Zusammengestellt von Manfred Wiesberger (Viriya)

Die siebte Vollkommenheit ist vielleicht die unabdingbarste Voraussetzung auf dem Weg zum Erwachen. Nur wenn man ehrlich, aufrecht, wahrhaftig mit sich selbst und anderen ist, hat man überhaupt eine Chance die Täuschungen des Egos das sich verzweifelt an seine Scheinexistenz klammert zu durchschauen. Dieser Aspekt des illusorischen Selbst ist so wichtig, daß man es sogar für nötig erachtete ihn als Mara, den Täuscher, Fallensteller und Versucher zu personalisieren.

In der späteren Literatur wird sehr plastisch dargestellt mit welchen Mitteln Mara versucht den Buddha an seinem Erwachen zweifeln zu lassen. Aber der Buddha ruft die Erde selbst an um die Wahrheit (sacca) seines Erwachens zu bestätigen. Die Erde bebt zur Bestätigung und daran können auch die Armeen Maras, all die Dinge um derentwillen man vom  Weg der Wahrheit abweichen würde, nichts mehr ändern.

Vielleicht heißt es deshalb in den Jatakas, daß der Bodhisatta im Laufe seiner samsarischen Wanderungen zwar andere sila zu brechen vermag, nie aber die Unwahrheit sagt oder sein Wort bricht. So etwas wäre laut den Kommentaren das Ende der „Bodhisatta-Karriere“, denn alle seine anderen Tugenden würden ihren Wert verlieren. Sacca ist so etwas wie das Frühbeet der sila-Pflänzchen, die Grundlage für alle siebenunddreißig Erfordernisse zum Erwachen (bodhipakkhiya-dhamma), kurz, ohne Wahrhaftigkeit ist keine echte Übung möglich.

Dhp 176: Ein Lügner, der das eine Ding,

                   (Die Wahrheit) unbeachtet läßt,

                   Verloren für die nächste Welt,

                   zu allem Bösen fähig ist.

Von so einem heißt es, daß er entweder in der Hölle wiedererscheint oder immer wieder den Sündenbock machen muß oder, daß er dumm, von niedrigem Stand, stumm oder stotternd, mit rauher Stimme, schlechtem Atem und Zähnen, oder mit Mundfäule wiedergeboren wird und, daß seine Kinder nicht auf ihn hören. 

Das Verhalten des Bodhisatta hingegen stimmt immer mit seinen Worten überein – eine Qualität die auch beim Erwachten besonders hervorgehoben wird.

Der Bodhisatta ist vertrauenswürdig, aufrichtig und ehrlich. Er würde eher Hab und Gut, Leib und Leben opfern als ein mit Bedacht gegebenes Versprechen zu brechen. So heißt es im Hiri Jataka:

„Erfülle treu deine Versprechen, versprich nie was du nicht halten kannst, denn die Weisen geben sich nicht mit Dampfplauderern ab.“

Und der Erwachte sagt in M 80:„Willkommen sei mir ein offener, ehrlicher, wahrhaftiger Mensch, ich leite ihn an und zeige ihm die Tatsachen auf. Nach der Anleitung vorgehend wird er in nicht langer Zeit selber erkennen, selber sehen.“

Hat man erst einmal erkannt, daß nur durch Einhalten der sila, insbesonders der Vermeidung der Lüge, geistige Fortschritte möglich sind und im Gegensatz dazu, welch unermesslich unheilsame Folgen durch Lügen erwachsen, fällt es immer leichter nicht mehr zu lügen, Versprechen zu halten, sich nicht herauszureden, nicht zu übertreiben und anzugeben, sondern Wahrhaftigkeit konkret im sozialen Miteinander vorzuleben. Wir sind uns bewußt, daß alle Situationen, welche uns heute das Wahrhaftigsein schwer machen, nur die Rückkehr unserer früheren Lügen sindSchließlich fühlt man sich zunehmend richtig wohl, wenn man wahrhaftig ist, man gewinnt die „Wahrheitswonne“, das „Glück der Vorwurfsfreiheit“, man wird vertrauenswürdig und schließlich ist  ein ruhig Gewissen, ja tatsächlich ein sanftes Ruhekissen.

Wer hingegen lügt, einen falschen Eindruck erweckt, Halbwahrheiten und Wahrheitsverdrehungen benutzt, denkt er kann sich Vorteile verschaffen, wenn er die Wahrheit verfälscht oder verbirgt. Er glaubt nicht an das Gesetz von Saat und Ernte, er ignoriert, daß auch er die Folgen tragen muß. Mit jedem Mal fällt das Lügen leichter, schnell wird man abgebrüht und die Lügen werden immer größer. Es beginnt vielleicht mit Ausflüchten und „Notlügen“, dann um eines Vorteils willen, aus Feigheit oder Gier und schließlich greift man zu List und Verrat um aus Hass oder Missgunst andere zu schädigen. Wer denkt, dass das Leben mit dem Tod des Körpers zu Ende ist, der glaubt auch, dass er der menschlichen und irdischen Gerechtigkeit entgehen könne, wenn er möglichst clever seine schlechten Taten verbirgt.

 Daß das ein Trugschluß ist zeigen die folgenden Verse in A III, 40:

„In aller Welt gibt´s kein Versteck,

für den, der böse Tat verübt.

Dein Selbst sieht es, o Menschenkind,

was Wahrheit und was Lüge ist. …

Drum, wer klug ist und besonnen,

lässt sich vom Gewissen lenken,

nimmt auch Rücksicht auf die Welt;

Lässt sich von der Lehre lenken,

folgt ihr treu in seinem Wandel,

Auf Wahrhaftigkeit sich stützend,

wird der Weise nie verlieren.“

Die Wahrheit ist die Leitlinie des Bodhisatta in Worten, Taten und Gedanken.

Auch wenn er lieber schweigt, wenn die Wahrheit anderen schaden würde, macht er keine Abstriche um der Höflichkeit willen oder um Schaden von sich selbst abzuwenden.

Tut er beispielsweise etwas für andere, so erwartet er keine Gegenleistung, denn es wäre unaufrichtig den eigenen Vorteil im Auge zu haben, während man den Anschein erweckt etwas Gutes zu tun.

Und schließlich müssen auch die verschiedenen Formen der Selbsttäuschung im Geist, von dem ja jedes unheilsame sprachliche und körperliche Verhalten ausgeht, ein Ende finden. 

Wie sollte der Bodhisatta in seiner Suche nach der letzten Wahrheit auch erfolgreich sein, wenn noch das geringste Bißchen Unaufrichtigkeit in ihm vorhanden wäre?

Das schärft der Erwachte auch gleich seinem gerade in den Orden aufgenommenen siebenjährigen Sohn nachdrücklich ein:

M 61: „So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Rajagaha im Bambushain, dem Eichhörnchen-Park auf.

Bei jener Gelegenheit hielt sich der ehrwürdige Rahula bei Ambalaññhika auf. Als es Abend war, erhob sich der Erhabene aus der Meditation und ging zum ehrwürdigen Rahula bei Ambalaññhika. Der ehrwürdige Rahula sah den Erhabenen in der Ferne kommen und bereitete einen Sitz vor und stellte Wasser zum Waschen der Füße bereit. Der Erhabene setze sich auf dem vorbereiteten Sitz nieder und wusch sich die Füße. Der ehrwürdige Rahula verbeugte sich vor ihm und setzte sich seitlich nieder.

Da ließ der Erhabene einen kleinen Rest Wasser in der Wasserschüssel zurück und fragte den ehrwürdigen Rahula: „Rahula, siehst du diesen kleinen Rest Wasser in der Wasserschüssel?“

„Ja, Herr.“

„Rahula, genauso gering ist das Mönchtum jener, die sich nicht schämen, vorsätzlich zu lügen.“

Dann schüttete der Erhabene den kleinen Rest Wasser, der übrig war, weg und fragte den ehrwürdigen Rahula: „Rahula, siehst du wie der kleine Rest Wasser weggeschüttet wurde?“

„Ja, Herr.“

„Rahula, ebenso weggeschüttet ist das Mönchtum jener, die sich nicht schämen, vorsätzlich zu lügen.“

Dann stülpte der Erhabene die Wasserschüssel um und fragte den ehrwürdigen Rahula: „Rahula, siehst du diese umgestülpte Wasserschüssel?“

„Ja,Herr.“

„Rahula, ebenso umgestülpt ist das Mönchtum jener, die sich nicht schämen, vorsätzlich zu lügen.“

Dann drehte der Erhabene die Wasserschüssel wieder richtig herum und fragte den ehrwürdigen Rahula: „Rahula, siehst du diese hohle, leere Wasserschüssel?“

„Ja, Herr.“

„Rahula, ebenso hohl und leer ist das Mönchtum jener, die sich nicht schämen, vorsätzlich zu lügen.

