Zusammengestellt von Manfred Wiesberger (Viriya)

Duldsamkeit ist ein etwas in Vergessenheit geratenes Wort. Vielleicht ist es aber gerade aus diesem Grund bestens als Träger der verschiedenen Bedeutungsaspekte von khanti geeignet: Geduld, Ertragen, Nachsicht, Vergeben, Aushalten, Toleranz, Sanftmut, – nicht-jähzornig, nicht-gewaltätig, nicht-unkontrolliert, nicht-schroff sein.

Kurz, es handelt sich um das geduldige und nachsichtige Ertragen verschiedenster Situationen, Befindlichkeiten und Verhaltensweisen entstanden aufgrund von inneren und äußeren Bedingtheiten, welche unserem Wünschen und Wollen nicht entsprechen.

A VI, 58: „Welches aber, ihr Mönche, sind die durch Geduld zu überwindenden Triebe, die er durch Geduld überwunden hat? Da erträgt der Mönch weise besonnen Hitze und Kälte, Hunger und Durst, sowie die Belästigung durch Mücken, Bremsen, Wind, Sonne und Kriechtiere. Voll Geduld bleibt er bei gehässigen, unliebsamen Worten, bei aufsteigenden körperlichen Schmerzgefühlen, scharfen, stechenden, brennenden, beschwerlichen, unangenehmen, lebensgefährlichen. Und die quälenden, sehrenden Triebe, die ihm ohne solche Geduld aufsteigen möchten, die können, wenn er Geduld zeigt, nicht aufsteigen. Das, ihr Mönche, sind die durch Geduld zu überwindenden Triebe, die er durch Geduld überwunden hat.“

Damit dieses geduldige Ertragen, als Duldsamkeit im Sinne von khanti-paramita gelten kann, muß es mit der altruistischen Motivation zum vollständigen Erwachen einhergehen. Der Mensch erträgt vieles, aber zumeist aus Gründen die nichts mit Mitgefühl und Weisheit zu tun haben. Khanti setzt eine gewisse menschliche Reife voraus, Achtsamkeit und Kenntnis der Daseinszusammenhänge. Dummheit, Feigheit, Leidenschaft, Scheinheiligkeit oder die Sucht nach Ruhm oder Reichtum scheiden als Antriebskräfte aus, wenn es um die Entwicklung dieser Vollkommenheit geht.

Khanti ist weder ein „still vor sich hin leiden“, noch untätiges Erstarren oder Verharren in lähmender Verwirrung, ohne den Versuch zu unternehmen sich selbst aus Schwierigkeiten zu befreien.

Es versteht sich von selbst, daß man mit den weltlichen Bedingtheiten auf eine sinnvolle und realistische Weise umgehen muß und sich nicht einfach tot stellen kann. Greift man beispielsweise bei unheilsamen Handlungen anderer nicht ein so kann das viele Gründe haben, von denen die nichts mit Duldsamkeit zu tun haben. Hat man die unheilsame Tat nicht bemerkt, war man unachtsam. Kann man die unheilsamen Folgen bestimmter Handlungen nicht erkennen liegt das an der Unkenntnis von kamma oder ist schlicht Dummheit. Sieht man die Tat und erkennt die Folgen, tut aber nichts, steckt entweder Trägheit, ein Mangel an Mitgefühl oder Angst dahinter.

Khanti ist also weder das „Mach die Augen zu und denk an England“, falscher Duldsamkeit, noch das „Iß, trink und vergnüge dich, denn morgen sind wir vielleicht schon tot“, des Hedonismus, ist das Motto, das sich der bodhisatta auf die Fahne schreiben sollte.

Vielmehr soll sich der nach Erwachen strebende vor Augen halten, daß Freud und Leid jeglicher Art im bedingten samsarischen Rahmen stattfinden und insofern die drei Merkmale aufweisen:

A VIII, 6:„Da, ihr Mönche, wird dem unwissenden Weltling Gewinn zuteil. Nicht aber überlegt er sich dabei und versteht es nicht der Wirklichkeit gemäß: „Entstanden ist mir zwar dieser Gewinn, doch er ist vergänglich, elend, dem Wechsel unterworfen.“ Und es wird ihm Verlust zuteil, Ehre, Verachtung, Lob, Tadel, Freude und Leid. Nicht aber überlegt er sich dabei und versteht es nicht der Wirklichkeit gemäß: „Entstanden ist mir zwar … dieses Leid, doch es ist vergänglich, elend, dem Wechsel unterworfen.“ Und Gewinn und Verlust, Ehre und Verachtung, Lob und Tadel, Freude und Leid halten seinen Geist umsponnen. Am Gewinn, der ihm zuteil wird, hängt er, und Verlust verdrießt ihn. An der Ehre, die ihm zuteil wird, hängt er, und Verachtung verdrießt ihn. Am Lob, das ihm zuteil wird, hängt er und Tadel verdrießt ihn. An der Freude, die ihm zuteil wird, hängt er, und das Leid verdrießt ihn. So der Zuneigung und Abneigung verfallen, wird er nicht erlöst vom Geborenwerden, Altern und Sterben, von Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung, wird er nicht erlöst vom Leiden, so sage ich.

Da wird nun aber, ihr Mönche, einem wissenden, edlen Jünger Gewinn zuteil. Er aber überlegt dabei und versteht es der Wirklichkeit gemäß: „Entstanden ist mir zwar dieser Gewinn, doch er ist vergänglich, elend, dem Wechsel unterworfen.“ Und es wird ihm Verlust zuteil, Ehre, Verachtung, Lob, Tadel, Freude und Leid. Er aber überlegt dabei und versteht es der Wirklichkeit gemäß: „Entstanden ist mir zwar… dieses Leid, doch es ist vergänglich, elend, dem Wechsel unterworfen.“ Und Gewinn und Verlust, Ehre und Verachtung, Lob und Tadel, Freude und Leid halten seinen Geist nicht umsponnen Am Gewinn, der ihm zuteil wird, hängt er nicht, und Verlust verdrießt ihn nicht. An der Ehrung, die ihm zuteil wird, hängt er nicht, und Verachtung verdrießt ihn nicht. Am Lob, das ihm zuteil wird, hängt er nicht, und Tadel verdrießt ihn nicht. An der Freude, die ihm zuteil wird, hängt er nicht, und Leid verdrießt ihn nicht. Sich so von Zuneigung und Abneigung frei machend, wird er erlöst vom Geborenwerden, Altern und Sterben, von Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung, wird er erlöst vom Leiden, so sage ich.

