Zusammengestellt von Manfred Wiesberger (Viriya)

Betrachtet man die paramita als aufsteigende Reihe zu entwickelnder geistiger Qualitäten kulminiert diese Entwicklung in den „göttlichen Qualitäten“ metta und upekkha. Der bodhisatta sieht in allen Lebewesen, Freunde in Geburt, Alter, Krankheit und Tod. Das heißt er nimmt sie, ebenso wie sich selbst, in ihrer naturgegebenen Bedingtheit wahr mit all ihren Schwächen und Stärken, ihren guten und schlechten Seiten. Aus dieser Wahrnehmung heraus wächst in seinem schon weitgehend gereinigten Geist die Qualität von metta: Liebe im Sinne von Freundschaft, Freundlichkeit, Wohlwollen, aktivem Interesse am Nächsten, liebevoller Güte.

Nimmt man noch die Synonyme wie anukampa (Sympathie – wrtl.: bewegt sein im Einklang mit anderen), muducittata (sanftmütiger Geisteszustand) und anuddaya (Fürsorge) hinzu, wird deutlich, daß sich, außer im meditativen Kontext, metta nicht klar von Mitgefühl (karuna), Mitfreude (mudita) und Gleichmut (upekkha) trennen läßt.[1] Das dürfte der Grund sein warum diese „metta-Varianten in der Reihe der paramita nicht gesondert erwähnt werden. Zudem finden karuna und mudita, ebenso wie die Freundlichkeit, natürlich schon in der praktischen Umsetzung der vorangegangenen Vollkommenheiten immer wieder ihren Platz und Ausdruck.

Klar abgrenzen läßt sich die spirituelle Qualität metta jedoch von pema (persönliche Anziehung), kama (Sinnlichkeit), lobha (Verlangen), raga (Lust) und methuna (Sex). Hier handelt es sich um Emotionen die mit „reiner Liebe“ oder „göttlichen Weilungen“ (brahmavihara)[2] nur im umgangssprachlichen Gebrauch etwas gemein haben.

„Bei welchem Dorfe oder welcher Stadt ich da verweile, in eben jenem Dorfe oder jener Stadt gehe ich des Morgens, nachdem ich mich angekleidet habe, mit Gewand und Almosenschale versehen, um Almosenspeise. Am Nachmittage, vom Almosengange zurückgekehrt, begebe ich mich in den Wald. Was sich dort gerade an Gräsern oder Laub vorfindet, das trage ich an einen Platz zusammen und setze mich nieder. Und mit untergeschlagenen Beinen, den Körper gerade aufgerichtet, die Achtsamkeit vor mir gegenwärtig haltend, durchdringe ich mit einem von Güte – von Mitgefühl – von Mitfreude – von Gleichmut erfüllten Geiste die eine Himmelsrichtung, ebenso die zweite, dritte und vierte. So durchdringe ich oben, unten quer inmitten, allerwärts, in allem mich wiedererkennend, die ganze Welt mit einem von Güte, Mitgefühl, Mitfreude oder Gleichmut erfüllten Geiste, einem weiten, umfassenden, unermeßlichen, von Haß und Übelwollen befreiten.

Wandle ich nun, Brahmane, in solcher Verfassung, so gilt das zu dieser Zeit als mein göttliches Wandeln. Stehe ich in solcher Verfassung, so gilt das zu dieser Zeit als meine göttliche Stellung. Sitze ich in solcher Verfassung, so gilt das zu dieser Zeit als mein göttlicher Sitz. Pflege ich in solcher Verfassung der Ruhe, so gilt das zu dieser Zeit als mein göttlich-erhabenes, vornehmes Ruhelager. Das aber, Brahmane, ist jenes göttlich-erhabene, vornehme Ruhelager, das ich jetzt ganz nach Wunsch erlange, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit.“ (A III, 65)

Eine andere Möglichkeit, als über Begiffsdefinitionen sich metta sinnvoll anzunähern ist, sie über die Qualitäten zu definieren, die einen guten Freund (mitta – woher metta sich ableitet) ausmachen:

„Es gibt da, Bürgersohn, vier Freunde, die als treuherzig (gutherzig, loyal) zu bezeichnen sind: Der Wohltäter ist so einer; der in Glück und Unglück Gleiche ist so einer; der gute Ratgber ist so einer; der Mitfühlende ist so ein Freund, der als treuherzig zu bezeichnen ist.
In vier Fällen erweist sich der Wohltäter als loyaler Freund: Den Leichtsinnigen hält er zurück, des Leichtsinnigen Hab und Gut sucht er zu retten, dem Gefährdeten bietet er Zuflucht, in einer Notlage läßt er ihm verdoppelte Hilfe angedeihen.

In vier Fällen erweist sich der in Glück und Unglück Gleiche als loyaler Freund: Vertrauliches teilt er ihm mit, Vertrauliches von ihm behält er für sich, im Unglück läßt er ihn nicht im Stich, sogar sein Leben gäbe er für ihn.

In vier Fällen erweist sich der gute Ratgeber als loyaler Freund: Von Fehlverhalten hält er ihn ab, bei guten Taten unterstützt er ihn, was er nicht weiß, sagt er ihm, den Weg zum Himmel weist er ihm.

In vier Fällen erweist sich der Mitfühlende als ein loyaler Freund: Sein Mißerfolg freut ihn nicht, sein Erfolg freut ihn, die gegen ihn sprechen, wehrt er ab, denen, die für ihn sprechen pflichtet er bei.“

Das sagte der Erhabene. Und dann fügte der Willkommene hinzu:

  „Der Freund, der hilft, wo er nur kann,

der Freund, in guten und in schlechten Tagen,

der Freund, der weist den rechten Weg,

der Freund, der voll von Sympathie,

die vier der Weise als Feunde kennt,

und ihren Wert wohl schätzen weiß,

sie hält er wert und achtet auf sie,

wie eine Mutter auf ihr Kind.“ (D 31)

Der freundlich Gesinnte ist also loyal, hilfsbereit, großzügig und auf das materielle und spirituelle Wohlergehen des anderen bedacht. Er „gibt, was schwer zu geben ist, tut, was schwer zu tun ist, erträgt, was schwer zu ertragen ist“, wie es in A III, 136 heißt. Der beste, edelste Freund (kalyana-mitta) von allen nur möglichen ist natürlich der Buddha.[3] Er ist das eine Wesen, „das, in der Welt erscheinend, vielem Volke zum Segen ersteht, vielen zum Wohl, aus Mitgefühl für die Welt, zum Heile, Segen und Wohl für Himmelswesen und Menschen.“ (A I, 22)

„Aus Mitgefühl für ihr Wohlergehen belehrt der Buddha andere;

Von Zuneigung und Abneigung ist losgelöst ein Tathagata.“ (S 4, 14)[4]

Alles was er tut, sein ganzes „Sein und Handeln“ ist, da kein Selbstbezug mehr besteht, auf das Wohl „Anderer“ ausgerichtet, gleich ob er einsam verweilt, auf Almosengang geht, sich hinlegt oder ob er spricht.

„Zwei Gründe gewahrend, ihr Mönche, suche ich im Walde einsame, abgelegene Stätten auf.

Welches sind die beiden Gründe?

Mein eigenes gegenwärtiges Wohlsein und Mitleid mit späteren Generationen.“ (A II, 31)

„„Hat nicht der Erhabene auf mancherlei Weise hinsichtlich der Familien die Anteilnahme gepriesen, die Bewahrung gepriesen, das Wohlwollen gepriesen?“

„So ist es, Vorsteher, der Vollendete hat in mancherlei Weise hinsichtlich der Familien die Anteilnahme gepriesen, die Bewahrung gepriesen, das Wohlwollen gepriesen.“

„Was wandert dann der Erhabene mit einer großen Schar Mönche umher, wo es schwer etwas zu essen gibt, wo schwer Almosen zu erlangen sind, wo bleichende Knochen herumliegen, wo die Saaten verkümmert sind? Zur Vernichtung der Familien geht der Erhabene vor, zum Unglück der Familien geht der Erhabene vor, zum Schaden der Familien geht der Erhabene vor.“

„In 91 Weltzeitaltern, Vorsteher, die ich erinnere, weiß ich nicht, daß da irgendeine Familie einstmals durch Almosengeben auch nur im geringsten geschädigt wurde. Alle Familien, die reich, steinreich, die große Besitztümer, viel Gold und Silber, viele Schätze, viel Getreide hatten – alle diese sind es geworden durch Geben, durch Wahrhaftigkeit und durch Zügelung.“ (S 42, 9)

„Zu jener Zeit aber war der Fuß des Erhabenen von einem Splitter verletzt. Heftig waren die körperlichen Schmerzen des Erhabenen, übel, peinigend, schlimm, qualvoll, unlieb, unangenehm. Der Erhabene aber ertrug sie besonnen und vollbewußt, ohne den Mut zu verlieren.

Da nun begab sich Mara, der Böse, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, redete er den Erhabenen mit der Strophe an:

„Liegst du da in Lässigkeit oder ermüdet vom Sinnieren? Aufgaben gibt es wohl nicht viele für dich? Allein auf einsamer Lagerstätte, was schlummerst du hier mit schläfriger Miene?“

„Nicht in Lässigkeit liege ich noch ermüdet vom Sinnieren. Da ich meine Aufgabe erledigt habe, bin ich sorgenfrei. Allein auf einsamer Lagerstätte ruhe ich, aller Wesen mich erbarmend. Die sogar, denen ein Speer in die Brust gedrungen, Augenblick um Augenblick ihr Herz verwundend, diese auch finden Schlummer trotz des Speeres. Warum soll ich nicht schlummern ohne Speer? Wachend habe ich keine Angst und fürchte mich auch nicht zu schlummern; Tage und Nächte schaffen mir keine Unruhe, und ich sehe auch keine Schädigung irgendwo in der Welt. Darum schlummere ich, aller Wesen mich erbarmend.“ (S 4, 13)

„Was meinst du, Prinz? Wenn dieses Kind ein Stöckchen oder einen Kieselstein in den Mund stecken würde, während du oder dein Kindermädchen nicht darauf aufpaßt, was würdest du dann mit ihm anfangen?“

„Ehrwürdiger Herr, ich würde es herausnehmen. Wenn ich es nicht sofort herausnehmen könnte, würde ich seinen Kopf in die linke Hand nehmen, und indem ich einen Finger der rechten Hand krümme, würde ich es herausnehmen, auch wenn dabei Blut flösse. Warum ist das so? Weil ich Mitgefühl für das Kind habe.“

„Ebenso, Prinz, Worte, die der tathagata als unwahr, falsch und nicht nützlich erkennt, und die auch anderen unwillkommen und unangenehm sind: solche Worte äußert der tathagata nicht. Worte, die der tathagata als wahr und richtig, aber nicht nützlich erkennt, und die auch anderen unwillkommen und unangenehm sind: solche Worte äußert der tathagata nicht. Worte, die der tathagata als wahr, richtig und nützlich erkennt, aber die anderen unwillkommen und unangenehm sind: für den Gebrauch solcher Worte kennt der tathagata den richtigen Zeitpunkt. Worte, die der tathagata als unwahr und falsch erkennt, aber die anderen willkommen und angenehm sind: solche Worte äußert der tathagata nicht. Worte, die der tathagata als wahr und richtig, aber nicht nützlich erkennt, und die anderen willkommen und angenehm sind: solche Worte äußert der tathagata nicht. Worte, die der tathagata als wahr, richtig, und nützlich erkennt, und die anderen willkommen und angenehm sind: für den Gebrauch solcher Worte kennt der tathagata den richtigen Zeitpunkt. Warum ist das so? Weil der tathagata Mitgefühl für die Wesen hat.“ (M 58)