Angenommen, es gäbe einen königlichen Kriegselefanten mit Stoßzähnen, so lang wie Wagendeichseln, mit ausgewachsener Statur, hochgezüchtet und an die Schlacht gewöhnt. In der Schlacht würde er seine Aufgabe mit den Vorderfüßen und den Hinterfüßen erfüllen, mit der Vorderseite und der Hinterseite, mit dem Kopf und den Ohren, mit den Stoßzähnen und dem Schwanz, und doch würde er den Rüssel schonen. Dann würde sein Elefantenführer denken: „Dieser königliche Kriegselefant mit Stoßzähnen, so lang wie Wagendeichseln, mit ausgewachsener Statur, hochgezüchtet und an die Schlacht gewöhnt … und doch schont er den Rüssel. Er hat sein Leben noch nicht aufgegeben.“ Aber wenn der königliche Kriegselefant mit Stoßzähnen, so lang wie Wagendeichseln, mit ausgewachsener Statur, hochgezüchtet und an die Schlacht gewöhnt, seine Aufgabe in der Schlacht mit den Vorderfüßen und den Hinterfüßen erfüllt, mit der Vorderseite und der Hinterseite, mit dem Kopf und den Ohren, mit den Stoßzähnen und dem Schwanz, und auch mit dem Rüssel, dann würde sein Elefantenführer denken: „Dieser königliche Kriegselefant mit Stoßzähnen, so lang wie Wagendeichseln, mit ausgewachsener Statur, hochgezüchtet und an die Schlacht gewöhnt, erfüllt seine Aufgabe in der Schlacht mit den Vorderfüßen und den Hinterfüßen, mit der Vorderseite und der Hinterseite, mit dem Kopf und den Ohren, mit den Stoßzähnen und dem Schwanz, und auch mit dem Rüssel. Er hat sein Leben aufgegeben. Jetzt gibt es nichts, was dieser königliche Kriegselefant nicht tun würde.“

Ebenso, Rahula, wenn man sich nicht schämt, vorsätzlich zu lügen, dann gibt es kein Übel, sage ich, das man nicht tun würde. Daher, Rahula, solltest du sich so üben: „Ich will keine Unwahrheit äußern, nicht einmal im Scherz.“

Der Erhabene erklärt seinem Sohn weiter, daß durch wiederholtes Reflektieren vor, während und nach der körperlichen, sprachlichen oder geistigen Handlung, diese gereinigt, also in Einklang mit dem Ideal absoluter Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit gebracht werden sollen.

M 5: „Der ehrwürdige Sariputta sagte: „Freunde, man findet diese vier Arten von Personen in der Welt. Welche vier?

Da versteht jemand, der einen Makel hat, nicht der Wirklichkeit entsprechend: „Ich habe einen Makel in mir.“

Da versteht jemand, der einen Makel hat, der Wirklichkeit entsprechend: „Ich habe einen Makel in mir.“

Da versteht jemand, der keinen Makel hat, nicht der Wirklichkeit entsprechend: „Ich habe keinen Makel in mir.“

Da versteht jemand, der keinen Makel hat, der Wirklichkeit entsprechend: „Ich habe keinen Makel in mir.“

Hierbei wird derjenige mit einem Makel, der nicht der Wirklichkeit entsprechend versteht: „Ich habe einen Makel in mir“, als der Geringere von diesen beiden Personen mit einem Makel bezeichnet.

Hierbei wird derjenige mit einem Makel, der der Wirklichkeit entsprechend versteht: „Ich habe einen Makel in mir“, als der Überlegenere von diesen beiden Personen mit einem Makel bezeichnet.

Hierbei wird derjenige ohne Makel, der nicht der Wirklichkeit entsprechend versteht: „Ich habe keinen Makel in mir“, als der Geringere von diesen beiden Personen ohne Makel bezeichnet. Hierbei wird derjenige ohne Makel, der der Wirklichkeit entsprechend versteht: „Ich habe keinen Makel in mir“, als der Überlegenere von diesen beiden Personen ohne Makel bezeichnet.“

Auch der im Hause lebende Nachfolger des Erwachten ist dazu aufgerufen sich in Wahrhaftigkeit als Teil der rechten Rede zu üben, denn das „Sich Abwenden von falscher Rede ist das Heilsame“ (M 9).  Die Motivation dafür mag unterschiedlich sein, wichtig ist es die Wahrheit sowohl in weltlichen als auch in spirituellen Belangen aufrecht zu erhalten.

M 114: „Und welche Art verbales Verhalten verursacht die Zunahme un­heilsamer Zustände und die Abnahme heilsamer Zustände in ei­nem, der es kultiviert?

Da spricht einer die Unwahrheit, wenn vor Gericht geladen, oder bei einer Versammlung oder in der Gegenwart seiner Ver­wandten oder vor seiner Gilde oder in Gegenwart der königlichen Familie. Wird er als Zeuge befragt: So guter Mann, erzähle uns, was Du weißt, antwortet er, wenn er nichts weiß: „Ich weiß es“, und wenn er es weiß: „Ich weiß nichts“, wenn er nichts gesehen hat: „Ich habe es gesehen“, und wenn er es gesehen hat: „Ich habe nichts gesehen“. So legt er um seinetwillen oder um eines anderen willen oder um irgendeiner weltlichen Kleinigkeit willen wissentlich falsches Zeugnis ab.“  

A V, 178: „Was meint ihr, habt ihr wohl jemals gesehen oder gehört, daß, weil einer vom Lügen absteht, sich des Lügens enthält, die Fürsten ihn festnehmen und ihn wegen seines Abstehens vom Lügen hinrichten oder gefangen setzen oder verbannen oder mit ihm sonst nach Belieben verfahren?“

„Das wohl nicht, Herr.“

„So ist es. Auch ich habe solches niemals gesehen oder gehört. Doch sobald von einem Menschen eine solche Übeltat bekannt wird, daß er durch seine falsche Aussage einem Hausvater oder dem Sohn eines Hausvaters Schaden zugefügt hat, dann nehmen ihn die Fürsten fest, und wegen seiner falschen Aussage lassen sie ihn hinrichten, gefangen setzen, verbannen oder verfahren mit ihm sonst nach Belieben. Habt ihr wohl solches schon gesehen oder gehört?“

„Gewiß, Herr, haben wir solches gesehen und gehört, und wir werden es auch noch künftig hören.“

S 55, 7: „„Würde jemand durch Lügen meine Interessen schädigen, würde jemand mich durch Hintertragen mit meinen Freunden entzweien; würde mich jemand durch barsche Reden anfahren; würde mich jemand durch belangloses Gerede, seichtes Geschwätz belästigen, so wäre mir das nicht lieb und angenehm. Würde nun aber ich einem anderen durch Lügen seine Interessen schädigen, etc., so wäre mir das nicht lieb und angenehm. Wenn nun aber ich einem anderen dies antun würde, so wäre ihm das unlieb und unangenehm. Was für mich eine unliebe und unangenehme Sache ist, das ist auch für den anderen eine unliebe und unangenehme Sache. Was da für mich eine unliebe und unangenehme Sache ist, wie könnte ich das einem anderen aufladen.“ Wer sich das vor Augen führt, dem liegt selber das Lügen, etc. fern. Andere regt er an, davon abzustehen, und er lobt es, wenn jemand davon absteht. „Das ist der rechte Wandel in Worten“, darüber ist er sich völlig klar geworden.“

D 30: „Weil eben, der Vollendete in früherer Geburt, in früherem Dasein, in früherem Bestande, wie er vor Zeiten Mensch geworden war, sinngemäß, wahrheitsgemäß gesprochen hatte, als ein Aufklärer für vieles Volk, allem was da lebt ein Wohl- und Freudenbringer, zu rechtem Opfer bereit: weil er solch ein Wirken vollbracht, immer gepflegt, vermehrt und vergrößert hatte, war er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in selige Welt empor gelangt.

Weil eben, der Vollendete in früherer Geburt, in früherem Dasein, in früherem Bestande, wie er vor Zeiten Mensch geworden war, die Lüge verworfen, von Lügen sich ferngehalten hatte, die Wahrheit sprechend, der Wahrheit ergeben, standhaft, vertrauenswürdig, kein Heuchler und Schmeichler der Welt gewesen war: weil er solch ein Wirken vollbracht, immer gepflegt, vermehrt und vergrößert hatte, war er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in selige Welt empor gelangt.“

Dhp 224: „Sei wahrhaft, diene nicht dem Zorn und gib da, wo man Hilfe braucht.