Das, ihr Mönche, ist die Verschiedenheit, das die Besonderheit, das der Unterschied zwischen dem wissenden, edlen Jünger und dem unwissenden Weltling.“

Ohne aber die drei Daseinsmerkmale zu erkennen ist die Entwicklung von Duldsamkeit, und damit jeglicher spiritueller Fortschritt, unmöglich.

A VI, 98: „Wenn da, ihr Mönche, ein Mönch irgendein Daseinsgebilde als beständig betrachtet, so ist es unmöglich, daß er angemessene Duldsamkeit (anulomika khanti) besitzt. 

Besitzt er aber keine angemessene Duldsamkeit, so ist es unmöglich, daß er den vollkommenen Pfad der Gewißheit betreten kann. 

Ohne aber den vollkommenen Pfad der Gewißheit betreten zu haben, ist es unmöglich, daß er die Frucht des Stromeintritts, der Einmalwiederkehr, der Nichtwiederkehr oder der Heiligkeit verwirklichen wird.“

Beides, Positives und Negatives muß verstanden und erduldet werden, solange das vollständige Erwachen nicht verwirklicht ist. Und beides widerfährt uns aufgrund unseres, von uns selbst gestalteten kamma, weshalb es keinen Grund gibt sich von rauschhaften Begierden, überschwänglicher Freude oder Ärger und Unwillen hinreißen zu lassen.

Kammische Verantwortlichkeit ist nicht übertragbar, auch wenn wir uns bei Problemen angewöhnt haben sie automatisch auf andere zu projizieren, während Erfolge grundsätzlich auf dem eigenen Konto verbucht werden. Die Konsequenzen unserer Handlungen geduldig zu ertragen ist alles was an Askese oder „Buße“ (tapa) nötig ist um unsere Herzenstrübungen (kilesa) zu beseitigen. Es ist nur selten notwendig sich auf ein Nagelbrett zu setzen oder andere Extreme zu suchen. Die alltäglichen Geduldsproben, welche uns das Leben bietet, sind es die wir meistern müssen.

D 14: „Geduldiges Ertragen verbrennt die Befleckungen am besten.“ 

Der ehrwürdige Punna, der aus nur ihm bekannten Gründen unbedingt in Sunaparanta seinen Geist kultivieren wollte, scheint diesen Spruch zu seinem Leitmotiv erhoben zu haben und ist das wohl herausragendste Beispiel für Duldsamkeit, das uns in den Sutten begegnet. Daß er während einer einzigen Regenzeit gleich tausend „Wilde“ im Dhamma verankern konnte, zeigt, daß seine Antworten auf die hypothetischen Fragen des Buddha durchaus ernsthaft waren.

M 145: „Punna, die Leute von Sunaparanta sind wild und grob. Wenn sie dich beleidigen und beschimpfen, was wirst du dann denken?“

„Ehrwürdiger Herr, wenn die Leute von Sunaparanta mich beleidigen und beschimpfen, dann werde ich denken: „Diese Leute von Sunaparanta sind ein Glücksfall, ein wirklicher Glücksfall, insofern sie mir keinen Faustschlag versetzten.“ Dann werde ich so denken, Erhabener; dann werde ich so denken, Vollendeter.“

„Aber, Punna, wenn die Leute von Sunaparanta dir doch einen Faustschlag versetzen, was wirst du dann denken?“

„Ehrwürdiger Herr, wenn die Leute von Sunaparanta mir doch einen Faustschlag versetzen, dann werde ich denken: „Diese Leute von Sunaparanta sind ein Glücksfall, ein wirklicher Glücksfall, insofern sie keinen Erdklumpen nach mir warfen.“ Dann werde ich so denken, Erhabener; dann werde ich so denken, Vollendeter.“

„Aber, Punna, wenn die Leute von Sunaparanta doch einen Erdklumpen nach dir werfen, was wirst du dann denken?“

„Ehrwürdiger Herr, wenn die Leute von Sunaparanta doch einen Erdklumpen nach mir werfen, dann werde ich denken: „Diese Leute von Sunaparanta sind ein Glücksfall, ein wirklicher Glücksfall, insofern sie mich nicht mit einem Stock schlugen.“ Dann werde ich so denken, Erhabener; dann werde ich so denken, Vollendeter.“

„Aber, Punna, wenn die Leute von Sunaparanta dich doch mit einem Stock schlagen, was wirst du dann denken?“

„Ehrwürdiger Herr, wenn die Leute von Sunaparanta mich doch mit einem Stock schlagen, dann werde ich denken: „Diese Leute von Sunaparanta sind ein Glücksfall, ein wirklicher Glücksfall, insofern sie mich nicht mit dem Messer verletzten.“ Dann werde ich so denken, Erhabener; dann werde ich so denken, Vollendeter.“

„Aber, Punna, wenn die Leute von Sunaparanta dich doch mit dem Messer verletzen, was wirst du dann denken?“

„Ehrwürdiger Herr, wenn die Leute von Sunaparanta mich doch mit dem Messer verletzen, dann werde ich denken: „Diese Leute von Sunaparanta sind ein Glücksfall, ein wirklicher Glücksfall, insofern sie mir nicht mit einem scharfen Messer das Leben genommen haben.“ Dann werde ich so denken, Erhabener; dann werde ich so denken, Vollendeter.“

„Aber, Punna, wenn die Leute von Sunaparanta dir doch mit einem scharfen Messer das Leben nehmen, was wirst du dann denken?“

„Ehrwürdiger Herr, wenn die Leute von Sunaparanta mir doch mit einem scharfen Messer das Leben nehmen, dann werde ich denken: „Es hat Schüler des Erhabenen gegeben, die, vom Körper und vom Leben geplagt und angewidert, danach trachteten, daß ihnen das Leben mit dem Messer genommen würde. Aber mir wird das Leben mit dem Messer genommen, ohne daß ich danach trachten mußte.“ Dann werde ich so denken, Erhabener; dann werde ich so denken, Vollendeter.“

„Gut, gut, Punna. Mit derartiger Selbstkontrolle und Friedfertigkeit wirst du in der Lage sein, im Land Sunaparanta zu leben.

Durch Schwierigkeiten wächst man, durch Feinde erhält man die Möglichkeit die besten Eigenschaften zu entwickeln. Das ist bekannt und doch ziehen wir oft andere unheilsamere Wege des Verhaltens vor, denn für den Weg der Geduld mangelt es uns an eben dieser.

