Metta Parami oder die Vollkommenheit der Liebenden Güte ist das neunte der zehn Vollkommenheiten der buddhistischen Praxis. Was ist Liebende Güte? Metta ist jedes Hinwenden zum Wohle anderen Wesen. Es ist der tiefe Wunsch in uns, dass alle Wesen glücklich und frei von Leiden, von Krankheit und Schmerz sein mögen. Dabei geht es nicht nur um den geistigen Wunsch, sondern auch darum, dass man Metta praktiziert, um die Wesen dabei zu unterstützen, dass es ihnen besser geht, ohne irgendetwas dafür im Gegenzug zu verlangen oder zu erwarten.

Die Metta-Praxis

Die Metta-Meditation beginnt immer damit, dass wir uns selbst Liebende Güte geben. Das bedeutet, dass wir uns selbst annehmen und akzeptieren, so wie wir im Moment sind. Anschließend lassen wir das Metta weiter ausstrahlen. Zuerst an diejenigen, die ganz nah bei uns sind, etwa im selben Raum oder im gleichen Haus. Dann schicken wir Metta zu den Wesen, die in derselben Straße wohnen, im gleichen Ort, im gleichen Land. Wir dehnen Metta weiter aus, um alle Wesen, im ganzen Universum, in unsere Praxis einzuschließen.

Diese Praxis ist eine sehr gute Möglichkeit um das Metta-Parami in unserem Geist zu entwickeln, weil diese Art von Metta-Meditation nicht direkt zu einzelnen Personen geht, was die Meditation manchmal etwas schwieriger macht.

Die zwei Feinde von Metta

Es gibt in der Metta-Praxis einen nahen und einen entfernten Feind. Der nahe Feind von Metta ist die Begierde oder Lust (tanha). Begierde erscheint uns ziemlich ähnlich wie Metta, doch eine starke Zuneigung zu einer Person zu empfinden, ist kein Metta im buddhistischen Sinn, denn diese Liebe hat einen egozentrischen Aspekt. Man liebt eine Person so, weil die Person so ist, wie man es gerade mag. Doch verändert sich diese Person auf eine Weise, die uns nicht gefällt, entziehen wir dieser Person wieder unsere Liebe.

Liebe aus buddhistischer Sicht jedoch ist bedingungslos. Diese Liebe kann allen Wesen gegeben werden. Unabhängig davon, ob diese Wesen uns freundlich gesinnt sind oder nicht, ob wir sie kennen oder nicht. Metta ist allumfassend, wenn es richtig praktiziert wird.

In der Karaniya Metta Sutta heißt es: „So wie eine Mutter ihr einzigen Kind mit ihrem Leben schützen würde, so sollte man Metta mit allen Wesen praktizieren.“

Der entfernte Feind von Metta ist Hass oder Ärger (dosa). Ärger ist nicht so gefährlich wie das Begehren oder das Anhaftungen an einen Menschen, weil Hass völlig verschieden von Liebe ist. Das spürt man sofort, dass merkt man sofort, das ist nicht Metta.

Dabei ist wichtig zu wissen, dass Metta und Hass nicht gleichzeitig im Geist anwesend sein können.

Die Weitergabe von Metta

Metta kann in Form von Gedanken, der Sprache oder durch den Körper weitergeben werden. In der Metta-Meditation erzeugen wir die Liebende Güte in Gedanken (mano-kamma metta) und geben diese Energie weiter. Darüber hinaus können wir versuchen, in einer Weise zu sprechen, die von Metta erfüllt und liebevoll ist (vaci-kamma metta). Wir vermeiden schädliche und harsche Worte, die andere verletzen oder sie von geliebten Menschen trennen könnten. Wir können auch mit unserem Körper liebevolle Güte zeigen, indem wir Taten aus Metta heraus ausführen (kaya-kamma metta).

Den Geist mit Metta zu füllen, hat eine heilende Wirkung für uns selbst und andere. Durch Metta kann Heilung stattfinden. Viele physische und psychische Krankheiten hängen damit zusammen, dass wir uns selbst nicht akzeptieren, respektieren oder lieben können. Doch wenn Metta und Akzeptanz in uns gestärkt sind, kann das zu Heilung führen. Zudem kann Metta, welches wir anderen schicken, sehr heilend für diese Person sein. Zugleich reduzieren wir damit auch unseren eigenen Egoismus.