Dementsprechendes erwartet der Erhabene auch von den Arahats:

„Der Erhabene sprach also: „Ich bin erlöst von allen Schlingen, was es an himmlischen und was es an irdischen (Schlingen) gibt, und auch ihr, ihr Bhikkhus, seid erlöst von allen Schlingen, was es an himmlischen und was es an irdischen (Schlingen) gibt. Führet euren Wandel aus, zu vieler Leute Heil, zu vieler Leute Glück, zu der Welt Erbarmen, zu Segen, Heil und Glück von Göttern und Menschen.“ (S 4, 5)

Die Bedeutung des „richtigen Umgangs“, mit edlen Freunden die vorbildlich und beispielhaft auf den „Erwachungsaspiranten“ einwirken ist immens. „Der gesamte heilige Wandel besteht in der Freundschaft der Guten“, sie ist die Grundlage für die zum Erwachen führenden Dinge:

„Sollten da, ihr Mönche, andersgläubige Wanderasketen euch fragen, was wohl die Grundlage ist für die Entfaltung der zur Erleuchtung führenden Dinge, so habt ihr da, ihr Mönche, jenen andersgläubigen Wanderasketen also zu erwidern:

„Da, ihr Brüder, besitzt der Mönch edle Freunde, edle Gefährten, edle Genossen. Das, ihr Brüder, ist die erste Grundlage für die Entfaltung der zur Erleuchtung führenden Dinge.

Bei einem Mönche nämlich, der edle Freunde besitzt, edle Gefährten, edle Genossen, da, ihr Mönche, steht zu erwarten, daß er sittenrein sein wird, ein Befolger der Ordenssatzung…; daß ihm jene asketentümlichen, der Erschließung des Geistes so förderlichen Gespräche zuteil werden…; daß er seine Willenskraft einsetzen wird, um die unheilsamen Dinge zu überwinden und die heilsamen Dinge zu erwecken…; daß er weise sein wird: ausgerüstet mit jener Weisheit, die das Entstehen und Vergehen begreift, die edel ist, durchdringend und zur völligen Leidensvernichtung führt.“ (A IX, 1)

Die metta des Buddha erstreckte sich nicht nur darauf Menschen und Götter zu belehren und ihnen „positive Gedanken“ zu schicken sondern zeigte sich immer wieder in Rat und Tat. Sei es beim Schlichten eines Streites um Wasserrechte zwischen den Sakyas und den Kolyias[5], bei der Befriedung eines Räubers und Mörders[6]; ging es darum einem Sterbenden beizustehen[7] oder ganz einfach um die Pflege eines kranken Mönches:

„Zu dieser Zeit litt ein bestimmter Mönch unter Diarrhöe und lag in seinen Exkrementen. Als der Buddha und Ananda die Unterkünfte der Mönche besuchten, kamen sie zu der Stelle, wo der kranke Mönch lag. Der Buddha fragte ihn: „Mönch, was ist mit Dir?“

„Ich habe Diarrhöe, Erhabener.“

„Ist niemand hier, der sich um dich kümmert?“

„Nein, Erhabener.“

„Warum kümmern sich die anderen Mönche nicht um Dich?“

„Weil ich so nutzlos für sie bin.“

Dann sagte der Erhabene zu Ananda: „Geh und hol Wasser, dann werden wir diesen Mönch waschen.“

So brachte Ananda Wasser und der Buddha kippte es über den kranken Mönch und Ananda wusch ihn am ganzen Körper. Anschließend trugen der Buddha und Ananda den Mönch zu einer Lagerstatt.

Später rief der Buddha die anderen Mönche zusammen und fragte sie: „Warum, ihr Mönche, habt ihr euch nicht um diesen kranken Mönch gekümmert?“

„Weil er uns nicht von Nutzen war, Erhabener.“

Dann sagte der Buddha: „Mönche, ihr habt weder Vater noch Mutter, die sich um euch kümmern, wer, wenn nicht ihr selbst, soll sich um euch kümmern? Laßt den der mich pflegen würde, die Kranken pflegen.“ (Vin IV, 301)

Gerade der ehrwürdige Ananda ist ein Beispiel von „verkörperter metta“: „Wenn jemand sich völlig nach innen wendet und sozialen Kontakt weitestgehend vermeidet, wie es Anandas Halbbruder Anuruddha tat, ist es leicht ohne Feinde zu sein.[8] Aber Ananda, der Vermittler zwischen dem Buddha und seinen zahlreichen Anhängern, setzte sich ja ständig der Bosheit und dem Unmut der Bekrittler aus. Daher grenzt die Tatsache, daß er keine Feinde hatte, keine Rivalen und frei von Konflikten und Spannungen lebte schon an ein Wunder.“[9] Diese freundliche Wesensart hebt auch der Buddha an seinem Lebensende in einer ergreifenden Szene noch einmal hervor:

„Da hat nun der ehrwürdige Ananda das Schutzhaus betreten, den Türkopf umklammert und ist weinend gestanden: „Wie muß ich kämpfen, ach, muß da noch ringen – und es geht mir der Meister nun zur Erlöschung hin, der sich meiner erbarmte!“

Alsbald aber wandte sich der Erhabene an die Mönche: „Wo ist wohl, ihr Mönche, Ananda?“

„Es ist, Herr, der ehrwürdige Ananda in das Schutzhaus getreten, den Türkopf umklammernd steht er weinend daran: „Wie muß ich kämpfen, ach, muß da noch ringen – und es geht mir der Meister nun zur Erlöschung hin, der sich meiner erbarmte!“

Da hat der Erhabene einen der Mönche beauftragt: „Gehe du, Mönch, und sag‘ in meinem Namen zu Ananda: „Der Meister läßt dich, Bruder Ananda, rufen.“

„Wohl, Herr“, sagte da gehorsam jener Mönch zum Erhabenen; und er begab sich zum ehrwürdigen Ananda hin und sprach also: „Der Meister läßt dich, Bruder Ananda, rufen.“

„Ich komme, Bruder“, entgegnete der ehrwürdige Ananda jenem Mönche; und er kam zum Erhabenen heran, verbeugte sich ehrerbietig vor dem Erhabenen und setzte sich beiseite nieder. Zum ehrwürdigen Ananda, der da beiseite saß, sprach nun der Erhabene also:

„Genug, Ananda, sei nicht traurig, lasse die Klage. Habe ich denn das, Ananda, nicht vorher schon verkündet, daß eben alles, was einem lieb und angenehm ist, verschieden werden, aus werden, anders werden muß? Woher könnte das hier, Ananda, erlangt werden, daß was geboren, geworden, zusammengesetzt, dem Verfall unterworfen ist, da doch nicht verfallen sollte: das gibt es nicht. Lange Zeit hindurch warst du, Ananda, beim Vollendeten, hast Deine Liebe zu ihm in Taten,[10] Worten und Gedanken zum Ausdruck gebracht, hilfsbereit, segensreich, großherzig und freigiebig. Großen Verdienst hast Du geschaffen, Ananda. Streng Dich an und bald schon wirst Du von den Einflüssen frei sein.“ (D16)

Auch so mancher Laienanhänger bringt die Freundlichkeit zu den Mitwesen vorbildlich zum Ausdruck. So etwa der große Förderer des Ordens „Anathapindika“, der eigentlich Sudatta hieß aber von den Bürgern der Stadt Savatthi den Ehrentitel „Ernährer der Armen“ bekam, aufgrund seines Mitgefühls und seiner Großzügigkeit den Armen gegenüber. Oder Samavati die als erste der „in Güte Verweilenden“ genannt wird. Später dann Asoka der fürsorgliche Herrscher der Krankenhäuser, Herbergen, Klöster, Wasserstellen, baute, Ordinierte und Nicht-Ordinierte speiste, den Anbau von Heilpflanzen förderte, Naturreservate einrichtete, für religiöse Toleranz und die Einhaltung der Tugendregeln eintrat und die Verwaltung und Rechtsprechung humanisierte.

Im Mettasutta (Sn I, 8) wird herausgestrichen, daß man sich bewußt, in jedem wachen Moment, für die Einstellung des allumfassendes Wohlwollens und der Freundlichkeit für die ganze Welt entscheiden sollte. Vers eins und drei machen deutlich, daß dies vorrangig im Umgang mit den Mitmenschen zu tun ist:

„Wer das Gute wünscht und sich nach vollkommenem Frieden sehnt,

sollte fähig sein, offen, gerade, ansprechbar und sanft, ohne Arroganz.

Genügsam und unkompliziert, sollte er einfach leben, nicht über die Maßen geschäftig.

Besonnen, unaufdringlich und nicht auf seinen eigenen Vorteil bedacht

hütet er sich auch bei Kleinigkeiten davor, gegen sein besseres Wissen zu handeln.

Niemand täusche einen anderen noch verachte er irgendein Wesen,

so gering es auch erscheinen mag.

Aus Ärger oder Widerwillen wünsche keiner etwas, das den andern schmerzt.

Wie eine Mutter lebenslang ihrem einzigen Kind verbunden bleibt,

so öffne man liebevoll sein Herz für alle Lebewesen.[11]

Ganz im Gegensatz dazu steht die leider allzu verbreitete Einstellung des überheblichen Bekrittelns anderer:

Dhp 253: „Wer stets der andren Fehler sucht und immer kritisch ist,
dem wachsen alle Triebe an, der Triebversiegung ist er fern“

Sn 255: „Der ist kein Freund, der ständig, unablässig,

Als Vorkehr gegen Zwist, nach Schwächen späht.

Bei dem man ruht, wie an der Vaterbrust das Kind,

Der ist ein Freund, durch andere unentfremdbar.“

Nun ist der Mensch jedoch zunächst auf seinen eigenen Vorteil bedacht[12] und so spricht der Buddha angesichts dieser Tatsache in den höchsten Tönen von den verschiedensten Wohltaten und spirituellen Errungenschaften die durch die Ausübung von metta erfahrbar werden:

„Wenn, ihr Mönche, einer am Morgen – am Mittag – am Abend ein reiches Spendenmahl gibt, so bringt dies doch größere Frucht: Daß da einer am Morgen oder am Mittag oder am Abend den Gedanken der Güte entfaltet, sei es auch nur in geringem Ausmaß.