Durch diese drei Gewohnheiten erhebst du zu den Göttern dich.“

A VIII, 41: „Zeitlebens meiden Heilige die Lüge, halten sich fern von unwahrer Rede. Die Wahrheit sprechen sie, der Wahrheit sind sie verbunden, aufrichtig, vertrauenswürdig, keine Betrüger der Welt. Und auch ich meide heute, diesen Tag und diese Nacht, die Lüge, halte mich fern von unwahrer Rede. Die Wahrheit spreche ich, der Wahrheit bin ich verbunden, aufrichtig, vertrauenswürdig, kein Betrüger der Welt. In dieser Eigenschaft folge ich den Heiligen nach, und den Fasttag werde ich befolgt haben.“ Mit diesem vierten Entschluß ist der Fasttag verbunden.“

Von dem in die Hauslosigkeit gezogenen, auch wenn er sich erst auf dem Weg zur Heiligkeit befindet, erwartet man erst recht, daß er sich wie in A IV, 198 heißt: „Dem Lügen hat er entsagt, vom Lügen steht er ab. Die Wahrheit spricht er, der Wahrheit ist er verbunden, zuverlässig, vertrauenswürdig, kein Betrüger der Menschen.“

D 9: „Falsche Rede hinter sich lassend verweilt er, sich der falschen Rede enthaltend, ein die Wahrheit sprechender, einer, dem man trauen kann, verläßlich, keiner, der die Welt täuscht.“

M 54: „Gestützt auf wahrhaftige Rede, ist falsche Rede zu überwinden.“ So wurde gesagt. Und in Bezug worauf wurde dies gesagt? Da erwägt ein edler Schüler folgendes: „Ich übe mich im Weg zum Überwinden und zum Abschneiden jener Fesseln, aufgrund derer ich falsche Rede führen könnte. Wenn ich falsche Rede führen würde, würde ich mich selbst dafür tadeln; und die Weisen, die nachgeforscht haben, würden mich dafür tadeln; und bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, wäre ein unglücklicher Bestimmungsort, wegen der falschen Rede, zu erwarten. Aber diese falsche Rede ist selbst eine Fessel und ein Hindernis. Und während Triebe, Ärger und Fieber durch falsche Rede aufsteigen könnten, gibt es keine Triebe, keinen Ärger und kein Fieber in einem, der sich der falschen Rede enthält.“

So werden auch die Bhikkhus immer wieder auf die Notwendigkeit der Wahrhaftigkeit hingewiesen,  und der Sangha erfüllt in diesem Zusammenhang eine sehr wichtige Korrektiv-Funktion.

A VIII, 13: „Was noch an Schlichen, Falschheit, Unaufrichtigkeit und Verschlagenheit in ihm steckt, das enthüllt er, wie es wirklich ist, dem Meister oder verständigen Ordensbrüdern; und diese bemühen sich, ihn wieder gerade zu biegen.“

Der Sangha kann jedoch nur den „gerade biegen“ der den Willen hat sich selbst immer wieder zu überprüfen:

A X,51: „Wenn da, ihr Mönche, ein Mönch mit der Geistesbeschaffenheit anderer nicht vertraut ist, so hat er danach zu streben, mit der Beschaffenheit seines eigenen Geistes vertraut zu werden. Wie aber, ihr Mönche, ist der Mönch mit der Beschaffenheit seines eigenen Geistes vertraut?

Gleichwie, ihr Mönche, wenn da eine Frau oder ein Mann, jung, jugendlich und schmuckliebend, in einem reinen, hellen Spiegel oder einem Gefäße mit klarem Wasser das Antlitz betrachtend, darin Staub oder Schmutz bemerkt und sich dann bemüht, diesen Staub oder Schmutz zu entfernen; und wenn er darin keinen Staub und Schmutz bemerkt, er dann vergnügt ist und sein Wunsch befriedigt: „Wohl ist mir, rein bin ich!“ Ebenso auch, ihr Mönche, ist für den Mönch die Selbstprüfung hinsichtlich heilsamer Eigenschaften von großer Wichtigkeit:

„Bin ich wohl häufig voller Gier, oder bin ich häufig gierlos? Bin ich wohl häufig gehässigen Geistes, oder bin ich häufig haßlosen Geistes? Bin ich häufig von Starrheit und Müdigkeit befallen, oder bin ich häufig frei von Starrheit und Müdigkeit? Bin häufig aufgeregt, oder bin ich häufig von Aufregung frei? Bin ich häufig voller Zweifel, oder bin ich häufig von Zweifeln frei? Bin ich häufig zornig, oder bin ich häufig frei von Zorn? Ist mein Geist häufig befleckt von den Leidenschaften, oder ist häufig unbefleckt? Befindet sich mein Körper (und Geist) häufig in beklommener Spannung, oder ist er häufig davon frei? Bin ich häufig träge oder häufig voller Energie? Bin ich häufig ohne geistige Sammlung, oder bin ich häufig geistig gesammelt? (X, 54: „Besitze ich wohl die innere Geistesruhe, oder besitze ich sie nicht? Besitze ich den Hohen Wissenshellblick bei den Daseinserscheinungen, oder besitze ich ihn nicht?“)“

Erkennt nun der Mönch bei seiner Selbstprüfung, daß er häufig voll Gier ist, etc. – so hat eben jener Mönch zur Überwindung dieser üblen, unheilsamen Dinge äußersten Willensentschluß, Tatkraft, Streben, Ausdauer, Standhaftigkeit, Achtsamkeit und Besonnenheit einzusetzen.

(A X, 54: „Gleichwie einer, dessen Kleider oder Haare in Flammen stehen, um diese zu löschen, äußersten Willensentschluß, Tatkraft, Streben, Ausdauer, Standhaftigkeit, Achtsamkeit und Geistesklarheit zu betätigen hat; ebenso muß auch ein Mönch, um jene heilsamen Dinge zu erwirken, äußersten Willensentschluß, usw., einsetzen. In der Folgezeit wird er dann sowohl innere Geistesruhe besitzen, als auch den Hohen Wissenshellblick bei den Daseinserscheinungen.“)

Erkennt aber der Mönch bei seiner Selbstprüfung, daß er häufig gierfrei ist, ohne gehässige Gesinnung, frei von Starrheit und Müdigkeit, ohne Aufregung, Zweifels, ohne Zorn, unbefleckten Geistes, körperlich (und geistig) frei von Beklommenheit und Spannung, energisch und gesammelt (A X, 54: „Wenn aber, ihr Mönche, der Mönch bei seiner Selbstprüfung erkennt, daß er sowohl die innere Geistesruhe besitzt als auch den Hohen Wissenshellblick,“) – so hat eben jener Mönch, in diesen heilsamen Eigenschaften gefestigt, weiterhin nach Versiegung aller Triebe zu streben.“

A II, 15: Wenn da, ihr Mönche, bei einem Streitfall der schuldige und der anklagende Mönch sich nicht selber gründlich betrachten, dann ist zu erwarten, daß es zu Weitschweifigkeiten, Grobheiten und Tätlichkeiten kommt und daß die Mönche nicht in Frieden leben werden.

Wenn sich aber bei einem Streitfall der schuldige und der anklagende Mönch selber gründlich betrachten, dann ist zu erwarten, daß es zu keinen Weitschweifigkeiten, Grobheiten und Tätlichkeiten kommt und daß die Mönche in Frieden leben werden.

Wie aber betrachtet der schuldige Mönch sich selber gründlich? Da überlegt der schuldige Mönch also: „Fürwahr, ich habe da etwas Unheilsames begangen, ein Vergehen in Taten, und jener Mönch hat mich dabei gesehen. Hätte ich es nicht begangen, so hätte jener Mönch es mich nicht tun sehen. Da ich nun aber ein Vergehen begangen habe, so konnte jener Mönch mich dabei sehen. Und als er es sah, da ward er ungehalten, und ungehalten sagte er mir mißvergnügte Worte. Von jenem Mönche aber mit mißvergnügten Worten angesprochen, geriet ich in Zorn, und zornig sprach ich davon zu anderen. So trifft eben mich hier die Schuld, wie bei einem Zollpflichtigen hinsichtlich seiner Ware.“ So betrachtet der schuldige Mönch sich selber gründlich.

Wie aber betrachtet der anklagende Mönch sich selber gründlich? Da überlegt der anklagende Mönch also: „Fürwahr, dieser Mönch hat etwas Unheilsames begangen, ein Vergehen in Taten, und ich habe ihn dabei gesehen. Hätte dieser Mönch es nicht begangen, so hätte ich ihn nicht dabei sehen können. Insofern nun dieser Mönch ein Vergehen begangen hat, konnte ich ihn dabei sehen, und als ich es sah, wurde ich ungehalten, und ungehalten sagte ich diesem Mönch mißvergnügte Worte. Von mir aber mit mißvergnügten Worten angesprochen, geriet dieser Mönch in Zorn, und zornig sprach er davon zu anderen. So trifft eben mich hier die Schuld, wie bei einem Zollpflichtigen hinsichtlich seiner Ware.“ So betrachtet der anklagende Mönch sich selber gründlich.“

Solange man vor anderen und sich selbst nur so tut als ob die Suche nach der Wahrheit die oberste Priorität im Leben hätte, der sich alles andere unterordnen muß, wird man nicht einmal in ihre Nähe gelangen. Der Lehre, dem Lehrer oder der Übung die Schuld zu geben, wenn wir nicht die Ergebnisse erhalten, die wir uns angeblich wünschen ist bequemer als nach den eigentlichen Intentionen zu forschen und ermöglicht es die spirituelle Schein-Suche anderswo weiter zu betreiben.

