Es gibt 10 Tugenden oder Vollkommenheiten (Parami) im Buddhismus, die wir auf unserem spirituellen Weg entwickeln. Diese sind ein wichtiger Teil der Praxis. In den nächsten Wochen werden wir näher auf jedes einzelne Parami eingehen.

Das erste Parami ist Dana, die Tugend der Großzügigkeit. Das zweite Parami wäre das Sila. Das Parami beinhaltet ethische Prinzipien wie Selbstdisziplin. Das dritte Parami ist Nekkhama, Verzicht. Das vierte Parami wäre Pañña, Weisheit. Das fünfte Parami ist Anstrengung, Viriya. Es bedeutet, dass man sich anstrengt, Heilsames zu tun und Unheilsames zu vermeiden, und den Geist zu reinigen. Das sechste Parami ist Geduld, Khanti. Es ist eins der wichtigsten Parami. Es beinhaltet, dass man Geduld hat, auch wenn sich die Dinge nicht so schnell entwickeln, wie man es gerne haben würde. Das siebente Parami ist das Sacca-Parami, Wahrhaftigkeit, dass man wahr spricht und Versprechen hält. Das nächste Parami ist Adhitthana, Entschlusskraft. Es ist die Tugend, dass man getätigte Entschlüsse auch ausführt. Metta, Liebende Güte, ist das neunte Parami. Metta ist schon ein sehr hohes Parami. Darunter fällt auch Mitgefühl. Das zehnte und höchste Parami ist Gleichmut, Upekkha.

Das Dana-Parami, die Basis

Dana ist die Großzügigkeit. Die Fähigkeit zu geben, Loszulassen. Man könnte denken, dieses Parami wäre nicht so relevant, weil es am Anfang steht, doch alle Parami bauen auf diese Tugend auf. Großzügigkeit ist also ein ganz wichtiger Teil der Parami. Dabei geht es auch darum, wie man etwas gibt. Dana ist nicht nur, irgendetwas wegzugeben, was man nicht mehr will oder was man nicht mehr gebrauchen kann. Das wäre auch Dana, aber ein sehr niedriges. Es wird oft verglichen, dass man dabei wie ein Bettler gibt.

Die mittlere Art von Dana wäre das Geben wie ein Freund oder Familie, denn mit Menschen, die einem vertraut sind, teilt man gern. Dabei geht es nicht nur um das Teilen von Gegenständen, sondern auch um das Teilen von Wissen, um etwa Fehler zu vermeiden. Die höchste Art des Gebens ist das königliche Geben, man gibt wie ein König. Das ist ein sehr großzügiges Geben, ohne darauf zu schauen, an wem man gibt. Man gibt mir dem Wunsch, dass es allen Wesen gutgeht.

Drei Arten von Dana

Dana kann auf drei verschiedene Arten gegeben werden. Bei Dana-Parami werden materielle Dinge gegeben. Das kann etwa Nahrung sein. In Thailand gehen dafür die Mönche und teilweise auch die Nonnen am Morgen in die umliegenden Dörfer auf Almosengang. Die Leute in Thailand sind sehr großzügig. Die Mönche betteln nicht, sondern sie Menschen stehen mit ihren Speisen vor ihren Häusern. Die Leute geben dabei den besten Teil ihrer Nahrung. Meist sind es die älteren Leute, die mit den Enkeln an der Straße warten, um dieses Dana den Mönchen und Nonnen zu überreichen. Dabei werden selbst Babys mit in die Dana-Übergabe eingebunden. Zusammen mit den Großeltern halten sie den Reislöffel, mit dem der Reis in die Almosenschale geschöpft wird. Es ist immer wieder sehr beeindruckend zu sehen, mit welcher Freude diese Speisen gegeben werden, meist von Leuten, die selbst nur sehr wenig haben.