Daher, ihr Mönche, sollt ihr so üben: „Die Güte, die Befreiung des Herzens, soll von uns entfaltet, gestärkt, zum Forderungsmittel, zur Grundlage gemacht, weitergeführt, gemehrt und gut vollendet werden.‘ – So, ihr Mönche, habt ihr euch zu üben.“ (S 20, 4)

„Einstmals, Anathapindika, lebte ein Brahmane namens Velama. Dieser spendete folgende Gabe, eine gewaltige Gabe: er verschenkte vierundachtzigtausend mit Silber gefüllte goldene Gefäße, vierundachtzigtausend mit Gold gefüllte silberne Gefäße, vierundachtzigtausend mit Kleinodien gefüllte Bronzeschüsseln, vierundachtzigtausend goldgeschmückte, goldbeflaggte und mit goldgewirkten Netzen bedeckte Elefanten, vierundachtzigtausend mit Löwen-, Tiger- und Pantherfellen und gelben Wolldecken überzogene, goldgeschmückte, goldbeflaggte und mit goldgewirkten Netzen bedeckte Wagen, vieruntachtzigtausend mit Seide bedeckte und mit bronzenen Melkgefäßen behängte Kühe, vierundachtzigtausend mit edelsteinbesetzten Ohrringen geschmückte Jungfrauen, vierundachtzigtausend mit befransten, weißwollenen, blumengewirkten Decken und mit schönen Antilopenfellen gedeckte, mit Überdecken und mit purpurnen Kissen an beiden Bettenden versehene vornehme Ruhelager, vierundachtzigtausend Koti Gewänder aus feinster Leinwand, Seide, Wolle und Baumwolle. Was soll man da erst von Speise und Trank sagen, von den Kauwaren, Eßwaren, Leckereien und Getränken, die dort gleichsam in Strömen flossen?

Du möchtest nun wohl denken, daß der Brahmane Velama, der damals solch große Gabe spendete, irgendein fremder Mensch gewesen war. Doch das sollst du nicht denken; denn der Brahmane Velama, der damals jene große Gabe spendete, der war ich. Beim Spenden jener Gabe aber, war kein Gabenwürdiger zugegen, keiner heiligte jene Gabe.

Bei weitem verdienstvoller als die große Gabe des Brahmanen Velama ist es nun wenn man einen „Erkenntnisbesitzenden“ speist. Bei weitem verdienstvoller aber ist die Speisung von hundert Erkenntnisbesitzenden; bei weitem verdienstvoller die Speisung eines Einmalwiederkehrers; bei weitem verdienstvoller aber die Speisung von hundert Einmalwiederkehrern; bei weitem verdienstvoller die Speisung eines Niewiederkehrers; bei weitem verdienstvoller die Speisung von hundert Niewiederkehrern; bei weitem verdienstvoller die Speisung eines Heiligen; bei weitem verdienstvoller die Speisung von hundert Heiligen; bei weitem verdienstvoller die Speisung eines Einzelerleuchteten; bei weitem verdienstvoller die Speisung von hundert Einzelerleuchteten; bei weitem verdienstoller die Speisung des Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erleuchteten; bei weitem verdienstvoller die Speisung der Mönchsgemeinde mit dem Erleuchteten an der Spitze; bei weitem verdienstvoller aber ist es, wenn man für die Mönchsgemeinde aller vier Himmelsrichtungen ein Kloster erbaut; bei weitem verdienstvoller, wenn man zuversichtlichen Herzens beim Erleuchteten, der Lehre und der Mönchsgemeinde Zuflucht nimmt; bei weitem verdienstvoller, wenn man zuversichtlichen Herzens die Sittenregeln auf sich nimmt: die Vermeidung von Töten, Stehlen, geschlechtlicher Ausschreitung, Lügen und Rauschmitteln; bei weitem verdienstvoller aber ist es, wenn man selbst nur soviel wie einen flüchtigen Duft liebevoller Gesinnung (metta-citta) erweckt; doch bei weitem verdienstvoller als all dies ist es, wenn man die Betrachtung der Vergänglichkeit übt, und wäre es nur für einen Augenblick.“ (A IX, 20)

„Was es auch an verdienstwirkenden Mitteln im Bereich der Bezüge gibt, sie alle haben nicht den Wert eines Sechzehntels der gemüterlösenden Liebe. Die gemüterlösende Liebe begreift sie in sich und leuchtet und flammt und strahlt.

Gleichwie etwa aller Sternenschein nicht den Wert eines Sechzehntels des Mondenscheins hat, dieser vielmehr jenen in sich begreift und leuchtet und flammt und strahlt, ebenso nun auch: Was es da an verdienstwirkenden Mitteln im Bereich der Bezüge gibt, …

Gleichwie etwa im letzten Monat der Regenzeit, im Herbste, die Sonne, am reinen wolkengeklärten Himmel emporsteigend, alles Dunkel des Raumes verscheucht und leuchtet und flammt und strahlt, ebenso nun auch: Was es da an verdienstwirkenden Mitteln im Bereich der Bezüge gibt, …

Gleichwie etwa nachts zur frühen Dämmerung der Morgenstern leuchtet und flammt und strahlt, ebenso nun auch: Was es da an verdienstwirkenden Mitteln im Bereich der Bezüge gibt, sie alle haben nicht den Wert eines Sechzehntels der gemüterlösenden Liebe. Die gemüterlösende Liebe begreift sie in sich und leuchtet und flammt und strahlt.

Ein Mensch, der sich in Liebe übt,

in unbegrenzter, ganz bewußt,

dem werden da die Fesseln dünn,

der Haftung Schwinden merkt er bald.

Und liebt er so ein Wesen nur,

von Bosheit frei, dann bringt’s ihm Heil:

doch wer voll Mitleid alle meint,

schafft unermeßliches Verdienst.

Die Erd-Erobrer, Seher-Kön’ge,

die spendend zogen durch die Welt:

nur Sechzehntel an Wert ist dies

vom Herzen, das von Liebe voll.

Wer tötet nicht, nicht töten läßt,

wer nimmer siegt noch siegen heißt,

wer liebevoll zu allen ist,

dem droht von niemand Feindschaft mehr.“ (Itiv 27)

„Hat man, ihr Mönche, die Güte, die gemüterlösende, gepflegt, entfaltet, häufig geübt, sie zur Triebfeder und Grundlage gemacht, sie gefestigt, großgezogen und zur rechten Vollendung gebracht, so hat man elf Vorteile zu erwarten. Welche elf?

Man schläft friedlich; man erwacht friedlich; hat keine bösen Träume; ist den Menschen lieb; ist den übermenschlichen Wesen lieb; die Gottheiten schützen einen; Feuer, Gift und Waffen können einem nicht schaden; schnell sammelt sich der Geist; der Gesichtsausdruck ist heiter; man hat einen unverstörten Tod; und sollte man nicht zu noch Höherem vordringen, so wird man in einer Brahmawelt wiedergeboren.“[13] (A X, 208)

„Wie Familien, in denen es viele Frauen und wenige Männer gibt, leicht von Räubern und Dieben angefallen werden können, ebenso auch, ihr Mönche, ist es mit einem Mönch, von dem die Güte, die Befreiung des Herzens, nicht entfaltet, nicht gestärkt wurde: leicht können ihn nicht-menschliche Wesen anfallen. Wie Familien, in denen es wenige Frauen und viele Männer gibt, nicht leicht von Räubern und Dieben angefallen werden können, ebenso auch, ihr Mönche, ist es mit einem Mönch, von dem die Güte, die Befreiung des Herzens, entfaltet und gestärkt wurde: nicht leicht können ihn nicht-menschliche Wesen anfallen. Daher sollt ihr so üben: „Die Güte, die Befreiung des Herzens, soll von uns entfaltet, gestärkt, zum Forderungsmittel, zur Grundlage gemacht, weitergeführt, gemehrt und gut vollendet werden.“ – So, ihr Mönche, habt ihr euch zu üben.“ (S 20, 3)[14]

„Nachdem ich 7 Jahre lang ein liebevolles Herz entfaltet hatte, kehrte ich während der Zeit von 7 Weltvergehungen und Weltentstehungen nicht mehr zu dieser Welt zurück. Als sich ein Äon zusammenballte, erschien ich unter den Strahlenden; als ein Äon sich wieder auseinanderballte, erschien ich in einer leeren Brahmabehausung. Dort war ich Brahma, der große Brahma, der Überwinder, der Unüberwundene, der Allsehende, Selbstgewaltige. Und 36mal war ich Sakko der Götterkönig und einige 100mal war ich ein Kaiserkönig, ein gerechter Gesetzeskönig, Herrscher über die 4 Kontinente, verschaffte meinem Reiche Sicherheit, im Besitze der 7 Juwelen. Was soll da erst von den Provinzen des Reiches gesagt werden?“ (Itiv 22)

„Was meint ihr, Mönche, wenn da ein Knabe schon von frühester Kindheit an die gemütserlösende Güte entfalten würde, möchte er dann wohl noch böse Taten verüben?“

„Gewiß nicht, Herr.“

„Wenn er aber keine bösen Taten mehr verübt, wird ihn da wohl noch Leiden treffen?“

„Gewiß nicht, Herr. Wie sollte wohl einen, der keine bösen Taten verübt, noch Leiden treffen?“ „Die Güte, ihr Mönche, die gemüterlösende, soll man entfalten, ob Mann oder Weib. Nicht vermag, ihr Mönche, ein Mann oder ein Weib beim Abscheiden diesen Körper mit sich zu nehmen; der Sterbliche, ihr Mönche, hat den Geist als Zwischenglied. Jener aber weiß: „Was immer ich da früher mit diesem stofflichen Körper an bösen Taten verübt habe, das alles wird sich hier noch auswirken und nichts davon wird nachfolgen“. Auf diese Weise entfaltet, ihr Mönche, führt die gemüterlösende Güte zur Nichtwiederkehr, es sei denn, daß ein weiser Mönch sich schon hier zu einer höheren Befreiung durchdringt.“ (A X, 208)

„Wenn ein Mönch auch nur für einen Augenblick den Gedanken der Güte pflegt, ihn entfaltet und bedenkt, so darf er als einer gelten, der sich nicht vergebens vertieft, der des Meisters Satzung folgt, seiner Weisung gemäß handelt, und nicht unwürdig verzehrt er die Almosenspeise des Landes.

Was soll da erst von jenen gesagt werden, die diesen Gedanken der Güte häufig hegen?“ (A I,12)

Metta ist eines der wichtigsten und effektivsten Werkzeuge im Rahmen der geistigen Kultivierung (bhavana). Sie blockiert effektiv Übelwollen und auch alle anderen Formen des Hasses können nicht in den von Freundlichkeit erfüllten Geist eindringen.