A IV, 26: „Solche Mönche, die Heuchler sind, Starrköpfe, leere Schwätzer, verschlagene Genüßlinge, aufgeblasen und zerfahren, diese, ihr Mönche, gehören nicht zu den Meinigen. Fern stehen solche Mönche dieser Lehre und Zucht, und nicht bringen sie es in dieser Lehre und Zucht zu Wachstum, Gedeihen und Entwicklung.

Solche Mönche aber, die keine Heuchler sind, keine leeren Schwätzer, die standhaft sind, fügsam und geistig gesammelt, diese, ihr Mönche, gehören zu den Meinigen. Solche Mönche stehen fest in dieser Lehre und Zucht und bringen es in dieser Lehre und Zucht zu Wachstum, Gedeihen und Entwicklung.“

Ebenso jedoch entfernt man sich immer weiter vom Dhamma, wenn man sich selbst von Errungenschaften und Verwirklichungen überzeugt, die man eigentlich noch nicht erreicht hat. Diese „Lebenslügen“, sind nicht selten anzutreffen, denn oft ist es nötig andere davon zu überzeugen um sie vor sich selbst aufrecht erhalten zu können. Deshalb rät der Buddha, sich diese „Schönredner“ über einen längeren Zeitraum aus der Nähe, ganz genau anzusehen.

A X, 24: „Einst weilte der Erhabene bei Sahajati im Lande der Cetier. Da nun sprach der ehrwürdige Maha-Cunda zu den Mönchen:

„Da, ihr Brüder, behauptet ein Mönch, wenn er von Erkenntnis spricht: „Ich kenne diese Lehre und verstehe sie!“ Da behauptet ferner ein Mönch, wenn er von geistiger Entfaltung spricht: „Ich habe den Körper gemeistert, habe die Sittlichkeit entfaltet, den Geist entfaltet, die Weisheit entfaltet.“ Oder er behauptet, wenn er von beidem, der Erkenntnis und der Geistesentfaltung, spricht: „Ich kenne diese Lehre und verstehe sie. Ich habe den Körper gemeistert, habe die Sittlichkeit entfaltet, den Geist entfaltet, die Weisheit entfaltet.“

Wenn nun aber, Brüder, diesen Mönch Gier, Haß, Verblendung, Zorn, Wut, Verkleinerungssucht, Herrschsucht, Geiz, übler Neid und übler Ehrgeiz beherrschen, so hat man von ihm zu wissen: „Nicht erkennt dieser Verehrte derart, daß ihn aufgrund dieser Erkenntnis keine Gier mehr ankommt; daher eben beherrscht die Gier diesen Verehrten. Nicht erkennt dieser Verehrte derart, daß ihn aufgrund dieser Erkenntnis nicht mehr Haß, Verblendung, Zorn, Wut, Verkleinerungssucht, Herrschsucht, Geiz übler Neid und übler Ehrgeiz ankommen; daher eben wird er davon beherrscht.“

Gleichwie da, ihr Brüder, ein Unbemittelter sich als bemittelt ausgibt, ein Unbegüterter als begütert, ein Armer als reich; und bei irgendeiner eintretenden Geldangelegenheit nicht imstande ist, Geld oder Getreide, Silber oder Gold zur Verfügung zu stellen, da weiß man von ihm: „Obwohl dieser Verehrte unbemittelt ist, gibt er sich als bemittelt aus; obwohl er unbegütert ist, gibt er sich als begütert aus; obwohl er arm ist, gibt er sich als reich aus. Dieser Verehrte ist ja bei einer eintretenden Geldangelegenheit nicht imstande, Geld oder Getreide, Silber oder Gold zur Verfügung zu stellen.“ Ebenso auch (ist es mit jenem Mönch).“

Überzogene Behauptungen dieser Art aufzustellen sind für Bhikkhus und Bhikkhunis ebenso „tödlich“, wie Geschlechtsverkehr, Diebstahl, oder Tötungsdelikte:

Vinaya Pitaka, Der Korb der Ordens Regeln: Patimokkha: Maha Vibhanga, die 227 Regeln der Bhikkhus: Parajika Dhamma, 4 Regeln über Vergehen, die jegliches Erlösungsstreben vereiteln:  4.„Welcher Mönch auch ohne Kenntnis übermenschlicher Fähigkeit in bezug auf sich selbst Einsicht in das echte heilige Wissen vorgäbe, (indem er sagt:) „Solches weiß ich, solches erkenne ich!“, und der dann zu späterer Zeit, sei es gezwungenermaßen oder ohne Zwang, erfasst von der Erwartung auf Reinigung, so spräche: „Nicht solches wissend, Brüder, sprach ich: „Ich weiß!“; nicht erkennend, (sprach ich:) „Ich erkenne!“, leeren Unsinn plappernd“ – wenn es (Selbstbetrug durch) Hochmut war, ist auch dessen (Erlösungsstreben) vereitelt; er ist ausgestoßen.“

Verständlich, daß die bhikkhus immer sehr vorsichtig und zurückhaltend auf Fragen nach ihrer Verwirklichung reagieren. Entspricht die Aussage der Wahrheit und ist frei von Hintergedanken, sondern von Mitgefühl hervorgerufen, darf man durchaus den „Löwenruf „ertönen lassen.

A IV,185: „Zu welchem Gespräch, Wanderasketen, sitzt ihr da beisammen, und bei welcher Unterhaltung habt ihr euch unterbrochen?“

„Es hat sich da, Herr Gotama, als wir so zusammen saßen, ein Gespräch darüber entsponnen, welches die Wahrheiten des Priesters seien.“

„Vier Wahrheiten des Priesters, verkünde ich, nachdem ich sie selber erkannt und verwirklicht habe. Welche vier?

Da spricht, ihr Wanderasketen, der Priester also: „Kein Wesen soll man töten!“ Und damit spricht der Priester eine Wahrheit und nichts Falsches. Deshalb aber meint er nicht: „Ein Priester bin ich“, meint nicht: „Ein Asket bin ich“, meint nicht: „Besser bin ich“, meint nicht: „Ebenbürtig bin ich“, meint nicht: „Geringer bin ich“ – sondern die Wahrheit darin verstehend, wandelt er eben voller Erbarmen und Mitleid mit den Wesen.

Ferner noch, ihr Wanderasketen, spricht der Priester also: „Alle Sinnenlüste sind vergänglich, leidvoll, dem Wechsel unterworfen.“ Und damit spricht der Priester eine Wahrheit und nichts Falsches. Deshalb aber meint er nicht: „Ein Priester bin ich“ … sondern die Wahrheit darin verstehend, wandelt er in Abwendung von den Sinnenlüsten, in Entsüchtung von ihnen, in ihrer Aufhebung.

Ferner noch, ihr Wanderasketen, spricht der Priester also: „Alle Daseinsformen sind vergänglich, leidvoll, dem Wechsel unterworfen.“ Und damit spricht der Priester eine Wahrheit und nichts Falsches. Deshalb aber meint er nicht: „Ein Priester bin ich“ …  sondern die Wahrheit darin verstehend, wandelt er in Abwendung von den Daseinsformen, in Entsüchtung von ihnen, in ihrer Aufhebung.

Ferner noch, ihr Wanderasketen, spricht der Priester also: „Nicht gehöre ich irgendwo irgend jemandem an; noch gehört mir etwas irgendwo in irgendeiner Hinsicht an.“ Und damit spricht der Priester eine Wahrheit und nichts Falsches. Deshalb aber meint er nicht: „Ein Priester bin ich“ … sondern die Wahrheit darin verstehend, wandelt er eben den Pfad der Nichtirgendetwasheit.

Diese vier Wahrheiten des Priesters, Wanderasketen, verkünde ich, nachdem ich sie selber erkannt und verwirklicht habe.“

Gerade der damals beliebte, öffentliche Diskussionswettstreit der Asketen und Brahmanen, war aber weniger durch Mitgefühl motiviert, sondern es ging um den Sieg und darum Unterstützung und Anhänger für sich zu gewinnen, und so war immer die Gefahr gegeben sich von der Wahrheit zu entfernen. Die Zuhörer fordert der Buddha deshalb auf, sich nicht durch substanzlose Behauptungen, Spitzfindigkeiten und schöne Phrasen beeinflussen zu lassen sondern unterscheiden zu lernen.

