Wir unterrichten die Metta Bhavana in ihrer üblichsten Form in fünf Abschnitten:
Zu Beginn entwickeln Sie ein Gefühl von Freundlichkeit und Wohlwollen sich selbst gegenüber. Verschiedene Methoden können helfen, diese von Herzen empfundene Freundlichkeit zu wecken, wenn sie sich nicht spontan einstellt: Bilder (z.B. die Vorstellung von Licht durchflutet zu werden); Sätze (z.B. “Möge ich glücklich sein!”); Erinnerungen an Momente, in denen Sie sich in tiefer Harmonie fühlten u.v.m. In der Metta Bhavana lernt jeder Übende im Laufe der Zeit, wie er oder sie am wirkungsvollsten zu echt empfundenen positiven Emotionen findet.
Im zweiten Abschnitt stellen Sie sich einen Menschen vor, der Ihnen nahe steht. Lassen Sie ihn in ihrer Vorstellungskraft so lebendig wie möglich werden und denken Sie vor allem an seine gute Eigenschaften. Spüren Sie ihre Verbundenheit mit diesem Menschen und lassen Sie auch zu ihm Gefühle von Wärme und Freundlichkeit fließen. Sie können dies wieder stimulieren oder verstärken, indem Sie Bilder oder Sätze einsetzen.
Im dritten Abschnitt denken Sie an jemanden, der Ihnen normalerweise gleichgültig ist, zu dem Sie weder Zu- noch Abneigung empfinden. Vielleicht ist es jemand, den Sie sogar recht gut kennen, der Sie aber nicht sonderlich interessiert. Indem Sie sich in Ihrer Vorstellungskraft dieser Person mit Interesse zuwenden und über die menschlichen Grundanliegen reflektieren, die Sie mit ihm gemein haben, schließen Sie auch diesen Menschen in ihr Metta ein.
Dann denken Sie an jemanden, den Sie nicht mögen – einen “Feind”. Versuchen Sie sich nicht in Hassgefühle zu verwickeln, sondern diesen Menschen mit frischem, offenem Blick zu betrachten. Dabei geht es nicht darum, eine bestehende Abneigung “wegzureden”, sondern den betreffenden Menschen in größerem Zusammenhang zu sehen: mit all seinen Schwächen, aber auch mit seinen schönen Seiten, seiner Sehnsucht nach Glück etc. Senden Sie auch diesem unbequemen Menschen Ihr Metta.
Im letzten Abschnitt stellen Sie sich alle vier Personen – Sie selbst, Freund, neutrale Person und Feind – gleichzeitig vor und hüllen alle vier gleichmäßig in ihr Metta ein. Dann lassen Sie Ihre liebevollen Gefühle frei ausströmen, zunächst zu allen in Ihrer unmittelbaren Umgebung, und dann in immer weiteren Kreisen hinaus zu allen Menschen und allen empfindenden Lebewesen, soweit Ihre Vorstellungskraft Sie trägt.
Schließlich bringen Sie die Übung allmählich zum Abschluss, entspannen sich und spüren noch einige Augenblicke nach.
Die Metta Bhavana ist keine Übung in Autosuggestion, es geht also keinesfalls darum, sich irgendwie einzureden, alle Menschen seien nett und sympathisch. Es geht vielmehr darum, die eigenen Gefühle zunächst einmal unvoreingenommen kennen zu lernen und zu erleben, und dann zu lernen, sie sanft zu entspannen und zu öffnen. Die Früchte der Übung sind ein größeres Einfühlungsvermögen und eine positivere Einstellung sich selbst und anderen gegenüber. Diese Übung kann eine dramatisch positive Wirkung auf Konfliktsituationen haben! Sie ist auch ein hervorragendes Gegenmittel gegen Gereiztheit, schlechte Laune und gegen eine harte, überkritische Haltung sich selbst und anderen gegenüber.