„Sobald aber, Mönch, der Geist in deinem Inneren standhaft ist und wohl gefestigt und ihn die üblen und unheilsamen Dinge nicht mehr fesseln, dann sollst du danach streben: „Die Güte, die gemüterlösende, soll in mir entfaltet, häufig geübt, zum Förderungsmittel und zur Grundlage gemacht, gefestigt, großgezogen und zur rechten Vollendung gebracht werden!“ Danach sollst du streben.“ (A VIII, 63)

„Da mag ein Mönch sagen: „Mit metta habe ich die Gemüterlösung (ceto-vimutti) geübt, gepflegt, ausgebildet, angewandt und ausgeführt, zur Grundlage und zum Fahrzeug gemacht und dennoch wird mein Herz von Übelwollen ergriffen.“

Darauf hätte man ihm zu erwidern: „Nein, sag das nicht! Es nicht gut den Erhabenen bezichtigen, seine Lehre falsch darzustellen, der Erhabene würde so etwas nicht gesagt haben! Deine Worte sind unbegründet und unmöglich. Wenn Du die Gemütserlösung aufgrund von Freundlichkeit entwickelst, hat Übelwollen keine Möglichkeit einem das Herz zu umspinnen. Diese Erlösung durch Freundlichkeit ist ja gerade die Heilung für die Krankheit des Übelwollens.“ (D 33)[15]

„Während er so diese fünf Hemmungen (nivarana) in sich aufgehoben erkennt, wird er freudig bewegt. Freudig bewegt wird er heiter. Heiteren Herzens entspannt sich der Körper. Mit entspanntem Körper fühlt er sich wohl. Sich wohl fühlend wird sein Geist einig. Liebevollen Gemütes weilend strahlt er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wieder erkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Haß und Übelwollen geklärtem. Gleichwie ein kräftiger Trompeter mühelos nach den vier Seiten posaunen kann, ebenso nun auch läßt er in so geübter liebevoller Gemüterlösung nichts im Sinnlichkeitsbereich unberührt und unbeeinflußt. Das aber ist der Weg, der zu Brahma führt.“ (D 13)

Diese Gesetzmäßigkeiten waren offensichtlich, zumindest in den Grundzügen, Gemeingut in den Kreisen der damaligen Wanderasketen. In S 46, 54 stellen sie sich also eine berechtigte Frage, die Buddha auf höchst aufschlußreiche Weise beantwortet:

„Der Asket Gotamo, Brüder, zeigt seinen Jüngern so die Lehre: „Kommt, ihr Mönche, überwindet die 5 Hemmungen, die Trübungen des Gemütes, die die Weisheit schwächen und verweilt, mit liebevollem, mit erbarmendem, mit mitfreudigem, mit gleichmütigem Gemüte eine Richtung durchstrahlend, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich Wiedererkennend, durchstrahlt die ganze Welt mit liebevollem, mit erbarmendem, mit mitfreudigem, mit gleichmütigem Gemüte, mit weitem, großartigem, unermesslichem, ohne Feindschaft und Bedrängen“.

Wir aber, Brüder, zeigen unseren Jüngern die Lehre ebenso. Was ist nun, Brüder, die Besonderheit, was die Zielsetzung, was die Verschiedenheit zwischen dem Asketen Gotamo und uns hinsichtlich Lehrdarlegung und Unterweisung?“

Da nun stimmten jene Mönche den Warten der andersfährtigen Pilger weder zu noch lehnten sie sie ab. Ohne zuzustimmen, ohne abzulehnen, erhoben sie sich und gingen fort: „Beim Erhabenen werden wir den Sinn dieser Worte erfahren“.

Nachdem jene Mönche in Haliddavasana ihren Almosengang beendet hatten, begaben sie sich dorthin, wo der Erhabene weilte, begrüßten ihn und setzten sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandten sie sich an den Erhabenen und berichteten ihm den ganzen Vorfall.

„So angesprochen, ihr Mönche, wäre den andersfährtigen Pilgern also zu erwidern gewesen:

„Wie wird aber, Bruder, liebreiche Gemüterlösung entfaltet, was ist ihr Ausgang, was ist ihr Höchstes, was ihre Frucht, was ihr Endziel?“ Und ebenso bei erbarmender, mitfreudiger und gleichmütiger Gemüterlösung. Danach gefragt, wären, ihr Mönche, die andersfährtigen Pilger nicht imstande gewesen, Bescheid zu geben, sondern würden sich in Widersprüche verwickeln. Und warum? Weil es, ihr Mönche, über ihr Begriffsvermögen hinausgeht. Keinen sehe ich, ihr Mönche, in der Welt mit ihren Maros und Brahmas, mit ihren Asketen und Brahmanen, mit ihrer Schar von Göttern und Menschen, der durch eine Antwort auf diese Frage das Herz erheben könnte, außer dem Vollendeten oder einem Jünger des Vollendeten oder jemand, der es von ihnen gehört hat.[16]

Wie aber wird, ihr Mönche, liebreiche Gemüterlösung entfaltet, was ist ihr Ausgang was ist ihr Höchstes, was ihre Frucht, was ihr Endziel?

Da entfaltet, ihr Mönche, der Mönch, von Liebe begleitet, die Erwachungsglieder Achtsamkeit, Lehrergründung, Tatkraft, Entzücken, Gestilltheit, Einigung, Gleichmut, auf Einsamkeit gestützt, auf Entreizung gestützt, auf Auflösung gestützt, die in Loslassen übergehen. Wünscht er es nun: „Bei Nicht-Widerwärtigem möchte ich es als widerwärtig wahrnehmen“, dann weilt er so, daß er es als widerwärtig wahrnimmt. Wünscht er sich: „Bei Widerwärtigem möchte ich es als nicht-widerwärtig wahrnehmen“, dann weilt er so, daß er es als nicht-widerwärtig wahrnimmt. Wünscht er sich: „Bei Nicht-widerwärtigem und bei Widerwärtigem möchte ich es als widerwärtig wahrnehmen“, dann weilt er so, daß er es als widerwärtig wahrnimmt. Wünscht er sich, „Bei Widerwärtigem und bei Nicht-Widerwärtigem möchte ich es als nicht-widerwärtig wahrnehmen“, dann weilt er so, daß er es als nicht-widerwärtig wahrnimmt. Wünscht er sich: „Nicht-widerwärtiges und Widerwärtiges, beides will ich von mir weisen und gleichmütig bleiben, achtsam und klar bewußt“, dann verweilt er so gleichmütig, achtsam und klar bewußt.

Er erreicht die Freiung der Schönheit[17] und verweilt darin. Liebreiche Gemüterlösung, ihr Mönche, hat die Schönheit als Höchstes, sage ich. Bis dahin führt die Weisheit einen Mönch, der nicht zu höherer Erlösung durchgedrungen ist.

Wie aber wird, ihr Mönche, erbarmende Gemüterlösung entfaltet, was ist ihr Ausgang, was ihr Höchstes, was ihre Frucht, was ihr Endziel? Da entfaltet der Mönch, ihr Mönche, von Erbarmen begleitet, die Erwachungsglieder Achtsamkeit bis Gleichmut, die in Loslassen übergehen. Wünscht er nun, in jenen fünf Wahrnehmungen zu verweilen, dann verweilt er darin. Und nach völliger Überwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen gewinnt er in dem Gedanken, „Grenzenlos ist der Raum“, das Reich des unbegrenzten Raumes. Erbarmende Gemüterlösung, ihr Mönche, hat die unbegrenzte Raumsphäre als Höchstes, sag ich. Bis dahin führt die Weisheit einen Mönch, der nicht zu höherer Erlösung durchgedrungen ist.

Wie aber wird, ihr Mönche, mitfreudige Gemüterlösung entfaltet, was ist ihr Ausgang, was ihr Höchstes, was ihre Frucht, was ihr Endziel? Da entfaltet der Mönch, ihr Mönche, von Mitfreude begleitet, die Erwachungsglieder Achtsamkeit bis Gleichmut, die in Loslassen übergehen. Wünscht er nun, in jenen fünf Wahrnehmungen zu verweilen, dann verweilt er darin. Und nach völliger Überwindung der unbegrenzten Raumsphäre erreicht er im Gedanken, „Unbegrenzt ist das Bewußtsein“, das Reich des unbegrenzten Bewußtseins. Mitfreudige Gemüterlösung, ihr Mönche, hat die unbegrenzte Bewußtseinssphäre als höchstes, sag ich. Bis dahin führt die Weisheit einen Mönch, der nicht zu höherer Erlösung durchgedrungen ist.

Wie aber wird gleichmütige Gemüterlösung entfaltet, was ist ihr Ausgang, was ihr Höchstes, was ihre Frucht, was ihr Endziel? Da entfaltet der Mönch, ihr Mönche, von Gleichmut begleitet, die Erwachungsglieder Achtsamkeit bis Gleichmut, die in Loslassen übergehen. Wünscht er nun, in jenen fünf Wahrnehmungen zu verweilen, dann verweilt er darin. Und nach völliger Überwindung der unbegrenzten Bewußtseinssphäre erreicht er im Gedanken „Nichts ist da“ die Nichtetwasheits-Sphäre. Gleichmütige Gemüterlösung, ihr Mönche, hat die Nichtetwasheits-Sphäre als Höchstes. Bis dahin führt die Weisheit einen Mönch, der nicht zu höherer Erlösung durchgedrungen ist.“ (S 46, 54)

Wie eng die Kultivierung von metta auch mit der Entwicklung der Einsicht verbunden ist geht aus folgenden Stellen des Sakka- und des Satipatthana Samyutta hevor:
„Dem Achtsamen geht´s immer gut

Der Achtsame der findet Glück

Dem Achtsamen geht´s täglich besser

Doch frei von Feindschaft ist er nicht.

Der dessen Geist Tag und Nacht

sich an Harmlosigkeit erfreut

Wem metta zum Charakter wurde

für den gibt´s keine Feindschaft mehr“ (S 10, 4)

„Und wie, ihr Mönche, achtet man, auf sich selber achtend, auf den anderen? Durch Pflege, durch Entfaltung, durch häufiges Tun. So, ihr Mönche, achtet man, auf sich selber achtend, auf den anderen. Und wie, ihr Mönche, achtet man, auf den anderen achtend, auf sich selber? Durch Geduld, durch Gewaltlosigkeit, durch Liebe, durch Teilnahme. So, ihr Mönche, achtet man, auf den anderen achtend, auf sich selber.

„Ich werde auf mich achten“, so sind, ihr Mönche, die Pfeiler der Achtsamkeit zu pflegen. „Ich werde auf die andern achten“, so sind die Pfeiler der Achtsamkeit zu pflegen. Auf sich selber achtend, achtet man auf die anderen, ihr Mönche, auf die anderen achtend, achtet man auf sich selber.“ (S 47,19)

Um eben diese Qualitäten von „Geduld, Gewaltlosigkeit, Liebe, und Teilnahme“ zu entwickeln soll man sich immer wieder wie der ehrwürdige Phagguna, der uns schon oben in (A VI. 56) begegnet ist, vornehmen: „Mein Geist wird unbeeinträchtigt sein, und ich werde keine bösen Worte äußern; ich werde in Mitgefühl für sein Wohlergehen verweilen, mit einem Geist voll Liebender Güte, ohne inneren Haß.“ (M 21) Dabei ist es unerheblich, ob man selbst mit Worten oder Taten angegriffen wird oder jemand der uns lieb ist. Gerade in solchen Situationen zeigt sich inwieweit sich der in einsamer Meditation gehegte „fromme Wunsch“ im Umgang mit den Mitmenschen schon zum Tragen kommt.

„So, ihr Bhikkhus, ist mancher Bhikkhu äußerst gütig, äußerst sanftmütig, äußerst friedfertig, solange ihn keine unliebsamen Redeweisen berühren. Aber wenn ihn unliebsame Redeweisen berühren, kann man wissen, ob jener Bhikkhu wirklich gütig, sanftmütig und friedfertig ist. … Ihr Bhikkhus, es gibt diese fünf Redeweisen, die andere anwenden könnten, wenn sie euch ansprechen: ihre Rede mag zur rechten Zeit oder zur falschen Zeit erfolgen, sie mag wahr oder unwahr sein, sanft oder schroff, mit dem Guten oder mit Schaden verbunden, mit einem Geist von Liebender Güte gesprochen oder mit innerem Haß. Wenn andere euch ansprechen, mag ihre Rede zur rechten Zeit oder zur falschen Zeit erfolgen; wenn andere euch ansprechen, mag ihre Rede wahr oder unwahr sein; wenn andere euch ansprechen, mag ihre Rede sanft oder schroff sein; wenn andere euch ansprechen, mag ihre Rede mit dem Guten oder mit Schaden verbunden sein; wenn andere euch ansprechen, mag ihre Rede mit einem Geist von Liebender Güte gesprochen sein oder mit innerem Haß. Darin, ihr Bhikkhus, solltet ihr euch so üben: „Unser Geist wird unbeeinträchtigt bleiben, und wir werden keine bösen Worte äußern; wir werden in Mitgefühl für ihr Wohlergehen verweilen, mit einem Geist voll Liebender Güte, ohne inneren Haß. Wir werden verweilen, indem wir jene Person mit einem Herzen durchdringen, das von Liebender Güte durchtränkt ist; und mit dieser Person als Objekt werden wir verweilen, indem wir die allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringen, das von Liebender Güte durchtränkt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen.“ Auf solche Weise solltet ihr euch üben, ihr Bhikkhus.

