünf buddhistische Grundregeln für jeden Laien. Die Erste ist: nicht zu töten. Jedes Lebewesen liebt sein Leben. Zu dieser Regel gehört auch Ahimsa, das Nicht-Verletzen.

Die Silas können immer auf zwei Arten ausgedrückt werden. Die erste Art ist, was man tun sollte, die andere Art ist, was man vermeiden sollte. Wenn man die fünf Regeln durch einen Lehrer nimmt, wird immer wieder gesagt, „man sollte vermeiden“. Es ist also kein Zwang. Es wird nicht gesagt: „Du darfst nicht töten“, sondern es ist eine Empfehlung, die Buddha gegeben hat. Eine Empfehlung für ein Leben in einer bestimmten Reinheit. Eine Reinheit, die uns hilft auf dem Weg der Praxis. Auch wenn man nicht die Erleuchtung anstrebt, ist es doch eine Empfehlung zu einem glücklicheren Leben, welches frei von so viel Leid wie möglich ist, für einen selbst und auch für andere.

Nicht Töten

So wird empfohlen, dass man Abstand nehmen sollte vom Töten bzw. anderen Lebewesen zu schaden. Dies bedeutet auf der positiven Seite, dass man versuchen sollte, Leben zu schützen bzw. andere vor Schaden zu schützen.

Es ist unterschiedlich, wie schwer die karmischen Auswirkungen sind. Zum Beispiel, wenn es sich um das Töten handelt. Eine volle karmische Auswirkung passiert, wenn vier Dinge zusammenkommen. Zuerst ist da die Motivation bzw. die Intention: Da sitzt ein Moskito und das sticht mich gerade. Der Wunsch taucht auf, ich will es töten. Dann ist da die Bewusstheit: Ein Moskito ist ein Lebewesen, welches auch leben möchte. Anschließend kommt es zur Aktion, ich erschlage das Moskito. Das Vierte ist, dass ich mit meiner Handlung zufrieden bin. Wenn ein Teil fehlt, dass ich z. B. Reue empfinde über den Tod des Moskitos, so reduziert das die karmische Auswirkung.

Nicht nehmen, was einem nicht gehört

Die zweite Regel wäre nicht zu stehlen, nachzufragen, wenn man etwas benutzen möchte. Der Hintergrund ist, dass alle Wesen ihr Eigentum behalten und nicht verlieren wollen. In der positiven Formulierung wäre dies, anderer Wesen Eigentum zu schützen, aber auch Großzügigkeit zu üben, das heißt, dass man selbst auch gibt.

Die dritte Regel wäre, sexuelles Fehlverhalten zu vermeiden. Man sollte keine sexuelle Beziehung eingehen, die zu Schaden oder Leid führt, z.B. mit jemanden, der schon verheiratet oder in einer Partnerschaft ist und nicht zu Minderjährigen. Im Positiven bedeutet dies, sexuelle Zurückhaltung zu üben und dem eigenen Partner treu sein. Die tiefe Ebene dabei ist, dass man mehr auf seine Sinne achtet. Es geht nicht nur um die sexuellen Begierden, sondern darum, alle Sinnesbegierden unter Kontrolle zu haben. Kontrolle heißt, nicht in Extreme zu gehen, um Schaden von sich und allen Wesen abzuwenden.

Es geht darum, dass, wenn ein Sinneskontakt zwischen dem Auge und einer Form im Außen entsteht, die Bewusstheit da sein sollte, es handelt sich dabei nur um Sehen und man nicht sofort in das Gefühl, dass auftaucht, einsteigt. So kann man vermeiden, dass man das Objekt haben will und das dabei Gier oder Aversion entsteht.

Immer wenn wir Sinneskontakte haben, entsteht, sofort nach dem Sinneskontakt, ein Gefühl und dieses Gefühl führt zu einer Reaktion. Diese kann darin bestehen, dass man bei angenehmen Gefühlen etwas will, also Begierde entsteht, oder dass bei unangenehmen Gefühlen Ärger, Hass oder der Wunsch etwas zu zerstören, loswerden zu wollen, entstehen können. Das wäre der tiefere Sinn dieser dritten Regel, dass man versucht nicht gleich auf Sinneseindrücke zu reagieren, um unheilsames, ungeschicktes Verhalten zu vermeiden.