A X, 116: „Ajita, ein Wanderasket, begab sich zum Erhabenen und sprach zu ihm also:

„Unter uns, Herr Gotama, gibt es einen gelehrten Ordensbruder, der fünfmal hundert Gedankenarten ausgesonnen hat, wobei die Andersgläubigen, sobald sie überführt sind, sich als überführt bekennen.“

Der Erhabene aber wandte sich an die Mönche und sprach:

„Entsinnt ihr euch, ihr Mönche, auf die Maßstäbe des Gelehrtentums?“

„So ist es an der Zeit, Erhabener, so ist es an der Zeit, Gesegneter, daß der Erhabene davon spricht. Des Erhabenen Worte werden die Mönche sich merken.“

„So höret denn und achtet wohl auf meine Worte!“

„Ja, Herr.“

„Da, ihr Mönche, widerlegt und bezwingt einer eine lehrwidrige Behauptung durch eine lehrwidrige Behauptung. Dadurch aber begeistert er eine dem Lehrwidrigen ergebene Menge, und sie stimmt darüber ein lautes, helles Geschrei an: „Welch ein Gelehrter ist dieser Verehrte! Welch ein Gelehrter ist dieser Verehrte!“

Ferner, ihr Mönche, widerlegt und bezwingt da einer eine lehrgemäße Behauptung durch eine lehrwidrige Behauptung. Dadurch aber begeistert er eine dem Lehrwidrigen ergebene Menge, und sie stimmt darüber ein lautes, helles Geschrei an: „Welch ein Gelehrter ist dieser Verehrte! Welch ein Gelehrter ist dieser Verehrte!“

Ferner, ihr Mönche, widerlegt und bezwingt da einer durch eine lehrwidrige Behauptung eine teils lehrgemäße, teils lehrwidrige Behauptung. Dadurch aber begeistert er eine dem Lehrwidrigen ergebene Menge, und sie stimmt darüber ein lautes, helles Geschrei an: „Welch ein Gelehrter ist dieser Verehrte! Welch ein Gelehrter ist dieser Verehrte!“

Ferner, ihr Mönche, widerlegt und bezwingt da einer eine lehrwidrige Behauptung durch eine lehrgemäße Behauptung. Dadurch aber begeistert er eine der Lehre ergebene Menge, und sie stimmt darüber ein lautes, helles Geschrei an: „Welch ein Gelehrter ist dieser Verehrte! Welch ein Gelehrter ist dieser Verehrte!“ 

Das Lehrwidrige, ihr Mönche, soll man kennen, und das Lehrgemäße sowie das schädliche und das Förderliche; und hat man das Lehrwidrige und Lehrgemäße, sowie das Schädliche und das Förderliche erkannt, so soll man dem Lehrgemäßen und dem Förderlichen entsprechend leben.

Verkehrte Ansicht, ist das Lehrwidrige, rechte Erkenntnis das Lehrgemäße. Die vielen üblen, unheilsamen Dinge, die zufolge verkehrter Ansicht entstehen, diese sind das Schädliche; die vielen heilsamen Dinge, die auf Grund rechter Erkenntnis entstehen, diese sind das Förderliche. Verkehrte Gesinnung ist das Lehrwidrige, rechte Gesinnung das Lehrgemäße – verkehrte Rede ist das Lehrwidrige, rechte Rede das Lehrgemäße – verkehrte Handlungsweise ist das Lehrwidrige, rechte Handlungsweise das Lehrgemäße – verkehrter Lebensunterhalt ist das Lehrwidrige, rechter Lebensunterhalt das Lehrgemäße – verkehrtes Streben ist das Lehrwidrige, rechtes Streben das Lehrgemäße – verkehrte Achtsamkeit ist das Lehrwidrige, rechte Achtsamkeit das Lehrgemäße – verkehrte Sammlung ist das Lehrwidrige, rechte Sammlung das Lehrgemäße – verkehrtes Wissen ist das Lehrwidrige, rechtes Wissen das Lehrgemäße – verkehrte Befreiung ist das Lehrwidrige, rechte Befreiung das Lehrgemäße. Die vielen üblen, unheilsamen Dinge, die zufolge verkehrter Befreiung entstehen, diese sind das Schädliche; die vielen heilsamen Dinge, die auf Grund rechter Befreiung entstehen, diese sind das Förderliche.“

 Dient ein Gespräch nicht nur zum Zeitvertreib, sondern dem Erkenntnisgewinn, ist es besonders wichtig bei der Wahrheit zu bleiben, und zu unterscheiden zwischen dem was man weiß und dem was man glaubt.

M 56: „Haushälter, Haushälter, gib acht, wie du antwortest! Was du vorher sagtest, stimmt nicht mit dem überein, was du hinterher sagtest, auch stimmt das, was du hinterher sagtest, nicht mit dem überein, was du vorher sagtest. Und doch hast du behauptet: „Ich bin bereit, auf der Grundlage der Wahrheit zu debattieren, ehrwürdiger Herr, also wollen wir uns ein wenig darüber unterhalten.“

M 60: „Darüber erwägt ein Weiser so: „Wenn es keine andere Welt gibt, dann wird sich dieser gute Mensch bei der Auflösung des Körpers ausreichend in Sicherheit gebracht haben. Aber wenn es eine andere Welt gibt, dann wird er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, wiedererscheinen, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in der Hölle. Aber egal, ob das Wort jener guten Mönche und Brahmanen wahr ist oder nicht, einmal angenommen, es gibt keine andere Welt: dieser gute Mensch wird trotzdem hier und jetzt von den Weisen als eine unmoralische Person getadelt, als einer mit falscher Ansicht, der die Lehrmeinung des Nihilismus vertritt. Wenn es aber andererseits eine andere Welt gibt, dann hat dieser gute Mensch einen doppelt schlechten Wurf gemacht: weil er von den Weisen hier und jetzt getadelt wird, und weil er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, wiedererscheinen wird, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in der Hölle. Er hat diese unbestreitbare Lehre falsch angenommen und übernommen, auf eine Weise, daß sie sich nur in eine Richtung erstreckt und die heilsame Alternative ausschließt.“

Bevor man jedoch zur absoluten Wahrheit (Sacca – eines der Synonyme von Nibbana) vordringen kann, müssen erst einige andere Wahrheiten verstanden werden. Diese weiterführenden (opanayiko) Wahrheiten sollten jedoch wie es in der Kalama-Sutta (A III, 66) heißt nicht ausschließlich auf „Hörensagen, Überlieferungen, Tagesmeinungen, der Autorität heiliger Schriften, auf bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, auf erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, auf dem Eindruck persönlicher Vorzüge, auf der Autorität eines Meisters“ beruhen. „Wenn ihr aber, Kalamer, selber klar erkennt: „Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden“, dann Kalamer, mögt ihr sie aufgeben.“

Folgt man diesem Ratschlag nicht kommt man leicht zu der in den Lehrreden immer wieder kritisierten Einstellung  gelangen, die in jedem Falle auch im Hinblick auf den Buddha-Dhamma vermieden werden sollte.

M 95: „Meister Gotama, was die alten brahmanischen Hymnen angeht, die durch mündliche Überlieferung und Schriftensammlungen überliefert worden sind, sind die Brahmanen mit Bestimmtheit zu dem Schluß gekommen: „Nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.“ Was sagt Meister Gotama dazu?“

„Wie ist das, Bharadvaja, gibt es unter den Brahmanen auch nur einen einzigen Brahmanen, der sagt: „Ich weiß dies, ich sehe dies: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch“?“

„Nein, Meister Gotama.“

„Wie ist das, gibt es unter den Brahmanen auch nur einen einzigen Lehrer oder auch nur einen einzigen Lehrer eines Lehrers, zurück bis zur siebten Generation von Lehrern, … die brahmanischen Seher der Vorzeit, die Erschaffer der Hymnen, die Komponisten der Hymnen, deren alte Hymnen, die früher gechantet, vorgetragen und gesammelt wurden, die Brahmanen heutzutage immer noch chanten und nachsprechen, wobei sie nachsprechen, was gesagt wurde und rezitieren, was rezitiert wurde, … sagten etwa diese brahmanischen Seher der Vorzeit: „Ich weiß dies, ich sehe dies: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch“?“

„Nein, Meister Gotama.“

„ … Angenommen es gäbe eine Reihe blinder Männer, jeder in Berührung mit dem nächsten: der erste sieht nichts, der mittlere sieht nichts, und der letzte sieht nichts. Ebenso, Bharadvaja, gleichen die Brahmanen, was ihre Behauptung angeht, einer Reihe blinder Männer: der erste sieht nichts, der mittlere sieht nichts, und der letzte sieht nichts. Was meinst du, Bharadvaja, nachdem das so ist, zeigt es sich da nicht, daß das Vertrauen der Brahmanen keine Grundlage hat?“

„Die Brahmanen ehren dies nicht nur aus Vertrauen heraus, Meister Gotama. Sie ehren es auch als eine mündliche Überlieferung.“

„Bharadvaja, zuerst hast du einen Standpunkt eingenommen, der auf Vertrauen beruht, und jetzt sprichst du von mündlicher Überlieferung. Es gibt fünf Dinge, Bharadvaja, die sich hier und jetzt auf zwei verschiedene Weisen zeigen können. Welche fünf? Vertrauen, Billigung, mündliche Überlieferung, begründetes Erdenken und reflektives Annehmen einer Ansicht. Diese fünf Dinge können sich hier und jetzt auf zwei verschiedene Weisen zeigen.