Diese Art von Dana ist ganz wichtig für das Überleben der Mönche und Nonnen, die selbst kein Einkommen haben, da es ihre Aufgabe ist, die Lehre zu teilen, zu erhalten und zu meditieren. Unter dieses Dana fallen auch das Geben von Unterkunft, Kleidung und Medizin, wenn dies benötigt wird. Sowie finanzielle Unterstützung und Hilfsarbeiten im Tempel.

Dana Upaparami und Dana Paramatta Parami

Die zweite Ebene ist Dana Upaparami. Das ist ein Dana-Parami, welches schon etwas schwieriger ist. Dabei gibt man Teile vom eigenen Körper, wie etwa Nieren oder Blutspenden, um anderen zu helfen.

Die höchste Stufe ist Dana Paramatta Parami. Das wäre, sein eigenes Leben zu geben, um andere zu schützen. Es gibt viele Geschichten, wie der Buddha als Boddhisattva in unzähligen Existenzen immer wieder Dana Paramatta Parami praktiziert hat, und dabei auch sein Leben gegeben hat. So hat er sich etwa ganz bewusst in der Tierwelt inkarniert, um dort mit seinem Leben anderen zu helfen.

Eine schöne Geschichte ist, wie Buddha als Hase geboren wurde. Er hatte einen Hasenbruder. Dieser war Maitreya, der zukünftige Buddha. Eines Tages kamen die beiden Bodhisattva Hasen an eine große Grube, in der einer Tigerin mit ihren Babys lag. Die Tigerin war von der Geburt sehr schwach und schon halb verhungert. Die beide Bodhisattvas erkannten, dass sich die Tigerin nicht von selbst aus der Grube befreien konnte. Der historische Buddha, dessen Haupt-Parami die Weisheit war, sprang sofort in die Grube, um sein Leben für die Tigerin zu geben.

Maitraya tat dies nicht. Er putzte sich zuerst und rieb sich an einem Strauch mit Jasminblüten. Erst dann sprang er, sauber und gut duftend, in die Grube. Maitreya’s Haupt-Perfektion war Viriya, Anstrengung. Er konnte nicht einfach seinen dreckigen Hasenkörper in die Grube schmeißen, sondern er musste das Dana erst perfektionieren. Viriya ist, etwas zum Höchsten zu entwickeln. Maitraya wollte sein Dana so geben, dass es perfekt war: gut duftend und sauber.

Das sind die drei Ebenen von Dana: Dana-Parami, Dana Upaparami und Dana Paramatta Parami.

Dhamma-Dana

Ein sehr wichtiges Dana, welches auch die Mönche und Nonnen versuchen sollten ständig zu praktizieren, ist Dhamma-Dana, das Geben des Dhamma. Man weiß, die Wesen leiden meist aus Verblendung und Ignoranz. Da gibt es kein Verständnis von der wahren Natur des Lebens, von der wahren Natur von Körper und Geist. Die Wesen leiden, weil sie nicht wissen, wie sie da herauskommen können. Wo sie loslassen sollten, um weniger zu leiden. Dafür sind dann die Menschen zuständig, die diese Fähigkeit entwickelt haben. Die erst den Dhamma praktiziert haben und dann weitergeben, was sie gelernt haben. Das wäre Dhamma-Dana, den Wesen zu helfen, aus dem Leiden herauszukommen, mit dem Wissen, das man hat.

Dhamma-Dana ist eins der höchsten Dana, weil es das Ende des Leidens bewirken sollte, für einen selbst und für andere Wesen.

Warum gibt man Dana?