A IV, 164: „Was aber, ihr Mönche, ist der Weg der Ungeduld?  Von wem da einer beschimpft wird, den beschimpft er wieder;  von wem da einer beleidigt wird, den beleidigt er wieder;  von wem da einer gescholten wird, den schilt er wieder.  Das, ihr Mönche, nennt man den Weg der Ungeduld.

Was aber, ihr Mönche, ist der Weg der Geduld?  Von wem da einer beschimpft wird, den beschimpft er nicht wieder;  von wem da einer beleidigt wird, den beleidigt er nicht wieder;  von wem da einer gescholten wird, den schilt er nicht wieder.  Das, ihr Mönche, nennt man den Weg der Geduld.

A X, 79-80:  „Zehn Fälle von Groll gibt es, ihr Mönche. Welche zehn?

Im Gedanken: „Er hat mir geschadet“, empfindet man Groll. Im Gedanken: „Er schadet mir“ – „Er wird mir schaden“ – „Er hat einem geschadet, der mir lieb und teuer ist“ – „Er schadet einem, der mir lieb und teuer ist“ – „Er wird einem schaden, der mir lieb und teuer ist“ – „Er hat einem geholfen, der mir unlieb und unangenehm ist“ – „Er hilft einem, der mir unlieb und unangenehm ist“ – „Er wird einem helfen, der mir unlieb und unangenehm ist“, bei solchen Gedanken empfindet man Groll. Und auch ohne sichtbaren Grund wird man ärgerlich. Das, ihr Mönche, sind die zehn Fälle von Groll.

Zehn Überwindungen des Grolles gibt es, ihr Mönche. Welche zehn?

„Was nützt es mir zu denken, daß er mir geschadet hat?“, in diesem Gedanken überwindet man den Groll. „Was nützt es mir zu denken, daß er mir schadet – daß er mir schaden wird – daß er den mir Lieben und Teuren geschadet hat – ihnen schadet – ihnen schaden wird – daß er den mir Unlieben und Unangenehmen geholfen hat – ihnen hilft – ihnen helfen wird?“, bei solchen Gedanken überwindet man den Groll. Und auch ohne sichtbaren Grund wird man nicht ärgerlich.

Das, ihr Mönche, sind die zehn Überwindungen des Grolles.“

Khanti gilt als Stärke (bala) der Mönche und Nonnen und macht sie zu würdigen Empfängern von Gaben.

Sn 292: „Keuschheit und Sittlichkeit, Geradheit, Milde und Askese, Sanftmut, Geduld, gewaltlos leben lobten sie.

A IV, 112: „Des Königs gutes, edles Roß, ihr Mönche, das vier Eigenschaften besitzt, ist würdig des Königs, geeignet zum Königsdienst, gilt als königliches Leibroß. Welches sind diese vier Eigenschaften?  Aufrechter Gang, Schnelligkeit, Geduld und Sanftmut.

Ebenso auch, ihr Mönche, ist ein Mönch, der vier Eigenschaften besitzt, würdig der Almosen, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, ist der beste Boden für gute Werke in der Welt. Welches sind diese vier Eigenschaften? Aufrechter Wandel, schnelles Erfassen, Geduld und Sanftmut.

A IV, 61: „Den Asketen und Priestern, die frei sind von Rausch und Lässigkeit, die Geduld und Sanftmut besitzen, die einzig ihr Ich bezähmen, einzig ihr Ich zur Ruhe bringen, einzig ihr Ich erlöschen lassen  – solchen Asketen und Priestern macht er, vermittels seines Besitzes, den er sich durch Aufbietung seiner Kraft erworben hat, durch seiner Hände Fleiß, im Schweiße seines Angesichts, auf rechtmäßige, ehrliche Weise – Geschenke, die hohe Früchte bringen, himmlische, glückerzeugende, himmelwärts leitende.

Natürlich bekommt man beim Eintritt in den Orden die Qualität der Duldsamkeit nicht zusammen mit Robe und Schale überreicht sondern man muß sie sich erarbeiten. Manchmal sind Ungeduld, Reizbarkeit, Sarkasmus und Kritiksucht zu so eingefleischten Gewohnheiten geworden, daß es der Hilfe von außen bedarf um darauf aufmerksam zu werden und sie ändern zu können.

A VI, 54: „Einst weilte der Erhabene bei Rajagaha auf der Geierspitze. Damals nun hielt sich der ehrwürdige Dhammika in jeder der sieben Klausen seines Heimatlandes auf. Der ehrwürdige Dhammika aber beschimpfte die dort ankommenden Mönche, schmähte, verletzte und kränkte sie, verärgerte sie durch seine Rede. Und vom ehrwürdigen Dhammika beschimpft, geschmäht, verletzt, gekränkt und durch seine Rede verärgert, gingen jene ankommenden Mönche fort, blieben nicht und mieden die Klause. Da aber dachten die einheimischen Laienanhänger: „Wir unterstützen die Mönchsgemeinde mit Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und den nötigen Heilmitteln und Arzneien. Jene dort eintreffenden Mönche aber gehen wieder fort, bleiben nicht und meiden die Klause. Was ist wohl der Grund davon, was ist die Ursache?“ Und der Gedanke kam ihnen: „Dieser ehrwürdige Dhammika beschimpft, schmäht, verletzt und kränkt die ankommenden Mönche, verärgert sie durch seine Rede. Daher gehen jene wieder fort, bleiben nicht und meiden die Klause. So laßt uns denn den ehrwürdigen Dhammika fortjagen!“ Und die dort einheimischen Laienanhänger begaben sich zum ehrwürdigen Dhammika und sprachen zu ihm: „Möge der ehrwürdige Dhammika diese Klause verlassen! Lange genug hat er hier gelebt!“

Darauf begab sich der ehrwürdige Dhammika von dieser Klause fort zu einer anderen. Doch auch dort [ereignete sich dasselbe]. Und wiederum begab sich der ehrwürdige Dhammika von jener Klause zu einer anderen; [aber auch dort ereignete sich das gleiche]. Da sagten sich die dort einheimischen Laienanhänger: „So laßt uns denn den ehrwürdigen Dhammika aus sämtlichen sieben Klausen seiner Heimat vertreiben!“ Und sie begaben sich zum ehrwürdigen Dhammika und sprachen zu ihm: „Möge der ehrwürdige Dhammika die sämtlichen sieben Klausen seiner Heimat verlassen!“