Etwas mag aus dem Vertrauen heraus vollständig angenommen werden, und doch kann es leer, hohl und falsch sein; aber etwas anderes mag nicht aus dem Vertrauen heraus vollständig angenommen werden, und doch kann es den Tatsachen entsprechen, wahr und ohne Fehler sein.

Wiederum mag etwas vollständig gebilligt werden, und doch kann es leer, hohl und falsch sein; aber etwas anderes mag nicht vollständig gebilligt werden, und doch kann es den Tatsachen entsprechen, wahr und ohne Fehler sein.

Wiederum mag etwas vollständig Bestandteil mündlicher Überlieferung sein, und doch kann es leer, hohl und falsch sein; aber etwas anderes mag nicht vollständig Bestandteil mündlicher Überlieferung sein, und doch kann es den Tatsachen entsprechen, wahr und ohne Fehler sein.

Wiederum mag etwas gut erdacht sein, und doch kann es leer, hohl und falsch sein; aber etwas anderes mag nicht gut erdacht sein, und doch kann es den Tatsachen entsprechen, wahr und ohne Fehler sein.

Wiederum mag über etwas gut reflektiert worden sein, und doch kann es leer, hohl und falsch sein; aber über etwas anderes mag nicht gut reflektiert worden sein, und doch kann es den Tatsachen entsprechen, wahr und ohne Fehler sein.

Unter diesen Umständen ist es für einen Weisen, der die Wahrheit aufrecht erhalten will, nicht angemessen, mit Bestimmtheit zu dem Schluß zu kommen: „Nur dies ist wahr, alles andere ist falsch“.

„Aber, Meister Gotama, wie gibt es dann ein Aufrechterhalten der Wahrheit? Wie erhält man die Wahrheit aufrecht? Wir fragen Meister Gotama nach dem Aufrechterhalten der Wahrheit.“

„Wenn ein Mann Vertrauen besitzt, Bharadvaja, so erhält er die Wahrheit aufrecht, wenn er sagt: „Ich vertraue auf das“; aber er kommt noch nicht mit Bestimmtheit zu dem Schluß: „Nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.“ Auf diese Weise, gibt es ein Aufrechterhalten der Wahrheit; auf diese Weise erhält er die Wahrheit aufrecht; auf diese Weise beschreiben wir das Aufrechterhalten der Wahrheit. Aber noch gibt es da kein Erwachen zur Wahrheit.

Wenn ein Mann etwas billigt, …Wenn ein Mann eine mündliche Überlieferung empfängt, … Wenn ein Mann zu einem Schluß kommt, … Wenn ein Mann reflektives Annehmen einer Ansicht erlangt, so erhält er die Wahrheit aufrecht, wenn er sagt: „Ich habe diese Ansicht reflektiv angenommen“; aber er kommt noch nicht mit Bestimmtheit zu dem Schluß: „Nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.“

Auch auf diese Weise, Bharadvaja, gibt es dann ein Aufrechterhalten der Wahrheit; auf diese Weise erhält er die Wahrheit aufrecht; auf diese Weise beschreiben wir das Aufrechterhalten der Wahrheit. Aber noch gibt es da kein Erwachen zur Wahrheit.“

„Auf jene Weise, Meister Gotama, gibt es ein Aufrechterhalten der Wahrheit; auf jene Weise erhält man die Wahrheit aufrecht; auf jene Weise erkennen wir das Aufrechterhalten der Wahrheit an. Aber auf welche Weise gibt es ein Erwachen zur Wahrheit? Auf welche Weise erwacht man zur Wahrheit? Wir fragen Meister Gotama nach dem Erwachen zur Wahrheit.“

„Da mag ein Bhikkhu in Abhängigkeit von einem gewissen Dorf oder einer gewissen Stadt leben. Dann geht ein Haushälter oder Sohn eines Haushälters zu ihm hin und untersucht ihn in Hinsicht auf drei Arten von Geisteszuständen: in Hinsicht auf Geisteszustände, die auf Gier beruhen, in Hinsicht auf Geisteszustände, die auf Haß beruhen, und in Hinsicht auf Geisteszustände, die auf Verblendung beruhen: „Gibt es in diesem Ehrwürdigen irgendwelche Geisteszustände, die auf Gier beruhen, so daß er mit einem Geist, der von jenen Zuständen besessen ist, sagen könnte, „Ich weiß“, während er nicht weiß, und „ich sehe“, während er nicht sieht, oder daß er andere dazu drängen könnte, auf eine Weise zu handeln, daß es lange zu ihrem Schaden und Leid gereichen würde?“ Während er ihn untersucht, wird ihm klar: „In diesem Ehrwürdigen gibt es keine derartigen Geisteszustände, die auf Gier beruhen. Das körperliche Verhalten und das sprachliche Verhalten dieses Ehrwürdigen ist nicht das von einem, der unter dem Einfluß von Gier steht. Und das Dhamma, das dieser Ehrwürdige lehrt, ist tiefgründig, schwer zu sehen und schwer zu verstehen, friedvoll und erhaben, durch bloßes Nachdenken nicht zu erlangen, subtil, von den Weisen selbst zu erfahren. Und es ist schwer für einen, der unter dem Einfluß von Gier steht, dieses Dhamma zu lehren.“

Wenn er ihn untersucht hat und gesehen hat, daß er von Geisteszuständen, die auf Gier beruhen, geläutert ist, dann untersucht er ihn als nächstes in Hinsicht auf Geisteszustände, die auf Haß beruhen … dann untersucht er ihn als nächstes in Hinsicht auf Geisteszustände, die auf Verblendung beruhen … Wenn er ihn untersucht hat und gesehen hat, daß er von Geisteszuständen, die auf Verblendung beruhen, geläutert ist, dann setzt er sein Vertrauen in ihn; voll Vertrauen besucht er ihn und erweist ihm Respekt; nachdem er ihm Respekt erwiesen hat, hört er genau zu; wenn er genau zuhört, hört er das Dhamma; wenn er das Dhamma gehört hat, merkt er es sich und untersucht die Bedeutung der Lehren, die er sich gemerkt hat; wenn er ihre Bedeutung untersucht, erlangt er ein reflektives Annehmen dieser Lehren; wenn er ein reflektives Annehmen dieser Lehren erlangt hat, tritt Eifer hervor; wenn Eifer hervorgetreten ist, wendet er seinen Willen an; wenn er seinen Willen angewendet hat, prüft er genau; wenn er genau geprüft hat, bemüht er sich; wenn er sich entschlossen bemüht, verwirklicht er mit dem Körper die letztendliche Wahrheit und sieht sie, indem er sie mit Weisheit durchdringt. Auf diese Weise, Bharadvaja, gibt es ein Erwachen zur Wahrheit; auf diese Weise erwacht man zur Wahrheit; auf diese Weise beschreiben wir das Erwachen zur Wahrheit. Aber noch gibt es da kein endgültiges Erlangen der Wahrheit.“

„Auf jene Weise, Meister Gotama, gibt es ein Erwachen zur Wahrheit; auf jene Weise erwacht man zur Wahrheit; auf jene Weise erkennen wir das Erwachen zur Wahrheit an. Aber auf welche Weise gibt es ein endgültiges Erlangen der Wahrheit? Auf welche Weise erlangt man endgültig die Wahrheit? Wir fragen Meister Gotama nach dem endgültigen Erlangen der Wahrheit.“

„Das endgültige Erlangen der Wahrheit, Bharadvaja, liegt in der Wiederholung, Entwicklung und Entfaltung eben jener Dinge. Auf diese Weise, gibt es das endgültige Erlangen der Wahrheit; auf diese Weise erlangt man endgültig die Wahrheit; auf diese Weise beschreiben wir das endgültige Erlangen der Wahrheit.“

„Auf jene Weise, Meister Gotama, gibt es das endgültige Erlangen der Wahrheit; auf jene Weise erlangt man endgültig die Wahrheit; auf jene Weise erkennen wir das endgültige Erlangen der Wahrheit an. Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten für das endgültige Erlangen der Wahrheit? Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten für das endgültige Erlangen der Wahrheit ist.“

„Bemühen ist am hilfreichsten für das endgültige Erlangen der Wahrheit, Bharadvaja. Wenn man sich nicht bemüht, wird man die Wahrheit nicht endgültig erlangen; aber weil man sich bemüht, erlangt man die Wahrheit endgültig. Deshalb ist Bemühen am hilfreichsten für das endgültige Erlangen der Wahrheit.“

Welche Macht die Wahrheit an sich besitzt wird im 35. Jataka, der Geschichte der kleinen Wachtel, ebenso wie in vielen anderen überlieferten Begebenheiten, deutlich. Buddha erzählt sie den Mönchen die bei ihm Schutz vor einem Waldbrand suchen, der nicht zu ihm vordringen, kann weil er einmal als kleine Wachtel einen Akt der Wahrheit vornahm.