Ihr Bhikkhus, angenommen, ein Mann käme mit einer Hacke und einem Korb daher und sagte: „Ich werde bewirken, daß diese große Erde ohne Erde ist.“ Er würde hier und dort graben, die Erde hierhin und dorthin schütten, hierhin und dorthin spucken, hierhin und dorthin urinieren, mit den Worten: „Sei ohne Erde, sei ohne Erde!“ Was meint ihr, Bhikkhus? Könnte jener Mann bewirken, daß diese große Erde ohne Erde ist?“

„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil diese große Erde tief und gewaltig ist; es kann unmöglich bewirkt werden, daß sie ohne Erde ist. Der Mann würde schließlich nur Erschöpfung und Enttäuschung ernten.“

„Genauso, ihr Bhikkhus, gibt es diese fünf Redeweisen, die andere anwenden könnten, …

Ihr Bhikkhus, angenommen, ein Mann käme mit Karmesin, Gelbwurz, Indigo oder Karmin daher und sagte: „Ich werde Bilder auf leerem Raum malen und Bilder auf leerem Raum erscheinen lassen.‘ Was meint ihr, Bhikkhus? Könnte jener Mann auf leerem Raum Bilder malen und Bilder auf leerem Raum erscheinen lassen?“

„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil leerer Raum formlos und unsichtbar ist; er kann unmöglich dort Bilder malen oder Bilder dort erscheinen lassen. Der Mann würde schließlich nur Erschöpfung und Enttäuschung ernten.“

„Genauso, ihr Bhikkhus, gibt es diese fünf Redeweisen, die andere anwenden könnten,…

Ihr Bhikkhus, angenommen, ein Mann käme mit einer lodernden Grasfackel daher und sagte: „Ich werde den Gangesfluß mit dieser lodernden Grasfackel erhitzen und verdampfen.“ Was meint ihr, Bhikkhus? Könnte jener Mann den Gangesfluß mit jener lodernden Grasfackel erhitzen und verdampfen?“

„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil der Gangesfluß tief und gewaltig ist; er kann unmöglich mit einer lodernden Grasfackel erhitzt und verdampft werden. Der Mann würde schließlich nur Erschöpfung und Enttäuschung ernten.“

„Genauso, ihr Bhikkhus, gibt es diese fünf Redeweisen, die andere anwenden könnten, …

Ihr Bhikkhus, angenommen, da gäbe es eine Tasche aus Katzenleder, die gerieben, wohl gerieben, ganz und gar wohl gerieben wurde, die weich ist, seidig, frei von Rascheln und Knistern, und ein Mann käme mit einem Stock oder einer Scherbe daher und sagte: „Da ist diese Tasche aus Katzenleder, die gerieben, wohl gerieben, ganz und gar wohl gerieben wurde, die weich ist, seidig, frei von Rascheln und Knistern. Ich werde sie zum Rascheln und Knistern bringen.“ Was meint ihr, Bhikkhus? Könnte sie jener Mann zum Rascheln und Knistern bringen?“

„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil jene Tasche aus Katzenleder, da sie gerieben, wohl gerieben, ganz und gar wohl gerieben wurde, da sie weich ist, seidig, frei von Rascheln und Knistern, unmöglich mit dem Stock oder der Scherbe zum Rascheln oder Knistern gebracht werden kann. Der Mann würde schließlich nur Erschöpfung und Enttäuschung ernten.“

„Genauso, ihr Bhikkhus, gibt es diese fünf Redeweisen, die andere anwenden könnten, …

Ihr Bhikkhus, sogar wenn Banditen euch barbarisch Glied für Glied mit einer Doppelgriffsäge in Stücke teilen würden, würde derjenige, der einen verdorbenen Geist ihnen gegenüber entstehen ließe, meine Lehre nicht befolgen. Darin, ihr Bhikkhus, solltet ihr euch so üben: „Unser Geist wird unbeeinträchtigt bleiben, und wir werden keine bösen Worte äußern; wir werden in Mitgefühl für ihr Wohlergehen verweilen, mit einem Geist voll Liebender Güte, ohne inneren Haß. Wir werden verweilen, indem wir sie mit einem Herzen durchdringen, das von Liebender Güte durchtränkt ist; und mit ihnen als Objekt werden wir verweilen, indem wir die allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringen, das von Liebender Güte durchtränkt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen.“ Auf solche Weise solltet ihr euch üben, ihr Bhikkhus.

Ihr Bhikkhus, wenn ihr euch diesem Ratschlag vom Gleichnis von der Säge oft zuwendet, seht ihr dann irgendeine Redeweise, unbedeutend oder grob, die ihr nicht ertragen könntet?“ „Nein, ehrwürdiger Herr.“

„Daher, ihr Bhikkhus, solltet ihr euch diesem Ratschlag vom Gleichnis von der Säge oft zuwenden. Das wird lange zu eurem Wohlergehen und Glück gereichen.“ (M 21)

Bevor nun gleich das Handtuch geworfen wird angesichts der scheinbar unmöglichen Umsetzbarkeit[18] der eben zitierten Reflektionshilfen, sollten wir und wie bei allen paramita an die „kleinen Brötchen“ erinnern. Der Buddha war immer Realist und Pragmatiker, er verlangte nie Unmögliches. Deshalb wird adosa (Nicht-Haß, Nicht-Ablehnung, Nicht-Feindschaft), die im alten Indien gern gebrauchte negative Definitionsform, hier von metta, in den Erläuterung des Pfadgliedes der rechten Gesinnung genannt. Diese Herangehensweise, mit „nicht hassen“ zu beginnen, mag auch heute noch vielen leichter fallen als „aus dem Nichts“ heraus plötzlich allen und jedem gegenüber liebevolle Güte zu empfinden. Eine sich entwickelnde Steigerung von Nichtübelwollen über Freundlichkeit und Wohlwollen hin zu einem aktiven Interesse am Nächsten und zu liebevoller Güte, welche schließlich in den voll ausgebildeten brahmavih[V1]ara kulminiert ist sicher für die meisten die richtige Gangart. Dementsprechend wird auch oft empfohlen metta erst sich selbst gegenüber zu entwickeln, um dann auf der Grundlage des dadurch entstehende entspannte Wohlempfindens auch anderen Wohl zu wünschen; erst Eltern oder Lehrern, dann Freunden, dann neutralen Personen und zuletzt erst „Feinden“.[19] Gelingt das mit Individuen, kann man zu Gruppen übergehen und schließlich das empfundene Wohlwollen auf alle Wesen in allen Richtungen und auf allen Daseinsebenen ausweiten. Man sollte die Gelegenheiten bei denen metta spontan im Geist aufsteigt nutzen um diese so wertvolle spirituelle Empfindung systematisch weiterzuentwickeln.[20]

„Fünf Mittel gibt es, ihr Mönche, zur Überwindung des Grolls, durch die der im Mönche aufgestiegene Groll völlig überwunden werden sollte. Welche fünf?

Wenn, ihr Mönche, Groll gegen einen Menschen entsteht, so soll man ihm gegenüber Güte entfalten, Mitgefühl entfalten, Gleichmut entfalten, soll man ihm keine Beachtung und Aufmerksamkeit schenken, soll man sich bei jenem Menschen das Gesetz der Tateneignerschaft derart vergewärtigen: „Eigner seiner Taten ist dieser Verehrte, Erbe der Taten, ist den Taten entsprossen, mit ihnen verknüpft, hat sie zur Zuflucht, und die guten und bösen Taten, die er tut, wird er zum Erbe haben.“ Auf diese Weise soll man den Groll gegen jenen Menschen überwinden.

Dies sind die fünf Mittel, ihr Mönche, zur Überwindung des Grolls, durch die der im Mönche aufgestiegene Groll völlig überwunden werden sollte. (A.V. 161)

„Der ehrwürdige Sariputta sprach also:

„Fünf Mittel gibt es, ihr Brüder, zur Überwindung des Grolls, durch die der im Mönche aufgestiegene Groll völlig überwunden werden sollte. Welche fünf?

Da ist, ihr Brüder, ein Mensch von unlauterem Wandel in Werken, aber von lauterem Wandel in Worten. Gegen einen solchen Menschen soll man den Groll überwinden.

Da ist ein Mensch von unlauterem Wandel in Worten, aber von lauterem Wandel in Werken. Auch gegen einen solchen Menschen soll man den Groll überwinden.

Da ist ein Mensch von unlauterem Wandel in Werken und Worten, aber von Zeit zu Zeit öffnet sich sein Herz, erlangt sein Herz Zuversicht. Auch gegen einen solchen Menschen soll man den Groll überwinden.

Da ist ein Mensch von unlauterem Wandel in Werken und Worten, und nicht öffnet sich von Zeit zu Zeit sein Herz und erlangt Zuversicht. Auch gegen einen solchen Menschen soll man den Groll überwinden.

Da ist ein Mensch von lauterem Wandel in Werken und Worten, und von Zeit zu Zeit öffnet sich sein Herz und erlangt Zuversicht. Auch gegen einen solchen Menschen soll man den Groll überwinden.

Wie aber, ihr Brüder, soll man den Groll gegen diese Menschen überwinden?

Gleichwie, ihr Brüder, ein sich in Flickengewänder kleidender Mönch auf der Straße einen Fetzen erblickt, denselben mit dem linken Fuße festhält und mit dem rechten ausbreitet und, was es daran an festem Stoff gibt, abschneidet und mitnimmt; ebenso auch, ihr Brüder, hat man bei einem Menschen von unlauterem Wandel in Werken, aber lauteren Wandel in Worten, bei jener Gelegenheit nicht etwa seine Unlauterkeit in Werken zu erwägen, wohl aber seine Lauterkeit in Worten. Auf diese Weise soll man den Groll gegen jenen Menschen überwinden.

Gesetzt, ihr Brüder, es befinde sich da ein mit Moos und Wasserpflanzen bedeckter Teich. Und ein Mann, glühend vor Hitze, von der Hitze überwältigt, ermattet, durstig, von Durst gequält, käme des Weges daher. Und er stiege zu jenem Teiche hinab, entfernte mit beiden Händen hier und da das Moos und die Wasserpflanzen, tränke aus seinen hohlen Händen und ginge dann seines Weges. Ebenso auch, ihr Brüder, hat man bei einem Menschen von unlauterem Wandel in Worten, aber lauteren Wandel in Werken, bei jener Gelegenheit nicht etwa seine Unlauterkeit in Worten zu erwägen, wohl aber seine Lauterkeit in Werken. Auf diese Weise soll man den Groll gegen jenen Menschen überwinden.