Da dachte der ehrwürdige Dhammika: „Aus sämtlichen sieben Klausen meiner Heimat haben mich die einheimischen Laienanhänger fortgejagt. Wo soll ich nun hingehen?“ Und er dachte bei sich: „Sollte ich mich da nicht zum Erhabenen hinbegeben?“ Und der ehrwürdige Dhammika nahm Gewand und Schale und machte sich auf den Weg nach Rajagaha. Allmählich dort angelangt, begab er sich auf die Geierspitze, wo der Erhabene weilte, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Und der Erhabene sprach zu ihm also:

„Sag, Brahmane Dhammika, wo kommst du her?“

„Aus sämtlichen sieben Klausen meiner Heimat haben mich die einheimischen Laienanhänger fortgejagt.“

„Laß es nun gut sein, Brahmane Dhammika! Was willst du noch dort? Nachdem man dich von da und dort fortgejagt hat, kommst du nun eben wieder zu mir zurück.

Einstmals, Brahmane Dhammika, nahmen seefahrende Kaufleute einen landsichtenden Vogel mit sich und fuhren mit ihrem Schiffe auf die hohe See hinaus. Wenn sie vom Schiffe aus kein Land sahen, so ließen sie den landsichtenden Vogel fliegen. Dieser nun flog nach Osten, Westen, Norden und Süden, flog nach oben und nach den vier Zwischenrichtungen. Sobald er nun in der Nähe Land erblickte, flog er dorthin. Erblickte er aber kein Land in der Nähe, so kam er wieder zum Schiffe zurück. Ebenso auch, Brahmane Dhammika, kommst du, nachdem man dich von da und dort fortgejagt hat, eben wieder zu mir zurück.

Einstmals, Brahmane Dhammika, da hatte der König Korabhya einen königlichen Feigenbaum namens Standfest (supatittho, ‚fest gegründet‘). Mit seinen fünf Ästen spendete er kühlen Schatten und war herzerquickend. [Seine Krone] bot Schutz auf eine Reichweite von zwölf Meilen, und seine Wurzeln breiteten sich fünf Meilen weit aus. Dieser königliche Feigenbaum aber, Brahmane Dhammika, trug gar mächtige Früchte, die so groß waren wie Töpfe von einem Alhaka Inhalt, und sie waren so süß wie der reine Honig der kleinen Bienen. Davon nun verzehrte der König einen Teil, gemeinschaftlich mit seinen Frauen; einen Teil verzehrte das Heer, einen Teil die Stadt- und Landbevölkerung, einen Teil die Asketen und Brahmanen und einen Teil die wilden Tiere und Vögel. Niemand aber, Brahmane Dhammika, wachte über die Früchte des königlichen Feigenbaumes Standfest; und keiner zerstörte des anderen Früchte.

Eines Tages aber, Brahmane Dhammika, kam da ein Mann, aß sich an den Früchten des königlichen Feigenbaumes satt, brach dann einen Ast ab und ging von dannen. Die auf dem königlichen Feigenbaume Standfest hausende Gottheit aber dachte: „Erstaunlich ist es, wahrlich! Außerordentlich ist es, wahrlich, daß sich da dieser schlechte Mensch erst an den Früchten des königlichen Feigenbaumes Standfest satt ißt und dann einen Ast abbricht und fortgeht! Wie, wenn nun der königliche Feigenbaum Standfest in Zukunft keine Früchte mehr spenden möchte!“ Und der königliche Feigenbaum Standfest trug fortan keine Früchte mehr. Darauf begab sich nun König Korabhya zu Sakka dem Götterkönig und sprach zu ihm: „Wisse, Verehrter, der königliche Feigenbaum Standfest trägt keine Früchte mehr!“

Sakka, der Götterkönig, aber rief nun eine magische Wirkung hervor, derart nämlich, daß heftiger Sturm und Regen losbrach und den königlichen Feigenbaum Standfest umwarf und entwurzelte. Die auf ihm hausende Gottheit aber, Brahmane Dhammika, voller Kummer und Betrübnis, das Antlitz mit Tränen bedeckt, stand schluchzend daneben. Sakka, der Götterkönig, nun begab sich zu ihr und sprach: „Warum stehst du, Gottheit, schluchzend zur Seite, so voller Kummer und Betrübnis, das Antlitz mit Tränen bedeckt?“

„Ein heftiger Sturm und Regen, Herr, ist losgebrochen und hat meine Behausung umgeworfen und entwurzelt.“

„Bevor der heftige Sturm und Regen losbrach und deine Behausung umwarf und entwurzelte, erfülltest du da wohl deine Baumpflichten?“

„Auf welche Weise aber, Herr, erfüllt wohl ein Baum seine Baumpflichten?“

„Da, Gottheit, nimmt sich Wurzeln, wer Wurzeln braucht; nimmt sich Rinde, wer Rinde braucht; nimmt sich Blätter, wer Blätter braucht; nimmt sich Blüten, wer Blüten braucht; nimmt sich Früchte, wer Früchte braucht. Doch nicht darf darob die Gottheit unwillig werden und ungehalten. Auf solche Weise, Gottheit, erfüllt ein Baum seine Baumpflichten.“

„Nicht erfüllte ich, Herr, meine Baumpflichten, als der heftige Sturm und Regen losbrach und meine Behausung umwarf und entwurzelte.“

„Wenn du nun aber, Gottheit, deine Baumpflichten erfüllen willst, so mag dir die Behausung wieder wie früher angehören.“

„Ja, Herr. Erfüllen will ich nun meine Baumpflichten. Möge mir doch die Behausung wieder angehören wie früher!“

Und Sakka, der Götterkönig, rief eine magische Wirkung hervor, derart nämlich, daß ein heftiger Sturm und Regen losbrach und den königlichen Feigenbaum Standfest wieder aufrichtete und die Wurzeln alsbald wieder mit Haut bedeckt waren.