Man gibt Dana unter anderem, um den eigenen Egoismus zu reduzieren oder zu überkommen. Um weniger egoistisch zu sein, um weniger Gier und Geiz zu haben. Das reduziert sich, wenn man Großzügigkeit übt. Und wenn man übt loszulassen. Das ist wichtig und das ganze Umfeld kann davon profitieren. Zum Beispiel, wenn man Kinder, Verwandte oder Menschen hat, die einem nahe stehen. Wenn diese Menschen sehen, wie man Großzügigkeit ausübt, dann bekommen sie auch mit, dass dadurch Glück entsteht. Wenn man das öfters praktiziert, merkt man auch selbst, wie viele Glückshormone dabei ausgestoßen werden. Es bringt einem selbst viel mehr Glück und Freude. Und das geht dann auch ins Umfeld. Andere wollen es imitieren und erfahren dann selbst diese Glückszustände. Dadurch wird der Geiz der Menschen reduziert und man begegnet anderen mit mehr Wohlwollen. Es reduziert das egoistische Denken.

Auf der anderen Seite, wenn man nicht Loslassen kann und alles immer nur für sich selbst behalten will, färbt auch dies ab. Das ganze Umfeld ist dann auch so. Es verhärtet sich und dadurch entstehen Streitereien, Machtkämpfe und Kriege. Doch wenn man gibt, dann transformiert es einen selbst und jene, um uns herum.

Außerdem macht es keinen Sinn immer mehr anzuhäufen, weil man dabei die Vergänglichkeit der Dinge nicht sieht. Man kann nichts dauerhaft behalten. Irgendwann muss man sowieso alles aufgeben. Irgendwann sterben wir und wir können nichts mitnehmen, außer unsere heilsamen und unheilsamen Ursachen (karma), die wir geschaffen haben.

„Nur was du gibst, gehört dir wirklich“. Was man behält gehört irgendwann jemand anderen.

Absicht, Objekt und Empfänger

Etwas zu geben, weil man dafür etwas zurückhaben möchte, wäre die falsche Motivation. Auch aus dem Zwang heraus, etwas geben zu müssen oder aus Ärger heraus, um damit jemanden zu strafen, sollt man nicht geben.

Wenn man etwas gibt, kommt immer etwas zurück. Das ist das karmische Gesetz von Ursache und Wirkung.

Aber selbst wenn das Bewusstsein immer noch da ist, dass man aus irgendeinem Grund gibt, wie: „Ich gebe, um glücklich zu sein“, man in seiner Absicht also nicht ganz rein ist, dann sollte man trotzdem geben. Es ist wichtiger, es einfach mal zu üben. Mit der Zeit wird sich dieses Dana-Parami, diese Fähigkeit zu Geben, dieser Wunsch zu Geben, so einpendeln, dass es wie zu einer zweiten Natur wird. Wie mit allem im Dhamma, wenn wir praktizieren.

Man sollte keine Waffen, Gift oder Drogen verschenken. Also keine Sachen, die zu Schaden führen könnten. Man sollte Achtsamkeit auf das Objekt legen, dass man gibt.

Buddha wurde einst von einem Brahmanen gefragt, welche Art des Gebens das größte Resultat bringt. Buddha antwortete: „Es ist wie bei einem Reisfeld. Wenn man ein Reisfeld mit viel Unkraut hat, ist der Ertrag sehr gering. Wenn man ein Reisfeld hat, das frei ist von Unkraut, ist das Resultat hoch.“ Das bedeutet, wenn man jemanden etwas gibt, der einen reinen Geist hat, jemanden, der ein sehr guter Mensch ist oder seinen Geist entwickelt hat, dann ist das Resultat ein Vielfaches von jemanden, der einen unreinen Geist hat.

Man sollte dabei aber bedenken, dass man nicht geben sollte mit der Absicht, wo man am meisten zurückbekommt. Doch die Frage war, wo bekomme ich das meiste und daher war das die Antwort.

Man sollte auch Personen geben, die es wirklich brauchen, ohne darüber nachzudenken, ob man davon ein hohes Resultat erhält. Jedoch ist das Geben an solche Wesen, die einen reinen Geist haben, auch aus dem Grund viel stärker, weil diese Wesen in der Welt sehr viel Gutes bewirken können, sie also dafür verantwortlich sind, dass mehr Wohlwollen, mehr Mitgefühl auf dieser Erde entsteht.