Gesetzt, ihr Brüder, es befinde sich da ein wenig Wasser in der Hufspur eines Rindes. Und ein Mann, glühend vor Hitze, von der Hitze überwältigt, ermattet, durstig, von Durst gequält, käme des Weges daher. Der dächte: ‚Wenn ich dieses wenige in der Rinderhufspur befindliche Wasser mit der Hand oder einem Gefäße trinke, so würde ich es aufstören und aufwühlen und ungenießbar machen. So will ich mich lieber auf allen Vieren niederlassen und wie eine Kuh das Wasser schlürfen und dann weitergehen.‘ Und er täte so. Ebenso auch, ihr Brüder, soll man bei einem Menschen von unlauterem Wandel in Werken und in Worten, dessen Herz aber sich von Zeit zu Zeit öffnet und Zuversicht erlangt, bei jener Gelegenheit nicht etwa seine Unlauterkeit in Werken und Worten erwägen; wohl aber soll man daran denken, daß sich sein Herz von Zeit zu Zeit öffnet und Zuversicht erlangt. Auf diese Weise soll man den Groll gegen jenen Menschen überwinden.

Gesetzt, ihr Brüder, ein siecher, leidender, schwer kranker Mann wanderte eine lange Straße entlang. Sowohl das Dorf hinter ihm als auch das Dorf vor ihm lägen in weiter Ferne. Und er fände keine passenden Speisen und Heilmittel, keinen passenden Pfleger und keinen, der ihm den Weg wiese. Ein Mann aber, der des Weges einherzöge, erblickte ihn. Und er empfände für ihn Mitgefühl, Liebe und Wohlwollen und dächte: „Ach, daß doch dieser Mann passende Speise und Heilmittel fände, sowie einen passenden Pfleger und einen, der ihm den Weg weist, damit er nicht umkomme!“ Ebenso auch, ihr Brüder, hat man für einen Menschen von unlauterem Wandel in Werken und Worten, dessen Herz sich nicht von Zeit zu Zeit öffnet und Zuversicht erlangt, Mitgefühl (karuññam), Fürsorge (anudaya) und Sympathie (anukampa) zu empfinden und zu denken: „Ach, daß doch dieser Verehrte seinen schlechten Wandel in Werken, Worten und Gedanken aufgeben und einen guten Wandel in Werken, Worten und Gedanken pflegen möchte, auf daß er nicht, beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, in niedere Welten gerät, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, zur Hölle!“ Auf diese Weise soll man den Groll gegen jenen Menschen überwinden.

Gesetzt, ihr Brüder, es befände sich da ein Teich mit klarem, erfrischendem, kühlem, silberhellem Wasser, schön gelegen, entzückend, von zahlreichen Bäumen beschattet. Und ein Mann, glühend vor Hitze, von der Hitze überwältigt, ermattet, durstig, von Durst gequält, käme des Weges daher. Und er stiege in jenen Teich, badete sich und tränke vom Wasser. Darauf stiege er wieder heraus und setzte oder legte sich dort im Schatten der Bäume nieder. Ebenso auch, ihr Brüder, soll man bei einem Menschen von lauterem Wandel in Werken und Worten, dessen Herz sich von Zeit zu Zeit öffnet und Zuversicht erlangt, bei jener Gelegenheit seinen lauteren Wandel in Werken und Worten erwägen und bedenken, daß sein Herz von Zeit zu Zeit sich öffnet und Zuversicht erlangt. Auf diese Weise soll man den Groll gegen jenen Menschen überwinden.

Bei einem in jeder Hinsicht Zutrauen erweckenden Menschen, ihr Brüder, kommt der Geist zur Ruhe.“ (A.V. 162)

Natürlich muß man dazu erkannt haben, welchen Schaden der Haß anrichtet und welches Wohl die Freundschaft bringt.

„Aus Haß, Brahmane, vom Hasse übermannt umstrickten Geistes, trachtet man nach eigenem Schaden, trachtet man nach anderer Schaden, trachtet man nach beiderseitigem Schaden, erleidet man geistigen Schmerz und Kummer. Ist aber der Haß aufgehoben, so trachtet man weder nach eigenem Schaden, noch nach anderer Schaden, noch nach beiderseitigem Schaden, erleidet man keinen geistigen Schmerz und Kummer.

Aus Haß, vom Hasse überwältigt, gefesselten Geistes, führt man einen schlechten Wandel in Werken, Worten und Gedanken und kennt in Wirklichkeit weder das eigene noch des andern Heil, noch das beiderseitige Heil. Ist aber der Haß aufgehoben, so führt man weder in Werken noch in Worten noch in Gedanken einen schlechten Wandel und erkennt in Wirklichkeit das eigene Heil, des anderen Heil und das beiderseitige Heil.“ (A III, 54-55)

„Sieben dem Feinde erwünschte und dienliche Dinge, ihr Mönche, befallen den Gehässigen, ob Mann oder Weib. Welche sieben?

  1. Da, ihr Mönche, wünscht der Feind dem Feinde: „Ach, daß doch dieser ein häßliches Aussehen hätte!“ Und warum? Weil eben, ihr Mönche, der Feind nicht über des Feindes Schönheit erfreut ist. Selbst wenn sich der gehässige, von Haß überwältigte, haßverzehrte Mensch gründlich badet, salbt, Haar und Bart pflegt und sich in weiße Gewänder kleidet, so ist er dennoch von häßlichem Aussehen, wenn er vom Hasse sich beherrschen läßt. Das, ihr Mönche, ist das erste dem Feinde erwünschte und dienliche Ding, das den Gehässigen befällt, ob Mann oder Weib.
  2. Weiterhin, ihr Mönche, wünscht der Feind dem Feinde: „Ach, daß doch dieser einen schlechten Schlaf hätte!“ Und warum? Weil eben, ihr Mönche, der Feind nicht über des Feindes guten Schlaf erfreut ist. Selbst wenn der gehässige, von Haß überwältigte, haßverzehrte Mensch auf einem Sofa schläft, auf dem eine Ziegenhaardecke ausgebreitet ist oder eine weiße Wolldecke oder eine Decke aus feinstem Antilopenfell, und das versehen ist mit einer Überdecke und an beiden Seiten mit purpurnen Kissen, so schläft er dennoch schlecht, wenn er vom Hasse sich beherrschen läßt. Das, ihr Mönche, ist das zweite dem Feinde erwünschte und dienliche Ding, das den Gehässigen befällt, ob Mann oder Weib.
  3. Weiterhin, ihr Mönche, wünscht der Feind dem Feinde: „O daß ihm doch keine großen Glücksfälle zuteil würden!“ Und warum? Weil eben, ihr Mönche, der Feind über des Feindes Glücksfälle nicht erfreut ist. Hat nun aber der gehässige, von Haß überwältigte, haßverzehrte Mensch einen Nachteil erlitten, so glaubt er einen Vorteil erlangt zu haben, und hat er einen Vorteil erlangt, so glaubt er einen Nachteil erlitten zu haben. Da er aber, von Haß überwältigt, diese beiden Dinge miteinander verwechselt, darum gereichen sie ihm lange Zeit zum Unheil und Leiden. Das, ihr Mönche, ist das dritte dem Feinde erwünschte und dienliche Ding, das den Gehässigen befällt, ob Mann oder Weib.
  4. Weiterhin, ihr Mönche, wünscht der Feind dem Feinde: „Ach, daß doch dieser nicht reich wäre!“ Und warum? Weil eben, ihr Mönche, der Feind nicht über des Feindes Reichtum erfreut ist. Wenn nun der gehässige, von Haß überwältigte, haßververzehrte Mensch auch Schätze besitzt, rechtmäßige, rechtmäßig erlangt, die er sich durch Fleiß und Anstrengung erworben, durch seiner Hände Arbeit, im Schweiße seines Antlitzes angesammelt hat, so lassen die Fürsten seine Besitztümer in die königlichen Schatzkammern wandern (als Strafen für die im Zorn begangenen Handlungen), wenn er vom Hasse sich beherrschen läßt. Das, ihr Mönche, ist das vierte dem Feinde erwünschte und dienliche Ding, das den Gehässigen befällt, ob Mann oder Weib.
  5. Weiterhin, ihr Mönche, wünscht der Feind dem Feinde: „Ach, daß doch dieser kein Ansehen besäße!“ Und warum? Weil eben, ihr Mönche, der Feind nicht erfreut ist, wenn sein Feind Ansehen besitzt. Was nun auch der gehässige, von Haß überwältigte, haßverzehrte Mensch durch seine Strebsamkeit an Ansehen erworben hat, das verliert er, wenn er vom Hasse sich beherrschen läßt. Das, ihr Mönche, ist das fünfte dem Feinde erwünschte und dienliche Ding, das den Gehässigen befällt, ob Mann oder Weib.
  6. Weiterhin, ihr Mönche, wünscht der Feind dem Feinde: „Ach, daß doch dieser keine Freunde besäße!“ Und warum? Weil eben, ihr Mönche, der Feind nicht erfreut ist, wenn sein Feind Freunde besitzt. Wenn nun auch der gehässige, von Haß überwältigte, haßverzehrte Mensch Freunde und Genossen, Vettern und Blutsverwandte besitzt, so meiden ihn doch jene, wenn er vom Hasse sich beherrschen läßt. Das, ihr Mönche, ist das sechste dem Feinde erwünschte und dienliche Ding, das den Gehässigen befällt, ob Mann oder Weib.
  7. Weiterhin, ihr Mönche, wünscht der Feind dem Feinde: „Ach, daß doch dieser beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, in niedere Welt gelangen möchte, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, zur Hölle!“ Und warum? Weil eben, ihr Mönche, der Feind nicht erfreut ist, wenn sein Feind auf eine glückliche Daseinsfährte gelangt. Der gehässige, von Haß überwältigte, haßverzehrte Mensch aber führt einen schlechten Wandel in Werken, in Worten und in Gedanken; und solchen schlechten Wandel führend, gelangt er beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, in niedere Welt, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, zur Hölle, da er vom Hasse sich beherrschen läßt. Das, ihr Mönche, ist das siebente dem Feinde erwünschte und dienliche Ding, das den Gehässigen befällt, ob Mann oder Weib.

Diese sieben dem Feinde erwünschten und dienlichen Dinge, ihr Mönche, befallen den Gehässigen, ob Mann oder Weib.

Wer haßt, ist häßlich anzuschauen,

liegt ruhlos auf der Lagerstatt.

Und wenn ein Vorteil ihm erwächst,

glaubt er, daß es ein Nachteil sei.

Wenn da durch Worte oder Tat

der Haßverzehrte Mord verübt,

verliert, vom Hasse übermannt,

der Mensch sein ganzes Hab und Gut.

Betört durch Hasses Leidenschaft

verliert er seinen guten Ruf,

und Herzensbruder, Vetter, Freund

dem Hasser aus dem Wege gehen.

Verderben bringt Gehässigkeit,

Gehässigkeit verstimmt das Herz,

doch nicht bemerkt er die Gefahr,

die so in seinem Herzen wächst.

Nicht kennt der Hasser, was ihm nützt,

die Lehre kann er nicht verstehen;

denn Finsternis und Blindheit herrscht,

wo Haß den Menschen niederzwingt.

Was auch der Hassende zerstört,

sei’s mühsam, sei es leicht zu tun,

sobald der Haß erloschen ist,

wird wie vom Feuer er verzehrt.

Ist erst der Haß einmal entfacht,

durch den die Welt in Wut entbrannt,

legt er Erregung an den Tag,

gleichwie dem Feuer Rauch entströmt.