Erfülltest du nun, Brahmane Dhammika, damals deine Mönchspflichten, als du aus sämtlichen sieben Klausen deiner Heimat von den einheimischen Laienanhängern fortgejagt wurdest?“

„Auf welche Weise aber, Herr, erfüllt wohl der Mönch seine Mönchspflichten?“

„Wird da, Brahmane Dhammika, der Mönch beleidigt, so beleidigt er nicht wieder; wird er geschmäht, so schmäht er nicht wieder; wird er beschimpft, so beschimpft er nicht wieder. Auf solche Weise, Brahmane Dhammika, erfüllt der Mönch seine Mönchspflichten.“

„Nicht erfüllte ich damals, Herr, meine Mönchspflichten, als ich aus sämtlichen sieben Klausen meiner Heimat von den einheimischen Laienanhängern fortgejagt wurde.“

„In früheren Zeiten, Brahmane Dhammika, da lebte ein Meister und Glaubensstifter namens Sunetta, der frei war von Gier nach den Sinnendingen. Und es lebte in früheren Zeiten ein Meister namens Mugapakkha – namens Aranemi – namens Kuddalaka – namens Hatthipala – namens Jotipala, der frei war von Gier nach den Sinnendingen. Dieser Meister aber hatte viele Hunderte von Jüngern. Und diesen Jüngern wies er den Weg zur Wiedergeburt unter den Göttern der Brahmawelt. Diejenigen nun, Brahmane Dhammika, die kein Vertrauen zeigten, als der Meister den Weg zur Wiedergeburt in der Brahmawelt wies, alle diese gelangten beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, in niederes Dasein, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, zur Hölle. Diejenigen aber, die Vertrauen zeigten, alle diese gelangten beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, auf glückliche Fährte, in himmlische Welt.“

Was meinst du nun, Brahmane Dhammika? Wenn da einer diese sechs Meister und Glaubensstifter, die von den Sinnendingen abgewandten, um die sich viele Hunderte von Jüngern scharten, in boshafter Gesinnung beschimpfte oder schmähte, würde nicht ein solcher große Schuld auf sich laden?“

„Gewiß, Herr.“

„Wer aber, Brahmane Dhammika, einen einzigen von Erkenntnis erfüllten Menschen (ditthi-sampanna; d.i. ein Sotapanna)in boshafter Gesinnung beschimpft oder schmäht, der lädt eine noch größere Schuld auf sich. Und warum? Weil es eben außerhalb dieser Lehre keine solch schwere Verschuldung gibt wie die gegen die eigenen Ordensbrüder.

Darum, Brahmane Dhammika, hat man danach zu streben, „Nicht wollen wir gegen unsere Ordensbrüder boshaft gesinnt sein!“ Danach, Brahmane Dhammika, hat man zu streben.““

Alle Meister stimmen darin überein, daß khanti eine unverzichtbare Qualität auf dem spirituellen Weg ist: „Auch andre magst Du fragen, die vielen Brahmanen und Asketen, ob Besseres als Selbstzucht und Wahrhaftigkeit, als Gebefreude und Geduld man finden kann.“ (Sn 189)

Und allen Meistern ist diese Qualität zu eigen und wird beim vertrauten Umgang mit ihnen immer wieder deutlich.

Als beispielsweise Devadatta versuchte den Buddha zu töten und vom Gijjhakuta-Berge einen Felsblock herabrollen ließ, der ihn erschlagen sollte, wurde der Buddha durch einen abspringenden Splitter verletzt. Die Wunde scheint sich wie sich aus S I, 38 schließen läßt entzündet zu haben, aber der Erhabene erträgt die starken Schmerzen so geduldig, daß einige hundert Götter und seine Duldsamkeit mit verschiedenen Vergleichen preisen: 

Also habe ich gehört: Einstmals weilte der Erhabene in Rajagaha in dem Antilopenhain Maddakucchi.

Zu jener Zeit aber war der Fuß des Erhabenen von einem Splitter verletzt. Heftig waren die körperlichen Schmerzen des Erhabenen, übel, peinigend, schlimm, qualvoll, unlieb, unangenehm. Der Erhabene aber ertrug sie besonnen und vollbewußt, ohne den Mut zu verlieren.    …

Zur Seite stehend sprach dann eine Devata zu dem Erhabenen den folgenden Spruch: „Ein Elefant – ein Löwe – ein edles Roß – ein Stier – ein Lastochse – ein Gebändigter – wahrlich ist der Samana Gotama, und wie ein Elefant – etc.- erträgt er die entstandenen körperlichen Schmerzen, die üblen, peinigenden, schlimmen, qualvollen, unlieben, unangenehmen, (er erträgt sie) besonnen und vollbewußt, ohne den Mut zu verlieren.

Auch in den Jatakas finden sich verschiedentlich Beispiele in denen das Verhalten des bodhisatta die Perfektion der Duldsamkeit ausdrückt. In Jat 552 stellt Sakka, der Götterkönig dem bodhisatta  einige Fragen die sich auf khanti beziehen:„Was kann man erschlagen ohne es später zu bereuhen? Welche groben Worte sollte man tolerieren?

Der bodhisatta antwortet: „Man kann Ärger erschlagen ohne es später zu bereuhen. Man sollte grobe Worte von jedem ertragen, denn die Weise nennen das die höchste Form der Geduld.

Sakka kann die erste Antwort nachvollziehen, sieht aber nicht ein warum er sich, von jemand der unter ihm steht grobe Worte gefallen lassen sollte. Der bodhisatta erklärt: „Von Höherstehenden, mag man aus Angst grobe Worte tolerieren, von Gleichgestellten um Streit zu vermeiden. Aber die Weisen lehren, daß nur das Ertragen grober Worte von jemand untergeordneten, wahre Duldsamkeit ist.“

In Jat. 313 ist der bodhisatta ein Asket der im königlichen Park verweilt. Eines Tages ging der König mit seinen Tänzerinnen in den Park schlief ein und fand bei seinem Erwachen, die Tänzerinnen nicht bei sich sondern bei dem Asketen der sie belehrte. Davon wurde der König sehr wütend und als er erfuhr, daß der Asket über Geduld sprach, wollte er ihm genau auf den Zahn fühlen. Also ließ er ihn auspeitschen und fragte ihn ob er immer noch der Meinung sei man solle alles geduldig ertragen. Der bodhisatta antwortete: „Ihr glaubt meine Geduld sei nur oberflächlich wie meine Haut, aber sie wohnt tief in meinem Herzen wo ihr sie nicht sehen könnt.“ Daraufhin ließ der König ihm Hände, Füße, Nase und Ohren abschneiden, bekam aber trotzdem immer wieder die gleiche Antwort.