„Die kleine Wachtel im Nest konnte noch nicht fliegen, ja nicht einmal stehen und wurde von ihren Eltern gefüttert als ein Waldbrand ausbrach. Wie alle anderen Tiere in der Gegend flohen auch die Eltern der kleinen Wachtel in Panik. Hilflos blieb sie im Nest zurück. Sie streckte ihren hals um zu sehen was los war und als sie die Flammen kommen sah, dachte sie sich: Meine Eltern haben mich hier ganz allein zurückgelassen, ich kann nicht fliegen, noch nicht einmal laufen, was soll ich nur tun? Sie überlegte weiter: In dieser Welt gibt es die Machtder Güte und die Macht der Wahrheit. Es gibt Wesen, welche die Vollkommenheiten entwickelt haben und erwacht sind. Sie sind sehr mitfühlend und mächtig, wie wenn ich nun im Gedenken an sie einen Akt der Wahrheit vollziehe? Die kleine Wachtel sammelte ihren Geist im Gedenken an alle Buddhas und sagte: „Mit Flügeln die mich nicht durch die Lüfte tragen, und Füßen mit denen ich nicht laufen kann, verlassen von meinen Eltern liege ich hier und vertraue ganz auf die Macht der Erwachten. Kraft dieser Wahrheit befehle ich dem schrecklichen Feuer Innezuhalten und weder mich noch die anderen Vögel zu verletzen.

Daraufhin erlosch das Feuer im Umkreis von sechzehn Längen und die kleine Wachtel überlebte unverletzt.

Seit dieser Zeit wird dieser Ort nicht mehr vom Feuer verzehrt und das wird so bleiben bis zum Ende des Äons. es ist also nicht meine gegenwärtige macht die uns hier vor dem Feuer schützt, sondern der Akt der Wahrheit der kleinen Wachtel die ich damals war.“

Führt man sich die Kraft der Wahrheit vor Augen, die nicht nur in Legenden sondern auch in historischen Persönlichkeiten wie z.B. Gandhi und seiner „Festhalten an der Wahrheit“- Bewegung (satyagraha)zum Ausdruck kommt; denkt man an die negativen Aspekte der Unaufrichtigkeit angefangen von „Wer einmal lügt …“, bis hin zur Wiedergeburt in niederen Welten; und besinnt man sich schließlich darauf, daß alle Tugenden ihren Wert ohne die Wahrhaftigkeit verlieren, so wird es völlig klar, daß man mit ganzer Kraft daran gehen sollte diese Vollkommenheit in sich zu entwickeln und fest zu verankern.

M 140: „Man sollte Weisheit nicht vernachlässigen, man sollte die Wahrheit aufrecht erhalten, man sollte Verzicht pflegen, und man sollte für den Frieden üben. …

Seine Befreiung, die auf der Wahrheit gegründet ist, ist unerschütterlich. Denn jenes ist unecht, Bhikkhu, was eine trügerische Natur hat, und jenes ist echt, was eine untrügerische Natur hat – Nibbana. Daher, ein Bhikkhu, der diese Wahrheit besitzt, besitzt die höchste Grundlage der Wahrheit. Denn dies, Bhikkhu, ist die höchste edle Wahrheit, nämlich Nibbana, das eine untrügerische Natur hat.“

Lust; Abneigung; Hunger und Durst; Begehren; Trägheit und Faulheit; Feigheit; Zweifel; Scheinheiligkeit und Dummheit; (aufgrund von Scheinheiligkeit und Dummheit erlangter) Gewinn, Ruhm und Ehre; Eigenlob und Herabsetzen anderer.

Vier Grundlagen der Achtsamkeit (satipatthana), vier rechte Anstrengungen (padhana), vier Wege geistiger Macht (iddhi-pada), fünf spirituelle Fähigkeiten (indriya), fünf Geisteskräfte (bala), sieben Erwachungsfaktoren (bojjhanga) und der edle achtfache Pfad (magga).

Hellmuth Hecker übersetzt: „Ein lügenhafter, falscher Mensch, der aller Wahrheit abgesagt und sorglos wähnt, daß ja der Tod das Ende seines Wirkens sei, der ist zu jedem Fehl bereit“.

A IV, 183: „Das behaupte ich, Herr Gotama, das ist meine Ansicht: „Wer auch immer von Gesehenem spricht: „Das habe ich gesehen“, der begeht darum nichts Böses. Wer von Gehörtem, von Empfundenem, von Erkanntem spricht: „Das habe ich gehört, das habe ich empfunden, das habe ich erkannt“, der begeht darum nichts Böses.“

„Nicht sage ich, Brahmane, daß man über alles Gesehene sprechen soll, noch auch, sage ich, Brahmane, daß man über alles Gesehene nicht sprechen soll. Nicht sage ich, Brahmane, daß man über alles Gehörte, Empfundene oder Erkannte sprechen soll, noch auch sage ich, Brahmane, daß man über alles Gehörte, Empfundene oder Erkannte nicht sprechen soll.

Über solches Gesehene, Gehörte, Empfundene und Erkannte, wobei dem Sprecher die schlechten Eigenschaften zunehmen, die guten Eigenschaften schwinden, darüber soll man nicht sprechen. Doch über solches Gesehene, Gehörte, Empfundene und Erkannte, wobei, wenn man nicht davon spricht, die guten Eigenschaften schwinden und die schlechten Eigenschaften zunehmen, darüber soll man sprechen.“

A V, 198: „Ein Wort, ihr Mönche, das fünf Eigenschaften besitzt, ist wohlgesprochen, nicht schlecht gesprochen, untadelig, kann von Verständigen nicht getadelt werden. Welches sind diese fünf Eigenschaften?

Wenn ein Wort zur rechten Zeit gesprochen wird, wenn es wahr, höflich, zweckmäßig ist und aus liebevoller Gesinnung kommt.“

M 117: „Was ist nun, falsche Rede? Lüge, böswillige Rede, grobe Worte und Geschwätz: das ist, falsche Rede.“

Siehe auch A V, 174: „Während, derjenige, der Nichtgegebenes nimmt, geschlechtliche Ausschreitung begeht, lügt, Rauschmittel genießt, auf Grund davon gegenwärtig und in künftigem Dasein schreckliche Übel erzeugt und auch in seinem Inneren Schmerz und Mißstimmung empfindet; so erzeugt, wer dieses meidet, weder gegenwärtig noch in künftigem Dasein schreckliche Übel, und er empfindet innerlich keinen Schmerz, keine Mißstimmung. Jene schrecklichen Übel sind eben in ihm erloschen.“

A IV, 3: „Im Besitze von vier Eigenschaften, ihr Mönche, untergräbt und schädigt der Tor, der unverständige, unedle Mensch seinen Charakter, ist tadelnswert, wird von Weisen gerügt und schafft sich große Schuld. Welches sind diese vier Eigenschaften?

Ohne verstanden und geprüft zu haben, lobt er den, dem Tadel gebührt;  ohne verstanden und geprüft zu haben, tadelt er den, dem Lob gebührt. 

Ohne verstanden und geprüft zu haben, billigt er, was man mißbilligen sollte;  ohne verstanden und geprüft zu haben, mißbilligt er, was man billigen sollte.

Im Besitze dieser vier Eigenschaften untergräbt und schädigt der Tor, der unverständige, unedle Mensch seinen Charakter, ist tadelnswert, wird von Weisen gerügt und schafft sich große Schuld.“

A IV, 192: „Vier Eigenschaften eines Menschen, ihr Mönche, kann man bei vier Gelegenheiten erkennen. Welche vier? Im Zusammenleben, kann man den Sittenwandel anderer erkennen, doch nur nach langer Zeit und nicht schon nach kurzer; nur durch Beobachtung, nicht ohne Beobachtung; und nur ein Verständiger, kein Unverständiger. Im Umgang kann man die Lauterkeit anderer erkennen; im Unglück kann man die Stärke anderer erkennen; in der Unterhaltung kann man die Weisheit anderer erkennen, doch nur nach langer Zeit und nicht schon nach kurzer; nur durch Beobachtung, nicht ohne Beobachtung; und nur ein Verständiger, kein Unverständiger.“

Vergleiche auch:

S 22,94: „Wobei man, ihr Mönche, unter den Weisen in der Welt übereinstimmt: „Das gibt es nicht“, davon sage auch ich: „Das gibt es nicht“. Wobei man, ihr Mönche, unter den Weisen in der Welt übereinstimmt: „Das gibt es“, davon sage auch ich: „Das gibt es“.