Nicht kennt er Schamgefühl noch Scheu,

ist ohne Achtung, wenn er spricht;

und wird vom Haß er übermannt,

so kennt er nimmer einen Halt.

Voller Qualen sind die Taten,

die vom Guten abseits liegen.

Diese will ich euch nun weisen,

so höret, wie es damit steht:

Im Zorn den Vater man erschlägt;

im Zorn bringt man die Mutter um;

im Zorn schlägt man den Priester tot,

im Zorne den gemeinen Mann.

Durch die gehegt, durch die gepflegt,

der Weltling diese Welt betrat,

die Mutter, die ihm’s Leben gab,

selbst die bringt er im Zorne um.

Sich selbst hat jedermann zum Freund

sich selber hat am liebsten man

und doch im Zorn bringt man sich um,

von mannigfachem Wahn betört.

Man bringt sich mit dem Schwerte um,

verschluckt auch Gift, vom Wahn gepackt,

hängt sich an einem Stricke auf,

stürzt sich von einem Fels hinab.

Wer einen Lebenskeim zerstört,

wer selber sich das Leben nimmt,

begreift nicht, was er damit tut:

Aus Zorn erwächst ihm Untergang.

So mag denn aus dem Zorn entstehen

ein ganz versteckter Todesstrick.

Ihn rottet aus durch Selbstbeherrschung,

Erkenntnis, Weisheit, Strebsamkeit!

Und wie der einsichtsvolle Mensch

er tötet diesen bösen Trieb,

so sollt ihr euch im Guten üben,

daß euch Erregung nicht mehr packt!

Vom Zorn und von Verzweiflung frei,

von Gier entledigt und Verlangen,

gezügelt wer den Haß verwand,

erreicht Nibbana, triebbefreit.“

Gelingt es trotz allem noch immer nicht, den Groll zu bändigen, wird empfohlen an die guten Eigenschaften die jeder Mensch hat zu denken und über die schlechten hinwegzusehen.

Oder man kann sich diese Worte des Buddha vor Augen führen:

„Der Erhabene sprach also: „Unbekannten Anfangs, ihr Bhikkhus, ist dieser Umlauf der Geburten; nicht kennt man einen ersten Beginn bei den Wesen, die, in dem Hemmnis des Nichtwissens, in der Fessel des Durstes gefangen, (von Geburt zu Geburt) umherwandern und umherlaufen. Nicht ist, ihr Bhikkhus, ein Wesen zu finden, das nicht früher einmal Mutter – Vater – Bruder – Schwester – Sohn – Tochter gewesen wäre während dieser langen Zeit.“ (S 15, 14-19)

Hilft auch das nicht, kann man sich fragen, gegen wen man denn eigentlich Groll empfindet, gegen die Körperlichkeit oder das Gefühl oder die Wahrnehmung oder die Geistesformationen oder gegen das Bewußtsein des anderen?

Als ein beinahe unfehlbares Mittel, das Feindschaftsgefühl zu überwinden, gilt es, wenn man dem anderen ein Geschenk macht oder mit ihm Geschenke austauscht.

Letztendlich hat man dann aufgrund eifrigen Bemühens einen Zustand von adosa erreicht und eine heilsame Entwicklung in Gang gesetzt:

„Er sieht, daß er von all diesen üblen unheilsamen Geisteszuständen geläutert ist, er sieht, daß er von ihnen befreit ist. Wenn er dies erkennt, steigt Freude in ihm auf. Wenn er froh ist, steigt Verzückung in ihm auf; bei einem der verzückt ist, wird der Körper still; einer, dessen Körper still geworden ist, empfindet Glück; bei einem, der Glück empfindet, sammelt sich der Geist.

Er verweilt, indem er eine Himmelsrichtung mit einem Herzen durchdringt, das erfüllt ist von Liebender Güte; ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung; auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und überall hin, und zu allen wie zu sich selbst, verweilt er, indem er die allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringt, das von Liebender Güte erfüllt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen.

Angenommen, es gäbe einen Teich mit klarem, angenehm kühlem Wasser, durchsichtig, mit sanft ansteigenden Ufern, reizvoll. Wenn ein Mann, ausgedörrt und erschöpft von der Hitze, müde, ausgetrocknet und durstig, von Osten oder von Westen oder von Norden oder von Süden oder woher ihr wollt, daherkäme, würde er, beim Teich angelangt, seinen Durst und seine Überhitzung löschen. Ebenso, ihr Bhikkhus, wenn irgendjemand aus einer adligen Familie, aus einer Brahmanenfamilie, aus einer Händlerfamilie, aus einer Arbeiterfamilie, von zu Hause fort in die Hauslosigkeit zieht und, nachdem er dem Dhamma und der Disziplin, die vom Tathagata verkündet werden, begegnet ist, Liebende Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut entfaltet und dadurch inneren Frieden erlangt, dann praktiziert er aufgrund dieses inneren Friedens auf eine Weise, die für den Mönch angemessen ist, sage ich.“ (M 40)

[1] Es ist anzumerken, daß metta, karuna, mudita und upekkha technische Begriffe sind die in den Sutten vorwiegend im Zusammenhang mit der Entwicklung unterschiedlich tiefer Sammlungszustände benutzt werden (Bsp: S 46, 54 unten). Umgangssprachlich ist hauptsächlich anukampa das Wort der Wahl. (Bsp: Mittasutta (S 47, 48): „Diejenigen, ihr Mönche, für die ihr Sympathie empfindet (anukampeyyatha), und von denen ihr meint, daß sie zuhören würden, eure Freunde und Genossen, Angehörigen und Blutsverwandten, die sollen von euch, ihr Mönche, in der Entfaltung der vier Pfeiler der Achtsamkeit angeregt, bestärkt und gefestigt werden.“)

[2] „Was, Subha, ist der Weg in die Gesellschaft von Brahma? Da verweilt ein Bhikkhu, indem er eine Himmelsrichtung mit einem Herzen, erfüllt von Liebender Güte, durchdringt, ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung; auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und überall hin, und zu allen wie zu sich selbst, verweilt er, indem er die allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringt, das von Liebender Güte – Mitgefühl – Mitfreude – Gleichmut erfüllt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen. Wenn die Herzensbefreiung durch Liebende Güte auf diese Weise entfaltet ist, bleibt da keinerlei einschränkende Handlung übrig, keine überdauert. So wie sich ein kräftiger Trompeter ohne Schwierigkeiten in den vier Himmelsrichtungen Gehör verschaffen könnte; genau so bleibt da, wenn die Herzensbefreiung durch Liebende Güte auf diese Weise entfaltet ist, keinerlei einschränkende Handlung übrig, keine überdauert. Dies ist der Weg in die Gesellschaft von Brahma.“ M 99

[3] S 3, 18: „Denn wenn sie, Ananda, zu mir als dem Freund der Guten kommen, werden die Wesen, die dem Gesetz der Geburt unterworfen sind, von der Geburt erlöst; die Wesen die dem Gesetz des Alters unterworfen sind, werden vom Alter erlöst; die Wesen, die dem Gesetz der Krankheit unterworfen sind, werden von der Krankheit erlöst; die Wesen, die dem Gesetz des Sterbens unterworfen sind, werden vom Sterben erlöst; die Wesen, die dem Gesetz des Schmerzes, des Kummers, des Leides, der Betrübnis und der Verzweiflung unterworfen sind, werden von Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung erlöst. In diesem Sinne, Ananda, mußt du das verstehen, daß der gesamte heilige Wandel besteht in der Freundschaft der Guten, in der Gesellschaft der Guten, in der Genossenschaft der Guten.“

[4] S 10, 2: „Mit klarem, reinen Geist unterweist er andere ohne durch Mitgefühl und Sympathie gefesselt zu sein.“

[5] Dhammapadageschichte zu Dhp 197-199.

[6] M 86: „Angulimala, für immer bin ich steh’ngeblieben,

Enthalte mich aller Gewalt gegenüber den Wesen;

Doch du kennst Zurückhaltung nicht gegenüber dem Leben:

Deshalb bin ich stehengeblieben, dagegen du nicht.“

„Zu guter Letzt ist dieser Mönch, ein hochverehrter Weiser,

In diesen großen Wald gekommen, meiner Rettung willen.

Nachdem ich deinen Vers gehört, der mich das Dhamma lehrte,

Will ich für immer in der Tat das Übel unterlassen.“

Nach diesen Worten nahm der Räuber seine Waffen,

In hohem Bogen warf er sie in einen Abgrund.

Den Füßen des Erhab’nen huldigt‘ der Verbrecher

Und auf der Stelle bat er ordiniert zu werden.

Da sprach zu ihm der Buddha, voll von großem Mitgefühl,

Der Lehrer dieser Welt mit allen ihren Göttern,

Der Voll-Erleuchtete, er sagte, „Komm, Bhikkhu.“

Und so geschah es, daß der Mörder Bhikkhu wurde.

[7] „Seitwärts sitzend sprach der ehrwürdige Ananda zum Erhabenen also:

„Der ehrwürdige Phagguna, Herr, ist unwohl, leidend, schwer erkrankt. Gut wäre es, wenn der Erhabene sich zum ehrwürdigen Phagguna hinbegeben würde, von Mitgefühl bewogen.“

Durch Schweigen gab der Erhabene seine Einwilligung zu erkennen. Nachdem nun der Erhabene gegen Abend aus seiner Zurückgezogenheit herausgetreten war, begab er sich zum ehrwürdigen Phagguna. Schon von ferne sah der ehrwürdige Phagguna den Erhabenen herankommen, und bei seinem Anblick richtete er sich in seinem Bette auf. Der Erhabene aber sprach zum ehrwürdigen Phagguna:

„Laß es gut sein, Phagguna! Richte dich nicht in deinem Bette auf. Da sind ja von anderen zurechtgemachte Sitze. Dort will ich mich hinsetzen.“ Der Erhabene ließ sich auf einem der bereiteten Sitze nieder und sprach darauf zum ehrwürdigen Phagguna:

„Geht es dir wohl erträglich, Phagguna? Geht es dir leidlich? Nehmen wohl deine Schmerzen ab und wachsen nicht an? Ist ihre Abnahme zu bemerken und keine Zunahme?“

„Nein, Herr. Nicht geht es mir erträglich, nicht geht es mir leidlich. Heftig sind meine Schmerzen; sie nehmen zu, nicht nehmen sie ab. Eine Zunahme läßt sich bemerken, keine Abnahme. …

Nachdem nun der Erhabene den ehrwürdigen Phagguna durch ein Lehrgespräch belehrt, ermahnt, ermutigt und ermuntert hatte, erhob er sich von seinem Sitze und entfernte sich. Kurz nachdem aber der Erhabene gegangen war, starb der ehrwürdige Phagguna. Im Augenblick seines Sterbens aber wurden seine Sinne ganz klar. Und der ehrwürdige Ananda begab sich zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Darauf sprach er:

„Kurz nachdem der Erhabene fortgegangen war, ist der ehrwürdige Phagguna gestorben. Im Augenblicke seines Sterbens aber wurden seine Sinne klar.“

„Wie sollten sich wohl, Ananda, im Mönche Phagguna seine Sinne nicht geklärt haben? Obwohl das Herz des Mönches Phagguna noch unerlöst war von den fünf niederen Fesseln, so wurde sein Herz nach dem Anhören der Lehrdarlegung doch von den fünf niederen Fesseln befreit.““ (A VI. 56)