Eine reine Rede führen

Die vierte Regel wäre der Versuch, keine falsche Rede zu führen. Falsche Rede bedeutet zu lügen, verletzende Rede, entzweiende Rede und sinnloses Geschwätz zu führen. Im positiven Sinne wäre dies zu üben, dass man rechte Rede, unterstützende Rede führt, dass man mit anderen in einer Art und Weise spricht, die aufbauend und ihren heilsamen Weg unterstützend wirkt, dass man wahrheitsgemäß spricht und eine einigende Rede führt. Dazu gehört auch eine sanfte Rede, die keine bösartigen oder zu harten Worte benutzt. Diese vierte Regel ist die schwierigste Regel, da die meisten nicht darauf achten, wie etwas gesagt wird. Oft denkt man: „Das sind ja nur Worte, da braucht man nicht so beleidigt zu sein“.

Verzicht auf Rauschmittel

Die fünfte Regel wäre der Verzicht auf die Einnahme von Drogen, Alkohol oder irgendwelcher Substanzen, die den Geist unklar machen. Im Positiven bedeutet das, den Geist zu klar wie möglich zu halten. Es braucht eine gewisse Klarheit, damit der Geist Achtsamkeit üben kann.

Die meisten Menschen wissen, dass es nicht gut ist, die vier ersten Regeln zu brechen. Bei der fünften Regel ist das oft nicht so klar. Man denkt, ich tue ja niemanden weh, wenn ich mich betrinke oder Drogen konsumiere.

Dazu gibt es eine Geschichte von einem Mönch, der sehr strikte Regeln hielt und Vegetarier war. Eines Tages traf der Mönch auf einen weiblichen Dämon, der ihn aufforderte eine von drei Sachen zu tun, ansonsten würde sie ihn töten. Die drei Dingen waren, der Mönch sollte mit einer Frau Sex haben, ein Stück Fleisch essen oder eine Flasche Alkohol zu trinken. Da der Mönch Angst vor der Dämonin hatte, aber an die Regel von Zölibat gebunden und Vegetarier war, entschied er sich, den Alkohol zu trinken. Als er aber den Schnaps getrunken hatte, wurde er so hungrig, dass er auch das Fleisch aß und so erregt, dass er zudem mit der Frau Sex hatte. Die Geschichte soll ein Beispiel dafür sein, dass sich Alkohol oder Drogen unter Umständen so auswirken können, in dem man im Rausch Dinge tut, die mit man mit einem klaren Geist nicht tun würde.

Mit der fünften Regel soll vermieden werden, dass man im berauschten Zustand jemanden verletzt oder Schaden anrichtet.

Die acht Regeln

Wenn man sich zu einem Retreat in einem Tempel zurückzieht, hält man sich normalerweise an acht Regeln. Die ersten beiden sind wie in den fünf Grundregeln, nicht zu töten und nicht stehlen. Die dritte Regel ändert sich zu einem vollständigen Verzicht auf sexuellen Kontakt. Die vierte Regel, die Sprache rein zu halten, ändert sich im Retreat oft zu Schweigen, was sehr unterstützend für die Meditation ist. Die fünfte Regel wäre kein Alkohol und keine Drogen.

Die sechste Regel beinhaltet, dass man nach dem Mittag keine Mahlzeiten mehr zu sich nimmt, sondern nur noch Getränke, die erlaubt sind, also keinen Alkohol. Die siebte Regel wäre der Verzicht auf Unterhaltung wie Musik, Tanz und Film. Dazu gehört auch der Verzicht auf Kosmetik und Schmuck. Die achte Regel bezieht sich darauf, nicht zu lange zu schlafen, denn wenn man im Retreat zu viel schläft, verliert man leicht an Konzentration und meist auch an Achtsamkeit. Ideal ist, sechs Stunden zu schlafen.

Die acht Regel sind dazu da, die Meditation zu unterstützen. Vollordinierte Mönche und Nonnen haben noch viel mehr Regeln. Die Mönche 227 und die Nonnen 311.In der Mahayana Tradition haben die Nonnen sogar 348 Regeln. All diese Regeln laufen darauf hinaus, dass man bessere Umstände zum Praktizieren hat und der Weg zur Befreiung vom Leiden einfacher wird.