 Wobei nun, ihr Mönche, stimmt man unter den Weisen in der Welt überein, und wovon sage auch ich: „Das gibt es nicht“?

Eine unvergängliche, beständige, ewige, unveränderliche Körperlichkeit, die gibt es nicht! Darin stimmt man unter den Weisen in der Welt überein, und davon sage auch ich: „Das gibt es nicht!“

Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein, die unvergänglich sind, beständig, ewig, unveränderlich, die gibt es nicht! Darin stimmt man unter den Weisen in der Welt überein, und davon sage auch ich: „Das gibt es nicht!“

Dieses ist es, wobei man unter den Weisen in der Welt übereinstimmt, und wovon auch ich sage: „Das gibt es nicht!“

Wobei nun, ihr Mönche, stimmt man unter den Weisen in der Welt überein, und wovon sage auch ich: „Das gibt es“?

Eine vergängliche, unbeständige, nicht ewige, veränderliche Körperlichkeit, die gibt es. Darin stimmt man unter den Weisen in der Welt überein, und davon sage auch ich: „Das gibt es“.

Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein, die vergänglich sind, unbeständig, nicht ewig, veränderlich, die gibt es. Darin stimmt man unter den Weisen in der Welt überein, und davon sage auch ich: „Das gibt es“.

Dieses ist es, wobei man unter den Weisen in der Welt übereinstimmt, und wovon auch ich sage: „Das gibt es“.“

A II, 48: „Welches aber, ihr Mönche, ist die an Gegenfrage gewöhnte, nicht durch schöne Worte beeinflusste Versammlung?

Werden da jene von Dichtern verfaßten Texte vorgetragen, poetische Werke mit schönen Worten, schönen Phrasen, die [der Lehre] fremd sind, verbreitet von den Anhängern [jener Außenseiter], so haben die Mönche nicht den Wunsch, sie zu hören, leihen ihnen kein Gehör, öffnen sich nicht ihrem Verständnis und halten es nicht für nötig, sie zu lernen und sich anzueignen. Werden dagegen jene vom Vollendeten verkündeten Lehrtexte vorgetragen, jene tiefen, tiefsinnigen, überweltlichen, die von der Leerheit handeln, so hören diese Mönche gern zu, leihen Gehör, öffnen ihren Geist dem Verständnis und halten es wohl für nötig, jene Lehren zu lernen und sich anzueignen. Haben sie sich nun diese Lehren angeeignet, so befragen sie sich einander und forschen darüber nach, wie dieses oder jenes sich verhalte, welchen Sinn dieses oder jenes habe. Sie erschließen das Unerschlossene, klären das Ungeklärte, lösen ihre Zweifel bei den mannigfachen zweifelhaften Dingen. Dies, ihr Mönche, ist die an Gegenfrage gewöhnte, nicht durch schöne Worte beeinflußte Versammlung.“

A IV, 65: „Vier Menschen, ihr Mönche, sind in der Welt anzutreffen. Welche vier? Einer, der die äußere Erscheinung zum Maßstab nimmt, auf Grund der äußeren Erscheinung Vertrauen faßt;  einer, der das Gehörte zum Maßstab nimmt, auf Grund des Gehörten Vertrauen faßt, einer, der asketische Rauheit zum Maßstab nimmt, auf Grund asketischer Rauheit Vertrauen faßt; einer, der die Tugend zum Maßstab nimmt, auf Grund der Tugend  Vertrauen faßt. Diese vier Menschen sind in der Welt anzutreffen.

Wer das äußere bloß beurteilt

und Gehörtem Glauben schenkt,

in der Gier Gewalt geraten,

der kennt andere Menschen nicht.

Der Menschen Inneres kennt er nicht

und nicht ‚mal ihren äußeren Wandel.

Der allerwärts beschränkte Tor,

er wird von Worten nur gelenkt.

Der Menschen Inneres kennt er nicht,

sieht ihren äußeren Wandel nur;

wer äußerem Erfolg vertraut,

wird gleichfalls nur vom Wort gelenkt.

Doch wer der Menschen Inneres kennt

und ihren äußeren Wandel auch;

wer ungetrübten Blick besitzt,

der wird von Worten nicht gelenkt.“

M 140: „Dies, bhikkhus ist die höchste Weisheit der Edlen, das Erleben der Zerstörung von allem Leiden. Seine Befreiung gründet in der Wahrheit und ist unerschütterlich … Denn dies ist die höchste edle Wahrheit, Nibbana, das von untrügerischer Natur ist“.

M 140: „Seine Befreiung, die auf der Wahrheit gegründet ist, ist unerschütterlich. Denn jenes ist unecht, Bhikkhu, was eine trügerische Natur hat, und jenes ist echt, was eine untrügerische Natur hat – Nibbana. Daher, ein Bhikkhu, der diese Wahrheit besitzt, besitzt die höchste Grundlage der Wahrheit. Denn dies, Bhikkhu, ist die höchste edle Wahrheit, nämlich Nibbana, das eine untrügerische Natur hat.“

M 117: „ Almosengeben, Verzichtleisten, Spenden ist kein Unsinn;  es gibt eine Saat und Ernte guter und böser Werke;  das Diesseits ist vorhanden und das Jenseits ist vorhanden;  Eltern gibt es und spontane Geburt gibt es;  die Welt hat Asketen und Priester, die durch direktes Wissen selbst erkannt haben und diese und jene Welt erklären können.“

S 56, 11: „Dies nun, ihr Bhikkhus, ist die edle Wahrheit vom Leiden: Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Sterben ist Leiden, Kummer, Jammer, Schmerz, Betrübnis und Ver­zweiflung sind Leiden; mit Ungeliebtem zusammensein, Ge­trenntsein von Liebem, nicht zu bekommen, was man will, das ist Leiden; kurz gesagt: die fünf Daseinsgruppen, die ergriffen und festgehalten werden, sind Leiden.

Dies nun, ihr Bhikkhus, ist die edle Wahrheit von der Lei­densentwicklung: Es ist dieser Durst, der die Erneuerung des Werdens bringt, begleitet von Entzücken und Lust, der sich bald hier, bald dort erfreuende, nämlich: Verlangen nach sinnlichen Freuden, Verlangen nach Ich-Werdung, Verlangen nach Nicht-Entwicklung.

Dies nun, ihr Bhikkhus, ist die edle Wahrheit von der Lei­densauflösung: Es ist das rückstandslose Verblassen und Erlö­schen, das Aufgeben, Verzichten, Loslassen und Zurückweisen genau dieses Durstes.

Dies nun, ihr Bhikkhus, ist die edle Wahrheit von dem zur Leidensauflösung führenden Vorgehen: Es ist eben dieser edle achtfältige Pfad, nämlich rechte Ansicht bis rechte Sammlung.“

M 9: „Lebende Wesen zu töten ist unheilsam.

Nehmen, was nicht gegeben ist, ist unheilsam.

Fehlverhalten bei sinnlichen Freuden ist unheilsam.

Falsche Rede ist unheilsam.

Boshafte Rede ist unheilsam.

Grobe Rede ist unheilsam.

Geschwätz ist unheilsam.

Habgier ist unheilsam.

Übelwollen ist unheilsam.

Falsche Ansicht  ist unheilsam.

Das nennt man das Unheilsame.“

M 22: „Ihr Bhikkhus, ich werde euch zeigen, wie das Dhamma einem Floß ähnlich ist, indem es zur Überfahrt da ist, nicht zum Festhalten.“

A IV, 24: „Was, ihr Mönche, in der Welt mit ihren guten und bösen Geistern, ihren Brahma-Göttern, den Scharen der Asketen und Priester, Götter und Menschen gesehen, gehört, empfunden, erkannt, erreicht, erstrebt, im Geiste erwogen wird, das habe ich völlig erkannt. All das hat der Vollendete verstanden, doch der Vollendete interessiert sich nicht dafür und identifiziert sich nicht damit. (tam tathagato na upatthasi, wtl: er hat es nicht (in sich) aufgenommen. K: er ist den sechs Objekten nicht mit Begehren und falschen Ansichten nahegegangen (na upagañchi). D.h. er identifiziert sich nicht mit der Objektwelt, hält inneren Abstand von ihr.)

Würde ich nun sagen: „Was da in der Welt gesehen, gehört, empfunden, erkannt, erreicht, erstrebt, im Geiste erwogen wird, das kenne ich nicht“, so spräche ich die Unwahrheit. Würde ich sagen: „Das kenne ich und kenne es nicht“, so täte ich desgleichen. Würde ich sagen: „Weder kenne ich es, noch kenne ich es nicht“, so wäre es schlecht von mir.“

„Dieses Gesetz der Liebe ist nichts anderes als das Gesetz der Wahrheit. Ohne Wahrheit gibt es keine Liebe.“ Gandhi in seiner Erklärung von satyagraha.