[8] In M 31 wird beschrieben, daß Anuruddha allerdings bei den Gelegenheiten an denen er mit seinen zwei Mitbrüdern Kontakt hatte auf ganz beispielhafte Weise mit ihnen umging:

„Ich hoffe, Anuruddha, daß ihr alle in Eintracht lebt, mit gegenseitigem Verständnis, ohne Streit, wobei ihr euch wie Milch und Wasser mischt, euch gegenseitig mit gütigen Augen betrachtet.“

„Gewiß, ehrwürdiger Herr, wir alle leben in Eintracht, mit gegenseitigem Verständnis, ohne Streit, wobei wir uns wie Milch und Wasser mischen, uns gegenseitig mit gütigen Augen betrachten.“

„Aber, Anuruddha, auf welche Weise lebt ihr so?“

„Ehrwürdiger Herr, was das betrifft, denke ich so: „Es ist ein Gewinn für mich, es ist ein großer Gewinn für mich, daß ich mit solchen Gefährten im heiligen Leben zusammenlebe.“ Ich halte körperliche Handlungen der Liebenden Güte gegenüber diesen Ehrwürdigen ein, sowohl öffentlich, wie auch im Privaten; ich halte sprachliche Handlungen der Liebenden Güte ihnen gegenüber ein, sowohl öffentlich, wie auch im Privaten; ich halte geistige Handlungen der Liebenden Güte ihnen gegenüber ein, sowohl öffentlich, wie auch im Privaten. Ich erwäge: „Warum stelle ich nicht zurück, was ich zu tun wünsche, und tue, was diese Ehrwürdigen zu tun wünschen?“ Dann stelle ich zurück, was ich zu tun wünsche, und tue, was diese Ehrwürdigen zu tun wünschen. Wir sind im Körper unterschiedlich, ehrwürdiger Herr, aber im Geiste eins.“

Der ehrwürdige Nandiya und der ehrwürdige Kimbila sprachen jeweils auf gleiche Weise und fügten hinzu: „Auf jene Weise, ehrwürdiger Herr, leben wir in Eintracht, mit gegenseitigem Verständnis, ohne Streit, wobei wir uns wie Milch und Wasser mischen, uns gegenseitig mit gütigen Augen betrachten.“

[9] Great Disciples of the Buddha – BPS 1997.

[10] Mettena kaya kamena: Freundlichkeit durch den Körper zum Ausdruck bringen – tätige Nächstenliebe.

[11] Sn 73: Der Güte Freiung, Gleichmut und Erbarmen,

Mitfreude auch zu Zeiten in sich weckend,

Zur ganzen Welt nicht irgend Feindschaft fühlend,

Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.

Sn 967: Diebstahl begeh‘ er nicht und spreche keine Lüge.

Umfassen möge seine Güte Schwache wie auch Starke.

Das was als Trübung er erkennt in seinem Geiste,

Er möge es vertreiben als ‚des Dunklen Teil‘.

[12] In allen Gegenden, die es hier gibt,

Fand ich, daß jeder sich am höchsten schätzt;

Und so ist’s überall. Drum, wer sich liebt,

Bedenke, daß er andre nicht verletzt! (Ud V,1)

[13] „Da, ihr Mönche, durchdringt ein Mensch mit einem von Güte – Mitgefühl – Mitfreude – Gleichmut erfüllten Geiste die eine Himmelsrichtung, ebenso die zweite, dritte und vierte . . .

Was es da aber an Körperlichkeit gibt, an Gefühl, Wahrnehmung, geistigen Bildekräfte und an Bewußtsein, alle diese Dinge betrachtet er als vergänglich, als leidvoll und siech, als einen Schwären, einen Dorn, ein Übel, eine Bürde, als etwas Fremdes und Hinfälliges, als leer und ichlos.

Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, erscheint er dann unter den Göttern der Reinen Gefilde wieder. Diese Art der Wiedergeburt, ihr Mönche, wird den Weltlingen nicht zuteil.

Diese vier Menschen, ihr Mönche, sind in der Welt anzutreffen.“ (A IV, 126)

„Fernerhin, Hausvater, durchstrahlt der Mönch mit gütigem … mitfühlendem … mitfreudigem … gleichmütigem Geiste die eine Himmelsrichtung, ebenso die zweite, dritte und vierte; und auch nach oben, unten, quer inmitten durchstrahlt er überall, allerwärts die ganze Welt mit einem von Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut erfüllten Geiste, einem weiten, umfassenden, unermeßlichen, von Haß und Übelwollen befreiten. Da überlegt er bei sich: „Auch dieser Gleichmut, die Befreiung des Herzens, ist zusammengesetzt und zusammengesonnen. Doch was auch immer zusammengesetzt und zusammengesonnen ist, das ist vergänglich und der Auflösung unterworfen.“ So erkennt er. Hierin verharrend, erreicht er die Versiegung der Triebe. Wenn er aber die Triebversiegung nicht erreicht, und zwar wegen seines Begehrens und Ergötzens an diesen geistigen Zuständen, so wird er, nach Zerstörung der fünf niederen Fesseln, in einer geistigen Welt wiedergeboren; und dort erreicht er das Nibbana, kehrt nicht mehr zurück von jener Welt. Auch das, Hausvater, ist eine Lehre, klar dargelegt von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, Vollkommen Erleuchteten, wodurch in dem Mönche, der unermüdlich, eifrig und entschlossen verharrt, der noch unerlöste Geist erlöst wird, die nicht versiegten Triebe zur Versiegung gelangen und er die bisher unerreichte höchste Sicherheit erreicht.“ (A XI, 17)

[14] Das gilt nicht nur für die hier gemeinten „Geister“ sondern auch für Tiere:

„„Hier in Savatthi, Herr, ist ein gewisser Mönch infolge eines Schlangenbisses gestorben.“

Und der Erhabene sprach: „Sicherlich, ihr Mönche, hat jener Mönch die vier Königsfamilien der Schlangen nicht mit gütigem Geiste durchstrahlt. Hätte nämlich, ihr Mönche, jener Mönch die vier Königsfamilien der Schlangen mit gütigem Geiste durchstrahlt, so wäre, wahrlich, jener Mönch nicht von einer Schlange gebissen worden und gestorben. … Ich rate euch, ihr Mönche, diese vier Königsfamilien der Schlangen mit gütigem Geiste zu durchstrahlen, zu eigener Wehr, zu eigenem Schutz und Schirm, so nämlich: …(die vier Schlangenfamilien werden genannt)

Fußlosen Wesen meine Güte gilt,

Zweifüßern gleichfalls bin ich gut,

Vierfüßern auch entsend‘ ich Güte,

Vielfüßern bin ich gut gesinnt.

Möge mich kein Kriechtier töten,

Zweifüßer mir nicht Schaden tun;

Vierfüßer mögen mich nicht töten,

Vielfüßer auch mich nicht verletzen.

Alle Wesen und Geschöpfe,

alles, was nur irgend lebt,

mög‘ es allen wohlergehen,

keinem Böses widerfahren!

Unbeschränkt ist der Buddha, unbeschränkt die Lehre, unbeschränkt die Mönchsgemeinde!

Beschränkt jedoch sind Kriechtiere, Schlange, Spinne, Hundertfuß, Skorpion, Mau und Eidechse.

Ich bin nun gesichert! Ich bin nun geschützt! Weichet, ihr Wesen, zurück!

Ehre dem Erhabenen! Ehre den sieben Buddhas.“

[15] „Kein besseres Mittel kenne ich, ihr Mönche, wodurch der unaufgestiegene Hass nicht zum Aufsteigen kommt und der aufgestiegene Hass schwindet, wie die Güte, die Befreiung des Herzens. Wer nämlich, ihr Mönche, über die Güte, die Befreiung des Herzens, weise nachdenkt, in dem kommt der unaufgestiegene Hass nicht zum Aufsteigen und der aufgestiegene schwindet.“ (A I, 2)

[16] „Da, ihr Mönche, durchdringt ein Mensch mit einem von Güte erfüllten Geiste die eine Himmelsrichtung, ebenso die zweite, dritte und vierte; oben, unten, quer inmitten durchdringt er überall, allerwärts die ganze Welt mit einem von Güte erfüllten Geiste, einem weiten, umfassenden, unermeßlichen, von Haß und Übelwollen befreiten. Daran erfreut er sich nun, hat Verlangen danach, fühlt sich darin glücklich. Dabei verharrend, dahin geneigt, häufig darin verweilend, ohne darin nachzulassen, erscheint er nach dem Tode unter den Göttern der Brahmawelt wieder. Deren Lebenszeit aber währt eine Weltperiode. Ein Weltling nun, der seine Lebenszeit dort abgelebt und so viele Jahre, wie eine Lebenszeit jener Gottheiten währt, dort vollständig zugebracht hat, geht zur Hölle, zur Tierwelt oder ins Gespensterreich. Ein Jünger des Erhabenen aber, der dort seine Lebenszeit abgelebt und so viele Jahre, wie die Lebenszeit jener Gottheiten währt, dort vollständig zugebracht hat, er erreicht in eben jenem Dasein die völlige Wahnerlöschung. Das, ihr Mönche, ist der Unterschied, dies das Kennzeichen, dies die Verschiedenheit, die zwischen einem kundigen, edlen Jünger und einem unkundigen Weltling besteht, hinsichtlich der Daseinsfährte und der Wiedergeburt.“ (A IX, 125)

[17] Hier sind anscheinend die formhaften oder feinkörperlichen Vertiefungen gemeint. Dem Patisambhida-Magga zufolge wird dieser Zustand hervorgerufen durch die volle geistige Sammlung in den vier Erhabenen Weilungen wobei einem alle Wesen vollkommen rein und verklärt erscheinen und so der Sinn zum Schönen neigt.

[18] Der ehrwürdige Moggallana wie sie im Dhammapada Kommentar (zu vv. 137-40) überliefert werden starb beispielsweise unter ähnlichen Umständen mit „unbeeinträchtigtem Geist“.

[19] „Angesichts des eigenen Heiles, ihr Mönche, ist es angebracht, unermüdlich nach dem Ziele zu streben. Angesichts des fremden Heiles, ihr Mönche, ist es angebracht, unermüdlich nach dem Ziele zu streben. Und angesichts des beiderseitigen Heiles, ihr Mönche, ist es angebracht, unermüdlich nach dem Ziele zu streben.“ (A VII, 68)

[20] „Ach, möchten alle Wesen glücklich sein, voll Frieden, im Herzen ganz von innerem Glück erfüllt.“ (Sn 145)

„Gleichwie, Vorsteher, etwa ein kräftiger Trompeter gar mühelos nach allen vier Seiten posaunen könnte, ebenso nun auch, Vorsteher, kann in also entfalteter und also häufig geübter liebreicher Gemüterlösung, beschränkt gewirktes Wirken nicht übrig bleiben, nicht bestehen.“ (S 42, 8)

„Mögen alle Wesen frei sein von Haß, Bedrückung und Beklemmung! Mögen sie ihr Leben glücklich verbringen! Möge alles, was atmet, alle Geschöpfe, alle Individuen, alle im persönlichen Dasein Einbegriffenen, frei sein von Haß, Bedrückung und Beklemmung. Mögen alle ihr Leben glücklich verbringen.“ (Pts. II, 130)