Die elf segensreichen Resultate der Metta-Praxis

Im Anguttara Nikhaya erklärt der Buddha den Mönchen die elf Auswirkungen der universelle Liebe, wenn sie immer wieder intensiv praktiziert wird. Wenn Metta zu einem Teil des Lebens wird, wird es dauernd anwesend sein, nicht nur in der Meditation, sondern auch in allen täglichen Tätigkeiten.

Die Resultate sind: „Man schläft gut; wacht glücklich auf; leidet nicht unter schlechten Träumen; man ist den Menschen lieb und teuer; und auch den nicht-menschlichen Wesen ist man lieb und teuer. Dann beschützen einen die himmlischen Wesen und kein Feuer, Gift oder Waffen können einem etwas anhaben. Der Geist konzentriert sich schnell; der Ausdruck des Gesichts ist heiter; man stirbt unbeirrt, denn Metta befreit von Ängsten; und selbst wenn es einem nicht gelingt, das Verlöschen des Leidens zu erreichen, wird man zumindest den Zustand der Brahma-Welt erreichen.“ (AN 11.16)

Die Brahma-Welt ist eine Ebene von höheren Gottheiten, die man mit der Verwirklichung der meditativen Vertiefungszuständen (jhana) erreichen kann. Vielleicht konntet ihr auch schon die Erfahrung machen, dass wenn der Geist stark konzentriert ist, es scheint, dass gar kein Körper mehr existiert. Da ist nur noch Konzentration (samadhi) und sehr viel Freude (piti) im Geist. Das ist der Zustand der Brahma-Welt.

Man nennt die vier göttlichen Verweilungszustände auch die vier Brahma-viharas. Brahma bezeichnet dabei den gerade beschriebenen Geisteszustand und vihara einen Platz zum Verweilen. Die vier göttlichen Verweilungszustände sind metta (liebende Güte), karuna (Mitgefühl), modita (Freude) und upekkha (Gleichmut).

Die Kraft des Metta Parami

Einmal kehrte der Buddha zusammen mit seinem Gefolge von Mönchen von seiner Almosenrunde zurück. Als sie sich einem Gefängnis näherten, ließ der Henker in Anbetracht eines stattlichen Bestechungsgeldes von Devadatta, dem feindschaftlich gesinnten und ehrgeizigen Cousin des Buddha, den wilden Elefanten Nalagiri los, der für die Hinrichtung von Verbrechern eingesetzt wurde.

Als der berauschte Elefant trompetend auf den Buddha zustürmte, projizierte der Buddha mächtige Gedanken von Metta auf ihn. Der ehrwürdige Ananda, der Begleiter des Buddha, war so sehr um die Sicherheit des Buddha besorgt, dass er vor den Buddha rannte, um ihn zu schützen, aber der Buddha bat ihn, beiseite zu treten, da die Projektion der Liebe völlig ausreichend war.

Die Wirkung der Metta-Strahlung des Buddha war so unmittelbar und überwältigend, dass das Tier, als es sich dem Buddha näherte, vollständig gezähmt war, so als wäre ein Betrunkener plötzlich nüchtern geworden. Der Elefant, so wird erzählt, verbeugte sich in Ehrfurcht vor dem Buddha.

Metta lässt die Paramis reifen

Alle zehn Vollkommenheiten der buddhistischen Praxis werden durch das Metta Parami zur Reife gebracht. Wenn etwa Großzügigkeit (dana) mit liebender Güte praktiziert wird, gibt man ohne im Gegenzug etwas zu erwarten. Auch das Ethik-Parami (sila) ist in Verbindung mit Metta sehr kraftvoll, es lässt die Fähigkeit zur Vergebung entstehen, wenn es manchmal nicht funktioniert mit der Ethik, bei sich selbst und bei anderen. Ohne Metta kann die Praxis der Entsagung (nekkhama) Leiden bereiten, indem wir zu hohe Erwartungen an uns stellen.

Ebenso kann Weisheit (pañña), das vierte Parami, ohne liebende Güte sehr hart sein, denn das scharfe Schwert der Weisheit durchtrennt zwar Unwissenheit, kann ohne Metta aber auch verletzend wirken. Das fünfte Parami, die Anstrengung (viriya), hilft, den Geist zu reinigen. Doch ohne Metta praktiziert, kann solche Anstrengung dazu führen, dass sich das Ego aufbläht. Auch bei Geduld (khanti) und Entschlossenheit (aditthana) hilft Metta. Metta und khanti sind im Grunde untrennbar. Geduld und liebevolle Güte führen zusammen zum Akzeptieren und Loslassen, ohne frustriert zu werden.