Ganz anders die Geschichte, der Vedehika, welche der Erhabene in M 21 erzählt. Bei ihr erweist sich die Duldsamkeit tatsächlich als nur aufgesetzt:

Früher einmal, ihr Bhikkhus, gab es in eben diesem Savatthi eine Hausherrin namens Vedehika. Und ein guter Ruf eilte ihr voraus, der folgendes besagte: „Die Hausherrin Vedehika ist gütig, die Hausherrin Vedehika ist sanftmütig, die Hausherrin Vedehika ist friedfertig.“ Nun hatte die Hausherrin Vedehika eine Kammerzofe namens Kali, die klug, flink und ordentlich in ihrer Arbeit war. Die Kammerzofe Kali dachte: „Ein guter Ruf eilt meiner Herrin voraus, der folgendes besagt: „Die Hausherrin Vedehika ist gütig, die Hausherrin Vedehika ist sanftmütig, die Hausherrin Vedehika ist friedfertig.“ Wie ist das nun, während sie keinen Zorn zeigt, ist er tatsächlich trotzdem in ihr anwesend oder ist er abwesend? Oder ist es nur, weil meine Arbeit ordentlich ist, daß meine Herrin keinen Zorn zeigt, obwohl er tatsächlich in ihr anwesend ist? Angenommen, ich stelle meine Herrin auf die Probe.“

Also stand die Kammerzofe Kali spät auf. Da sagte die Hausherrin Vedehika: „He, Kali!“

„Was gibt es, Herrin?“

„Was ist los, daß du so spät aufstehst?“

„Nichts ist los, Herrin.“

„Nichts ist los, du böse Kammerzofe, und doch stehst du so spät auf!“, und sie war zornig und ungehalten, und sie blickte finster. Da dachte die Kammerzofe Kali: „Tatsache ist, daß, während meine Herrin keinen Zorn zeigt, er tatsächlich in ihr anwesend ist, nicht abwesend; und es ist nur, weil meine Arbeit ordentlich ist, daß meine Herrin keinen Zorn zeigt, obwohl er tatsächlich in ihr anwesend ist, nicht abwesend. Angenommen, ich stelle meine Herrin ein wenig mehr auf die Probe.“

Also stand die Kammerzofe Kali später am Tag auf. Da sagte die Hausherrin Vedehika: „He, Kali!“

„Was gibt es, Herrin?“

„Was ist los, daß du spät am Tag aufstehst?“

„Nichts ist los, Herrin.“

„Nichts ist los, du böse Kammerzofe, und doch stehst du spät am Tag auf!“ und sie war zornig und ungehalten, und sie sprach ungehaltene Worte. Da dachte die Kammerzofe Kali: „Tatsache ist, daß, während meine Herrin keinen Zorn zeigt, er tatsächlich in ihr anwesend ist, nicht abwesend. Angenommen, ich stelle meine Herrin noch ein wenig mehr auf die Probe.“

Also stand die Kammerzofe Kali noch später am Tag auf. Da sagte die Hausherrin Vedehika: „He, Kali!“

„Was gibt es, Herrin?“

„Was ist los, daß du spät am Tag aufstehst?“

„Nichts ist los, Herrin.“

„Nichts ist los, du böse Kammerzofe, und doch stehst du spät am Tag auf!“ und sie war zornig und ungehalten, und sie nahm ein Rollholz, gab ihr einen Schlag auf den Kopf und fügte ihr eine Kopfplatzwunde zu.

Diese Geschichte dürfte wohl ein ziemlich realistisches Bild von der Tiefe der Duldsamkeit vieler Menschen zeichnen. Was also ist zu tun?

Hier gilt der erste Satz des Dhammapada ganz besonders: „Vom Geist geführt die Dinge sind, vom Geist beherrscht, vom Geist gezeugt.“ Nur wenn man sich den Wert der Geduld und den Schaden der Ungeduld immer wieder vor Augen führt und weise betrachtet, kann sich diese Qualität tief in unseren Herzen einnisten.

A V, 215-216: „Fünf Nachteile, ihr Mönche, hat die Ungeduld. Welche fünf?

Vielen Menschen ist man unlieb und unangenehm, (215:) hat viel Feindschaft, begeht viel Unrechtes (216: man ist harschen Wesens, hat Gewissensbisse), man hat einen unruhigen Tod, und beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, gelangt man in niederes Dasein, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, zur Hölle.

A X, 23: „Welche Dinge aber, ihr Mönche, sind weder in Werken noch in Worten zu überwinden, sondern eben durch wiederholtes weises Erkennen? Gier, Haß, Verblendung, Zorn, Wut, Verkleinerungssucht, Herrschsucht und Geiz – diese Dinge sind weder in Werken noch in Worten zu überwinden, sondern eben durch wiederholtes weises Erkennen.

In einigen Lehrreden des Samyutta Nikaya stellt der Erhabene die gegensätzlichen Qualitäten der Duldsamkeit und der Ungeduld in tiefgründigen aber leicht zu behaltenden Geschichte dar. Und auch das Unverständnis der Ungeduldigen kommt deutlich zum Ausdruck.

S 11, 22: „In früherer Zeit einmal, ihr Bhikkhus, hatte sich ein häßlicher, krüppelhafter  Yakkha auf dem Sitze Sakka’s, des Fürsten der Götter, niedergelassen. Da aber, ihr Bhikkhus, wurden freilich die Tavatimsa-Götter unwillig, murrten und zürnten: „Sonderbar wahrlich, unpassend wahrlich (ist es), wie sich da der häßliche, krüppelhafte Yakkha auf dem Sitze Sakka’s, des Fürsten der Götter, niedergelassen hat.“

Wie immer aber, ihr Bhikkhus, die Tavatimsa-Götter unwillig waren, murrten und zürnten, ebenso wurde der Yakkha immer schöner und ansehnlicher und gefälliger.

Da nun, ihr Bhikkhus, begaben sich die Tavatimsa-Götter dorthin, wo sich Sakka, der Fürst der Götter, befand. Nachdem sie sich dorthin begeben hatten, sprachen sie zu Sakka, dem Fürsten der Götter, also: „Da hat sich jetzt, Verehrter, ein häßlicher, krüppelhafter Yakkha auf deinem Sitze niedergelassen. Da wurden freilich, Verehrter, die Tavatimsa-Götter unwillig, murrten und zürnten: Sonderbar wahrlich, unpassend wahrlich (ist es), wie sich da der häßliche, krüppelhafte Yakkha auf dem Sitze Sakka’s, des Fürsten der Götter, niedergelassen hat. Wie immer aber, Verehrter, die Tavatimsa-Götter unwillig waren, murrten und zürnten, ebenso wurde der Yakkha immer schöner und ansehnlicher und gefälliger. Das wird wohl, Verehrter, ein zornfressender Yakkha sein.“

„Da nun, ihr Bhikkhus, begab sich Sakka, der Fürst der Götter, dorthin, wo sich der zornfressende Yakkha befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, schlug er seinen Mantel über die eine Schulter, ließ sich mit dem rechten Knie auf den Boden nieder, und indem er in der Richtung, wo der zornfressende Yakkha war, die zusammengelegten Hände vorstreckte, nannte er dreimal seinen Namen: „Ich bin, Verehrter, Sakka, der Fürst der Götter; ich bin, Verehrter, Sakka, der Fürst der Götter.“

Wie immer aber, ihr Bhikkhus, Sakka, der Fürst der Götter, seinen Namen nannte, ebenso wurde der Yakkha immer häßlicher und krüppelhafter. Nachdem er aber häßlicher und krüppelhafter geworden war, verschwand er auf der Stelle.

Da nun, ihr Bhikkhus, sprach Sakka, der Fürst der Götter, den Tavatimsa-Göttern freundlich zuredend, bei dieser Gelegenheit die folgenden Strophen:

„Nicht bin ich leicht gestört im Denken,

nicht leicht zu erfassen vom Wirbel (des Zornes);

Nicht zürne ich euch länger, der Zorn hat in mir keinen Halt.

Bin ich erzürnt, so rede ich nicht barsch,

und ich rühme mich nicht meiner Eigenschaften;

Ich halte mich selbst im Zaum, indem ich meine eigene Wohlfahrt im Auge habe.

S 11, 4: „Der Erhabene weilte in Savatthi, im Jetahaine, im Parke des Anathapindika. Der Erhabene sprach also: „In früherer Zeit einmal, ihr Bhikkhus, stand ein Kampf bevor zwischen den Göttern und den Dämonen.

Da nun sprach, ihr Bhikkhus, der Dämonenfürst Vepacitti zu den Dämonen: „Wenn, Verehrte, bei dem bevorstehenden Kampf der Götter mit den Dämonen die Dämonen obsiegen und die Götter unterliegen, dann sollt ihr Sakka, den Fürsten der Götter mit den Fesseln, von denen die fünfte die um den Hals ist, fesseln und vor mich in die Stadt der Asuras bringen.“

Und auch Sakka, ihr Bhikkhus, der Fürst der Götter, sprach zu den Tavatimsa-Göttern: „Wenn, Verehrte, bei dem bevorstehenden Kampf der Götter mit den Dämonen die Götter obsiegen und die Dämonen unterliegen, dann sollt ihr den Dämonenfürsten Vepacitti mit den Fesseln, von denen die fünfte die um den Hals ist, fesseln und ihn vor mich in die Versammlungshalle Sudhamma bringen.“ 

In jenem Kampfe nun, ihr Bhikkhus, obsiegten die Götter, die Dämonen unterlagen.

Da nun, ihr Bhikkhus, fesselten die Tavatimsa-Götter den Dämonenfürsten Vepacitti mit den Fesseln, von denen die fünfte die um den Hals ist, und brachten ihn vor Sakka, den Fürsten der Götter, in die Versammlungshalle Sudhamma.

Da aber schmähte und verkleinerte, ihr Bhikkhus, der Dämonenfürst Vepacitti, mit den Fesseln gefesselt, von denen die fünfte die um den Hals ist, Sakka, den Fürsten der Götter, wenn er in die Versammlungshalle Sudhamma eintrat oder sie verließ, mit gemeinen, rohen Worten.

Da nun, ihr Bhikkhus, redete der Wagenlenker Matali Sakka, den Fürsten der Götter, mit der Strophe an:

„Erträgst du es, erhabener Sakka, aus Furcht oder aus Schwäche

  Die rohen Worte aus Vepacitti’s Mund anzuhören?“

„Nicht dulde ich das von Vepacitti aus Furcht, noch aus Schwäche.

  Wie soll denn ein Weiser meinesgleichen mit einem Toren sich

  einlassen?“

 „Nur noch mehr werden die Toren sich erzürnen,

  wenn niemand da ist, der sie abwehrt:

  Darum soll der Kraftvolle mit der härtesten Strafe den Toren abwehren.‘

„Dies eben, meine ich, ist die Abwehr des Toren,

 Wenn einer, der den andern erzürnt sieht, besonnen in Ruhe verharrt.‘

„Darin, daß du solches erträgst, sehe ich einen Fehler!

 Wenn der Tor denkt: aus Furcht erträgt er das von mir –

 Wird der Verblendete noch dreister,

 wie ein Rind es immer mehr wird gegen den, der davon läuft.‘

„Nach Belieben mag er denken oder nicht: aus Furcht erträgt er das von

  mir –

  Es gibt nichts höheres als die Geduld, den Segen,

  der der höchste Segen für den Guten ist.

 Wahrlich, wenn einer, der stark ist, von dem Schwachen (etwas) erträgt,

  Das nennt man die höchste Geduld; immer duldet (sonst) der Schwache.

  Schwäche nennt man die Stärke, wenn jemandes Stärke die Stärke der

  Torheit ist;

  Für die Stärke, die vom Recht geschützt ist, gibt es keinen Widersacher.

  Es ist für einen nur noch schlimmer, wenn man dem Erzürnten wieder

  zürnt;

  Wer aber dem Erzürnten nicht wieder zürnt, der siegt im Kampfe,

  wo schwer der Sieg zu erringen.

  Für beider Segen, für den eignen wie für den des andern, wirkt

  Wer, wenn er den andern erzürnt sieht, besonnen in Ruhe verharrt.

  Ihn, der beiden Heilung bringt, sich selber und dem andern,

  Halten für einen Toren nur die Leute, die unkundig sind der wahren

  Lehre.“

Sakka, der Fürst der Götter, ihr Bhikkhus, wird ja freilich, den Lohn seines eignen Verdienstes auslebend, unter den Tavatimsa-Göttern die Obmacht, die Herrschaft, die Königswürde ausübend, einer sein, der Geduld und Güte preist. Hier (in unserem Orden), ihr Bhikkhus, werdet ihr glänzen, wenn ihr, die ihr in der so wohl verkündeten Lehre und Regel der Zeremonie der Weltabkehr euch unterzogen habt, geduldig seid und gütig.“

Auch auf dem direkten Weg zum Erwachen, der Übung der vier Grundlagen der Achtsamkeit ist khanti ein wesentlicher Bestandteil.

S 47,19: „Die rechte Vorgehensweise dabei, sprach der Erhabene, ist folgende: „Wie Medakathalika, die Gehilfin des Bambusakrobaten, dem Meister gesagt hat: „Ich werde auf mich achten“, so sind die Pfeiler der Achtsamkeit (satipatthana), ihr Mönche, zu pflegen: „Auf den anderen werde ich achten“, so sind die Pfeiler der Achtsamkeit zu pflegen. Auf sich selber achtend, ihr Mönche, achtet man auf die anderen. Auf die anderen achtend, achtet man auf sich selber.

Und wie, ihr Mönche, achtet man, auf sich selber achtend, auf den anderen? Durch Pflege, durch Entfaltung, durch häufiges Tun. So, ihr Mönche, achtet man, auf sich selber achtend, auf den anderen. Und wie, ihr Mönche, achtet man, auf den anderen achtend, auf sich selber? Durch Geduld, durch Gewaltlosigkeit, durch Liebe, durch Teilnahme. So, ihr Mönche, achtet man, auf den anderen achtend, auf sich selber.

A X, 71: „Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: „Ach, möchte ich doch Kälte und Hitze, Hunger und Durst geduldig ertragen und standhaft bleiben bei boshaften und gehässigen Redeweisen, bei entstandenen körperlichen Gefühlen, bei schmerzhaften, scharfen, stechenden, bitteren, unliebsamen, unangenehmen und lebensgefährdenden!“, so soll er eben die Sittenregeln erfüllen, die innere Geistesruhe pflegen, nicht die Vertiefung vernachlässigen, den Hellblick gewinnen und ein Bewohner einsamer Behausungen sein.

Khanti ist wichtig für satipatthana und satipatthana ist, ebenso wie sila und samatha wichtig für die Entwicklung von khanti. Auf dem Weg zum Erwachen wird nie ein einzelner Faktor in Isolation kultiviert.

Wie in den eben zitierten Texten, wird auch im einprägsamsten Gleichnis des Buddhas, dem „Gleichnis von der Säge“, deutlich, daß Duldsamkeit unverzichtbar ist und durch häufige Reflektion entwickelt werden muß. Gleichzeitig wird aber auch herausgestrichen, daß khanti wie alle paramita weiterführend (opanayiko) ist. Khanti ist also einerseits „nur“ ein Anfang, über den metta und upekha weit hinausgehen. Andererseits ist khanti ist aber auch die unverzichtbare Voraussetzung um sich diese Qualitäten anzueignen.

M 21: „Ihr Bhikkhus, sogar wenn Banditen euch barbarisch Glied für Glied mit einer Doppelgriffsäge in Stücke teilen würden, würde derjenige, der einen verdorbenen Geist ihnen gegenüber entstehen ließe, meine Lehre nicht befolgen. Darin, ihr Bhikkhus, solltet ihr euch so üben: „Unser Geist wird unbeeinträchtigt bleiben, und wir werden keine bösen Worte äußern; wir werden in Mitgefühl für ihr Wohlergehen verweilen, mit einem Geist voll Liebender Güte, ohne inneren Haß. Wir werden verweilen, indem wir sie mit einem Herzen durchdringen, das von Liebender Güte durchtränkt ist; und mit ihnen als Objekt werden wir verweilen, indem wir die allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringen, das von Liebender Güte durchtränkt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen.“ Auf solche Weise solltet ihr euch üben, ihr Bhikkhus.

Ihr Bhikkhus, wenn ihr euch diesem Ratschlag vom Gleichnis von der Säge oft zuwendet, seht ihr dann irgendeine Redeweise, unbedeutend oder grob, die ihr nicht ertragen könntet?“

„Nein, ehrwürdiger Herr.“

„Daher, ihr Bhikkhus, solltet ihr euch diesem Ratschlag vom Gleichnis von der Säge oft zuwenden. Das wird lange zu eurem Wohlergehen und Glück gereichen.“

A VIII, 6: „Acht Weltgesetze, ihr Mönche, folgen dem Weltlauf, und der Weltlauf folgt diesen Weltgesetzen. Welches sind sie?

Gewinn und Verlust,  Ehre und Verachtung,  Lob und Tadel,  Freude und Leid.

Dazu passend noch ein Spruch: „Vom Unglück zieh erst ab die Schuld, den Rest ertrage mit Geduld.“ Verfasser unbekannt.

D 1: „Bhikkhus, sollte jemand abwertend von mir, vom Dhamma oder vom Sangha sprechen, so solltet ihr deswegen nicht ärgerlich, verstimmt oder unwirsch werden. Würdet ihr aufgrund solcher Herabwürdigungen, verärgert oder mißvergnügt werden, würde das nur ein Hindernis für euch sein. Denn wenn andere abwertend von mir, dem Dhamma oder dem Sangha sprechen und ihr deswegen verärgert und verstimmt seid, könnt ihr dann erkennen ob das was sie sagen richtig ist oder nicht?“

„Nein, Herr“

„Wenn andere mich, den Dhamma oder den Sangha verunglimpfen, dann müßt ihr das Falsche als falsch erklären und sagen: „Das ist nicht korrekt, das ist falsch, so etwas gibt es nicht bei uns.“

Wenn aber andere mich, den Dhamma oder den Sangha loben, solltet ihr deswegen nicht hocherfreut, vergnügt oder triumphierend werden. Würdet ihr aufgrund dieses Lobes hocherfreut, vergnügt oder triumphierend werden, würde das nur ein Hindernis für euch sein. Wenn andere mich, den Dhamma oder den Sangha loben, solltet ihr das Wahre daran als Wahrheit anerkennen und sagen: „Das ist korrekt, das ist richtig, das gibt es bei uns.“

Sn 623: „Wer schuldlos, Schmähung, Schläge und Gefangenschaft erträgt, gewappnet stark ist mit Geduld, den nenne Brahmane ich.

Sn 266: „Zugänglich und geduldig sein, Besuchen von Asketen auch, zur rechten Zeit ein Lehrgespräch – das wahrlich ist das höchste Heil.“

Matali war wahrscheinlich ein jüngerer Gott und kannte die oben erwähnte Jatakageschichte nicht. Oder die Begebenheit erzählt von einem anderen Sakka. Es ist nicht so leicht den Götterwechsel durch die Äonen zu verfolgen.